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Mehr Milch für ein langes Leben

Lesezeit: 5 Minuten

Eine intensive Milchtränke von Kälbern steigert die spätere Leistung und Nutzungsdauer. Das zeigen Daten von über 200000 Kälbern in der Praxis.


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Die Versorgung in den ersten Lebenswochen bestimmt die tägliche Zunahme von Kälbern. Und diese beeinflusst die Leistung in der ersten Laktation und die Nutzungsdauer. Das zeigen nicht nur Versuche mit der ad libitum-Tränke (top agrar 7/2015, Seite R12), sondern erstmals auch Daten aus der Praxis.


Im Testherdenprojekt der Zuchtorganisation RinderAllianz dokumentieren 30 Milchviehbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern seit 2005 funktionale Merkmale. Dazu gehören neben dem Geburtsgewicht, dem Kalbeverlauf und Lebendmassedaten von Jungrindern auch alle Behandlungen an Milchkühen nach einem einheitlichen Diagnoseschlüssel. Die Informationen zeigen, welchen Einfluss die Aufzucht auf die spätere Leistung hat.


Wir haben die Daten von 243404 Kälbern aus den Geburtsjahren 2005 bis 2017 ausgewertet. Alle Kälber wurden direkt nach der Geburt gewogen und der Kalbeverlauf dokumentiert. Im Mittel lag das Geburtsgewicht bei 42,6 kg. Dabei wogen männliche Kälber im Schnitt 44 kg und weibliche 41 kg.


Welche Faktoren das Geburtsgewicht beeinflussen, lesen Sie im Kasten rechts. Um den Einfluss von Geburt und Aufzucht auf die Leistung und Nutzungsdauer zu untersuchen, lagen die Daten aus der Aufzucht der Kälber und deren Laktation vor: das Erstkalbealter, das Gewicht am 450. Lebenstag, die Anzahl der Behandlungen in der 1. Laktation, Fruchtbarkeitsparameter sowie Milchleistung, Nutzungsdauer und Abgangsursachen. Von 27664 Kälbern konnten wir außerdem das Gewicht am 80. Lebenstag analysieren.


Leistung und Nutzungsdauer:

Einen signifikanten Einfluss auf die Leistung und Nutzungsdauer der späteren Milchkuh hatten das Geburtsgewicht in Kombination mit dem Geburtsverlauf, das Herdenmanagement, der Jahr-Saison-Effekt sowie die Laktationsnummer der Mutter.


Ein weiterer hoch signifikanter Einflussfaktor sind die Zunahmen bis zum 80. Lebenstag. Kälber, die nur 550 g/Tag zulegten, erreichten im Schnitt 8200 kg in der ersten Laktation (Übersicht 1). Mit höheren Zunahmen stieg auch die Milchleistung an. Bei einer täglichen Zunahme von über 1000 g in den ersten 80 Lebenstagen erreichten die Erstlaktierenden im Schnitt 8700 kg.


Einen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so eindeutigen Einfluss hatte die Aufzuchtintensität auf die Nutzungsdauer (Übersicht 2): Kälber, die 500 g oder weniger pro Tag zunahmen, erreichten im Mittel eine Nutzungsdauer von 1000 Tagen. Bei einer deutlich intensiveren Aufzucht (über 1000 g/Tag Zunahme) stieg die Nutzungsdauer auf durchschnittlich 1100 Tage.


Damit haben es die Landwirte selbst in der Hand: Mit einer intensiven Fütterung der Kälber in der Aufzucht lässt sich das Potenzial der Herde stärker ausnutzen. Die Auswertung macht aber auch deutlich, dass längst nicht jeder diese wertvollen Kapazitäten erkennt. Wenige Betriebe kontrollieren und erfassen die Zunahmen in der Aufzucht. Nur zwei Betriebe in unserer Untersuchung erreichten bis zum 80. Lebenstag tägliche Lebendmassezunahmen von 850 g im Mittel. Ein Betrieb erreichte sogar nur durchschnittliche Zunahmen von unter 650 g je Tier und Tag.


Zunahme bestimmt Euter:

Weshalb ist die frühe Entwicklung so wichtig für die Zukunft der Tiere? Das erklärt die Zell-Physiologie: In den ersten Lebenstagen der Kälber entscheidet sich, wie viele Zellen im Euter für die Milchbildung angelegt werden und aus wie vielen Zellen die Lunge oder das Herz der Tiere bestehen.


Das Wachstum der Organe erfolgt durch Zellteilung bis etwa 40 Tage nach der Geburt. Dies nennt man hyperplastisches Wachstum. Danach wachsen die Organe in Volumen und Masse hauptsächlich durch Zellvergrößerung, also hypertrophisches Wachstum. Zellneubildung findet ab dann nur noch statt, um abgestorbene Zellen zu ersetzen.


Die beste und natürlichste Tränke ist die Milch der eigenen Mutter. Nach der Biestmilchphase ist daher Vollmilch eine gute Möglichkeit bei der Versorgung der Kälber. Entscheidet man sich für Milchpulver, sollte dieses von hoher Qualität und nicht zu dünn angemischt, also der Vollmilch nachempfunden sein.


Unsere Analyse zeigt, dass eine ad libitum-Tränke von Anfang an höhere Zunahmen gewährleistet. Das ist besonders für Kälber mit hohem Geburtsgewicht wichtig, die sonst im Nachteil sind: Sie haben ein höheres Wachstumspotenzial, das aber häufig nicht ausgeschöpft wird.


Diese Kälber nehmen in den ersten Wochen oft weniger zu als leichtere Kälber. Ab der Zufütterung und Aufnahme von Festfutter holen die schwereren Tiere zwar wieder auf und übertreffen die leichteren in den Zunahmen. Die Unterversorgung in der Phase der Zellvermehrung ist aber nicht zu kompensieren.


Eine nennenswerte Kraftfutteraufnahme beginnt erst ab der 6. bis 7. Lebenswoche. Bietet man Kälbern die Tränke bis zur 5. Woche in Abhängigkeit von ihrem Geburtsgewicht oder allen Kälbern ad libitum an, wird klar, welche Mengen Kälber saufen und zunehmen können. Sie erreichen mittlere Zunahmen von über 1000 g.


Eine ad libitum-Tränke ab dem ersten Tag ist schwierig und macht ohne Automatisierung mehr Arbeit. Doch das zahlt sich in Bezug auf die Vitalität der Kälber und ihr Organwachstum bis hin zur Milchleistung in der 1. Laktation aus.


In der späteren Aufzucht, etwa ab dem 6. Monat, sollten die Zunahmen der Tiere wieder gedrosselt werden. Sie haben gutes Fressen gelernt und sollen es auch bis zur Kalbung nicht verlernen. Um eine Verfettung zu vermeiden, muss die Energiedichte der Ration reduziert werden.


Bis dahin aber gilt: Die intensive Tränke in den ersten Tagen und Wochen rentiert sich. -rei-

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