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Maissilage 2013 - Shredlage: Mehr Milch mit grober Maissilage?

Lesezeit: 6 Minuten

Eine neue Häckselstrategie aus den USA verändert die Struktur der Maissilage. Die Shredlage bringt angeblich mehr Milch. Geht das auch bei uns?


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Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Da schrauben ein paar amerikanische Tüftler die Hälfte der Messer aus einem Maishäcksler heraus, bauen einen anderen Corn-Cracker ein und produzieren eine Maissilage, von der die Kühe mehr fressen und bis zu 2 kg mehr Milch geben sollen. Sie taufen die Erfindung auf den Namen Shredlage und lösen einen Euphorie-Sturm in den USA aus.


Was ist Shredlage?

Das Geheimnis der Shredlage: Die Maispflanzen werden deutlich länger gehäckselt, dennoch werden alle Körner zerkleinert. Das soll gleichzeitig Strukturwirkung und Verdaulichkeit verbessern.


Die Produktion von Shredlage ist mit herkömmlichen Häckslern möglich. Allerdings ist die theoretische Schnittlänge von 19 auf 30 mm hochgesetzt. Dazu werden die Hälfte der Messer abmontiert und zusätzliche kreuz-geschlitzte Walzen (Körnerprozessor) installiert. Diese stehen in einem Abstand von 2,5 mm zueinander, bei konventionellen Verfahren beträgt der Abstand 3,0 mm.


Die Idee dabei: Das langfaserige Material verbessert die Strukturwirkung und erhöht die Zellwandverdaulichkeit. Der Anteil der sogenannten physisch-effektiven neutralen Detergentien-Faser (peNDF) in der Ration steigt. Das verbessert Pansenfunktion, Gesundheit und Milchfettgehalt. Gleichzeitig sollen bei der Shredlage-Produktion statt 50 rund 65 % der Stärke durch den Spalt zwischen den Walzen gepresst werden. Dadurch soll die Stärke deutlich feiner werden, was wiederum die Verdaulichkeit erhöht und die Verluste minimiert.


Beeindruckende Ergebnisse:

Ob sich diese Theorie in der Praxis bestätigt, hat Randy Shaver von der Universität in Madison (Wisconsin, USA) untersucht.


Dazu wurden 8 ha Mais zur Hälfte nach konventionellem Verfahren und zur anderen Hälfte nach dem Shredlage-Verfahren gehäckselt. Die beiden Silagen wurden in separate Siloschläuche gepresst. Nach einem Monat Silierdauer startete der Fütterungsversuch: Dazu erhielten 112 Kühe eine Totale-Mischration (TMR), die zu 50 % entweder aus Maissilage (Kontrolle) oder Shredlage (Versuch) bestand. Die übrigen 50 % der TMR setzten sich in beiden Gruppen aus 40 % Kraftfutter und 10 % Luzernenheu zusammen. Der durchschnittliche Laktationsstand beider Gruppen war nahezu identisch. Die wichtigsten Ergebnisse:


  • Silage-Analyse: Die Silierparameter wie TM- oder Stärkegehalt und pH-Wert lagen auf ähnlichem Niveau. Auch die Verdichtung im Siloschlauch war mit 280 (Shredlage) bzw. 275 kg TM/m3 vergleichbar (Übersicht 1).
  • Schüttelbox: Mit einem Anteil von 31,5 % waren in der Shredlage deutlich mehr grobe Partikel enthalten (Maissilage: 5,6 %). Zudem hatte die Shredlage mehr feine Partikel (26,2 zu 18,4 %), dafür aber deutlich weniger Futtermaterial mittlerer Größe (Übersicht 2).
  • Leistungsdaten: Die Versuchskühe (Shredlage) fraßen 0,6 kg mehr von der TMR und erreichten eine Futteraufnahme von 25,3 kg TM pro Kuh und Tag. Sie gaben mit durchschnittlich 43,5 kg Milch 0,8 kg mehr als die Kühe, die Maissilage bekamen. Die Inhaltsstoffe waren nahezu identisch (Übersicht 3).


Auffällig ist jedoch, dass die Differenz in der Milchleistung zunahm, je länger der Versuch dauerte: So lag die Fett-korrigierte (3,5 %) Milchleistung am Beginn mit 45,4 kg (Shredlage) und 45,8 kg (Kontrolle) gleichauf. Nach acht Wochen gaben die Versuchskühe mit 45,3 kg aber 2,0 kg mehr Milch (Übersicht 4).


  • Verdaulichkeit: Im Nachgang hat Shaver noch die Verdaulichkeiten ermittelt: Sowohl die ruminale (im Pansen) als auch die komplette Stärkeverdaulichkeit war in der Shredlage-Gruppe besser (Übersicht 5). Die Verdaulichkeit der NDF schnitt mit 36,1 zu 32,2 % bei den Versuchskühen ebenfalls besser ab.


Dennoch Skepsis:

Kein Wunder, dass sich diese Ergebnisse unter den US-Milchfarmern herumgesprochen haben wie ein Lauffeuer.


Während 2011 gerade einmal eine gute Handvoll umgebauter Maishäcksler liefen, waren es im vergangenen Herbst schon über 50. In der diesjährigen Kampagne dürften es noch einmal deutlich mehr sein. „Als wir das hörten, haben wir sofort in die Technik investiert. Bei 0,5 kg mehr Milch macht sich das schon bezahlt“, sagt Lloyd Holtermann, der in Watertown 900 Kühe hält. Ob er eine Leistungssteigerung erreicht hat, konnte er bei unserem letzten Besuch leider noch nicht sagen. Er war aber zuversichtlich, dass es gelingt.


Allerdings sind nicht alle so optimistisch. Versuchsansteller Shaver betont, dass es die ersten Ergebnisse seien und weitere Studien folgen müssten. Die Leistungssteigerung führt er vor allem auf die bessere Strukturversorgung zurück. Die länger gehäckselte Silage macht die kraftfutterlastige TMR wiederkäuergerechter. Geklärt werden müsse noch, ob sich tatsächlich die Verdaulichkeit der Stärke und NDF verbessert.


Zudem sind noch viele Fragen offen. So ist unklar, ob sich Shredlage auch in herkömmlichen Fahrsilos ausreichend verdichten lässt. Erfahrungsgemäß ist die Lagerdichte bei länger gehäckselten Maissilagen geringer und es kann zu Problemen mit Nacherwärmung kommen. Eine Studie dazu ist gestartet.


Desweiteren muss geklärt werden, ob sich das Fressverhalten der Kühe ändert. Bei langem Futtermaterial besteht die Gefahr des selektiven Fressens. „Das haben wir in der Praxis zwar nicht beobachtet, aber eine Untersuchung dazu gibt es noch nicht“, sagt Shaver.


Und klar ist, dass das Shredlage-Verfahren auch Nachteile hat: Da nur die Hälfte der Messer im Einsatz sind, können Messerhalter und Gebläse laut Shaver schneller verschleißen. Das verkürzt die Nutzungsdauer des Häckslers.


Hersteller gehen anderen Weg.

Deshalb raten zum Beispiel John Deere und Claas davon ab, ihre Häcksler für das Shredlage-Verfahren umzurüsten. „Wir geben unsere Maschinen nicht mit reduzierter Messerzahl und auch nur für Häcksellängen bis 22 mm frei“, sagt Anne Ehnts von der Firma Claas.


Hinzu kommt, dass die Shredlage-Erfinder ihre Technologie geschützt und patentiert haben und jetzt aktiv vermarkten. Wer Shredlage produzieren will, muss ihre Walzen kaufen.


Doch darauf haben die Häcklser-Hersteller schon reagiert: Beide bieten jetzt offiziell ebenfalls Techniken an, mit denen Maispflanzen länger gehäckselt werden können und dennoch alle Körner zerkleinert werden. Es ist also vom Prinzip her der gleiche Ansatz, sie dürfen es nur nicht Shredlage nennen. Bei Claas heißt die Lösung Multi Crop Cracker, bei John Deere Kernelstar.


Lohnunternehmer Thomas Wolf aus Eussenheim ist ein Pionier dieser neuen Häckseltechnik. Er hatte letztes Jahr einen neuen John Deere-Häcksler im Einsatz, der das Erntegut mit dem Kernelstar-Scheibenprozessor aufbereitet. Dabei sollen die konvex bzw. konkav geformten Scheiben die Körner intensiver zerreiben und den Materialfluss verbessern. „Das klappt! Dass bei der Häcksellänge dennoch alle Körner quasi wie geschrotet sind, hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagt er.


Landwirt Sebastian Kleinhenz aus Werneck hat einen Teil seines Maises mit dem Verfahren häckseln lassen und ist zufrieden. „Früher haben schon einmal Spindelteile die Ausläufe des Injektors bei der Gülle-Ausbringung verstopft, das kommt jetzt nicht mehr vor. Zur Abbaugeschwindigkeit und Gasausbeute kann ich aber noch nichts sagen“, berichtet er.


Auch beim Festfahren gab es keine Probleme, das Siliergut ist gut verdichtet. „Als wir vor ein paar Jahren mit der herkömmlichen Technik längere Häcksellängen ausprobiert haben, hatten wir noch extrem mit Nacherwärmung zu kämpfen“, sagt er. Deshalb überlegt der Milcherzeuer, diesen Herbst auch die Maissilage der Kühe mit der neuen Technik zu häckseln.P. Liste

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