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Mais häckseln: Hohes Tempo verspielt Qualität

Lesezeit: 4 Minuten

Jede zweite Maissilage hat eine miserable Häckselqualität. Das kostet Milch und gefährdet die Tiergesundheit. Worauf Sie achten sollten, erklärt Dr. Wolfram Richardt, LKS Lichtenwalde.


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Die Zahl schreckt auf: Knapp 50 % aller Maissilagen des vergangenen Jahres weisen eine ungenügende Häckselqualität auf. Sie erreichen nur die Häckselqualitäts-Klasse 3 oder schlechter (Übersicht 1 und 2).


Mit Häckselqualität ist aber nicht die Häcksellänge gemeint. Schlechte Häckselqualitäten zeigen sich vielmehr in einem erhöhten Anteil an Spindelscheiben, unzerkleinerten Lieschen und größeren Stängelteilen.


Gravierende Folgen:

Dennoch drehen sich die Diskussionen bei Beratern und Landwirten fast nur um die Häcksellänge. Dabei sind die Folgen von schlechten Häckselqualitäten gravierend:


  • Kühe neigen zum selektiven Fressen. Sie fressen von Mischrationen bevorzugt kleine Partikel. Große Partikel sortieren sie aus, besonders dann, wenn sie relativ hart sind. Dies lässt sich sehr gut bei Spindelscheiben oder bei ungehäckseltem oder zu lang gehäckseltem (über 6 cm) Stroh beobachten.
  • Bei Maissilagen mit Häckselqualität 3 und schlechter treten im Restfutter gehäuft Stängelteile und Spindelscheiben auf. Dadurch fressen die Kühe weniger Strukturwirksame Faser, obwohl Analytik, Rationsberechnung sowie Mischen und Vorlegen der Ration passen.
  • Durch das selektive Fressen kommt es zu einer ungleichmäßigen Aufnahme der Mischration über den Tag hinweg. Dadurch schwankt der pH-Wert im Pansen stärker.
  • Trotz eigentlich ausreichender Strukturwirksamkeit der Ration kann es somit zu Azidosen und Pansenfermentationsstörungen kommen.
  • Zu wenig Strukturwirksame Faser kann niedrigere Milchfettgehalte, erhöhtes Auftreten von Labmagenverlagerungen, Klauenrehe u. ä. verursachen.
  • Zudem kann es zu Fehlern bei der Probenahme und Analytik von Maissilagen und Mischrationen kommen.


Ursachen und Abhilfe:

Schlechte Häckselqualitäten sind kein Problem eines speziellen Jahres. Aber woran liegt es dann? Grundsätzlich sind schlechte Häckselqualitäten kein Schicksal, sondern technisches und menschliches Versagen. Die Erfahrung lehrt, wenn sich ein Betrieb der Problematik bewusst wird und gegensteuert, verbessert sich auch die Häckselqualität:


  • Unscharfe Messer und/oder eine abgenutzte Gegenschneide führen zu langen Lieschblättern und Spindelscheiben! Entsprechend des Abnutzungsgrades sollten Sie die Messer schleifen oder die Gegenschneiden nachstellen/erneuern, auch wenn die Häckselkette dadurch anhalten muss und Zeit verloren geht.
  • Falsche Messer (für Gras statt Mais)! Sollte eigentlich nicht passieren, tritt aber manchmal auf.
  • Kein optimaler Druck auf den Schneiden. In der Regel wird dies durch zu hohe Fahrgeschwindigkeiten und/oder zu hoher Einzugsgeschwindigkeiten verursacht. Dadurch wird zu viel Pflanzenmasse durchgezogen und schlecht gehäckselt. Das hat zur Folge, dass z. B. vermehrt lange Maisstängel auftreten. Passen Sie die Geschwindigkeit an und verringern Sie die Drehzahl, auch wenn Sie dadurch weniger Fläche je Zeiteinheit ernten können. Die entstehenden Mehrkosten für die längeren Maschinenlaufzeiten sind niedriger als die Folgekosten einer schlechten Häckselqualität für die Milchproduktion und Tiergesundheit. Die Maisernte reicht in der Regel für ein Jahr und lässt sich nachträglich nicht mehr ausgleichen.
  • Auch ein zu geringer Druck auf die Schneide durch zu wenig Pflanzenmasse kann die Ursache für schlechte Häckselqualitäten sein. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn zu wenig Pflanzenmasse auf dem Feld steht (kalte und nasse Jahre, massive Trockenschäden, Bodenverdichtungen, Feldrand). Die Folgen sind das gehäufte Auftreten von Lieschblättern in der Silage. Steuern Sie mit höheren Fahrgeschwindigkeiten und/oder kürzeren Häcksellängen gegen.
  • Je länger die Häcksellänge ist, desto höher ist das Risiko einer schlechten Häckselqualität. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, unbedingt kurz zu häckseln. Die Schlussfolgerungen aus dieser Erfahrung sind, dass Sie bei bewusst längeren Häcksellängen (theoretische Häcksellänge über 8 mm) die Häckselqualität von Beginn der Ernte noch konsequenter überwachen müssen.
  • Kontrollieren Sie permanent die Häckselqualität während der Ernte. Legen Sie dazu eine verantwortliche Person und ein Kontrollzyklus fest und halten Sie die Kontrolle in einem „Siliertagebuch“ schriftlich fest. In der Regel reichen drei Kontrollen pro Tag. Kontrollieren Sie immer am Beginn jedes Tagesdrittel: Wenn z. B. die Ernte von 10:00 Uhr bis 22:00 Uhr geht, sollten Sie um 10:00 Uhr, 14:00 Uhr und 18:00 Uhr kontrollieren. Dann können Sie noch lenkend eingreifen.
  • Führende Landmaschinenhersteller bringen neue Technologien auf den Markt, um den Spagat zwischen hohen Häckslerleistungen und guter Häckselqualität zu bewältigen. Hier ist sicher noch einiges zu erwarten. Aber auch bei den neuen Aggregaten besteht die He-rausforderung und Aufgabe der guten fachlichen Praxis. Das heißt, die Technik zu pflegen, regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit zu prüfen, zu warten und exakt einzustellen. Dies setzt aber voraus, dass Sie sich bewusst machen, dass die Qualität des Häckselns wichtiger ist als die gehäckselte Menge pro Tag.

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