Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Langer Schnabel, große Probleme?

Lesezeit: 4 Minuten

Seit Anfang 2017 gibt es keine Junghennen mit gekürzten Schnäbeln mehr zu kaufen. Ist Federpicken und Kannibalismus nun überhaupt noch in den Griff zu bekommen? Ein zweijähriges Beratungsprojekt der Landsiedlung gibt erste Antworten.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Bedenken unter den Legehennenhaltern waren groß, als sie die ersten Tiere mit ungekürzten Schnäbeln aufstallen mussten. Denn es war kaum abzusehen, welche Auswirkungen und Herausforderungen die unkupierten Schnäbel bringen würden.


Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg initiierte deshalb ein Beratungsprojekt zur Haltung von Legehennen mit ungekürzten Schnäbeln. Dieses bei der Landsiedlung Baden-Württemberg angesiedelte Projekt wurde von René Roux und Christian Weik betreut und brachte folgende Erkenntnisse für Legehennenhalter:


1) Warnsignale beachten:

Fehlende Federn in der Einstreu, ein schneller Anstieg blutverschmierter Eier und unvollständiges Gefieder der Tiere sind Warnzeichen für Federpicken, Federfressen und Kannibalismus. Die Verhaltensstörungen sind häufig fehlgeleitetes Futtersuche- und aufnahmeverhalten. Da Hühner durch Beobachten und Nachahmen lernen, kann sich das Federpicken rasch auf die gesamte Herde ausbreiten. Hat die Herde das Verhalten gelernt, bekommt man es als Halter nicht wieder weg.


2) Abstimmen mit Aufzüchter:

Kommen die Junghennen aus einem Stall, in dem viel Beschäftigungsmaterial geboten ist, wird es den Tieren in einem „reizarmen“ Stall langweilig. Durch Austausch mit dem Aufzüchter kann der Halter sicherstellen, dass das Lichtmanagement und die Fütterung im eigenen Betrieb nicht zu sehr abweichen.


Es ist wichtig, die Tageslichtlänge zu steuern und die Junghennen nicht zu früh ins Legen zu treiben, denn bis zur 30. Woche sind die Tiere körperlich nicht vollständig ausgewachsen. Deshalb sollten die Junghennen beim Aufstallen noch nicht legen. Kontrollieren Sie als Halter die Tiere auf intaktes Gefieder und gutes Gewicht. Die Junghennen sollten alle aus dem gleichen Aufzuchtstall und der gleichen Gruppe kommen, denn das „Mischen“ von Hennen führt häufig zu Problemen.


3) Fütterung:

Hühner sind eigentlich „Dschungeltiere“, sind an geringe Lichtintensität und eine reich strukturierte Umgebung angepasst. Sie erkunden diese naturgemäß ausgiebig und sind mit bis zu 15000 Pickschlägen am Tag ständig auf Futtersuche. In der Legehennenhaltung sind die Hühner nach etwa 5000 Pickschlägen satt, verbleiben etwa 10000 Pickschläge, die sie in reiz- armer Umgebung dann möglicherweise an Artgenossen auslassen. Es ist wichtig, alle Mittel auszuschöpfen, die zu einer Steigerung der Futteraufnahme führen, z.B. durch die Futterstruktur.


Pelletfutter hat den Vorteil einer gleichmäßigen Nährstoffverteilung, sättigt die Henne aber schnell, sodass sie wenig Zeit mit der Futteraufnahme verbringt. Im Hinblick auf die Beschäftigung ist Mehlfutter vorzuziehen.


Da gerade junge Hennen bei grob strukturiertem Futter das Bedürfnis haben, sich Mahlhilfen zu verschaffen, können sie präventiv mit Magensteinchen versorgt werden.


Freilandhennen haben einen höheren Erhaltungsbedarf als Bodenhaltungshühner. Deshalb müssen sie mehr Energie zu sich nehmen und die Futteraufnahme muss exakt und regelmäßig überprüft werden.


Tritt Federpicken auf, sollten Sie zunächst die Fütterung prüfen.


4) Haltungssystem:

Federpicken und Kannibalismus ist keine Frage der Bestandsgröße. Das Verhalten zieht sich durch alle Haltungsformen. Prinzipiell gilt, dass Nester großzügig geplant sein und rangniedere Tiere einen Rückzugsort haben sollten.


5) Einstreu und Beschäftigung:

Das Beschäftigungsmaterial Nummer eins ist die Einstreu und sollte immer trocken, locker und scharrfähig und ohne Verkrustungen sein. Als Einstreu eignen sich Holzspäne, Stroh, Strohmehl sowie Sand, Torf oder Holzpellets.


Je besser das Einstreumanagement, desto weniger Beschäftigungsmaterial ist notwendig. Die Abwesenheit von Beschäftigungsmaterial führt nicht zwangsläufig zu Federpicken, wenn das restliche Management stimmt, allerdings lassen sich Herden bei beginnendem Federpicken durch Beschäftigungsmaterial ablenken. Legehennen nehmen gerne abwechslungsreiche Beschäftigungen an. Luzerne, Frischgras oder Pickblöcke eignen sich hierfür gut. Ein zusätzliches Wasserangebot kann der Beschäftigung dienen. Nicht empfehlenswert sind Gasbeton-Steine sowie langes Heu und Stroh, da sie Kropfverstopfungen auslösen können. Wichtig ist, das Beschäftigungsmaterial „interessant“ zu halten und eine Reserve für Problemsituationen aufzubewahren.


6) Licht:

Hühner sehen anders als der Mensch, deshalb muss das Leuchtmittel flackerfrei sein. Eine gleichmäßige Beleuchtung des Aktivitätsbereichs ist vorteilhaft, Lichtflecken und Schattenspiele verunsichern die Tiere. Die Nester sollten so dunkel wie möglich sein. Die Lichtreduktion ist eine Notfallmaßnahme. Eine Umstellung auf Rotlicht ist die letzte, unumkehrbare Maßnahme.


7) Wenn gar nichts hilft:

Legehennenhalter sollten zunächst alle Maßnahmen ausschöpfen. Weitet sich das Problem aus, dann nehmen Sie Kontakt mit dem Geflügelgesundheitsdienst oder dem Berater auf. Anja Rose

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.