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Milch und Wärme geben Kraft

Lesezeit: 4 Minuten

Die ersten Stunden entscheiden über das Schicksal kleiner Ferkel. Wilfried und Stefanie Gremme sind dann zur Stelle.


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Eine stetige Geburtenkontrolle ist für Wilfried Gremme und seine Tochter Stefanie die wichtigste Voraussetzung, um die Saugferkelverluste niedrig zu halten. „Nur wenn Du zur Stelle bist, kannst Du auch schwächeren und ausgekühlten Ferkeln zu einem guten Start ins Leben verhelfen“, sind sich beide einig.


Mindestens halbstündlich schaut die 24-jährige Hofnachfolgerin deshalb im Abferkelzeitraum nach den Sauen. Am Abend zwischen 22.00 und 23.00 Uhr dreht dann meist ihr Vater noch eine letzte Runde im Abferkelstall. „Wenn viel los ist, schaue ich auch nachts nochmal nach den Sauen. Ansonsten sind sie aber bis morgens um halb sieben alleine – irgendwann muss man ja auch mal schlafen“, begründet der 57-jährige Betriebsleiter.


Familie Gremme bewirtschaftet in Selm im südlichen Münsterland einen Betrieb mit 220 Sauen und Ferkelaufzucht im 3-Wochen-Rhythmus mit vier Wochen Säugezeit. Etwa 30 Sauen ferkeln alle drei Wochen in der Regel mittwochs und donnerstags ab. Stefanie Gremme, die 30 Stunden pro Woche außerhalb des elterlichen Betriebes arbeitet, ist an diesen beiden Tagen zuhause. „Da kann ich mich dann intensiv um die Neugeborenenversorgung kümmern“, begründet die junge Landwirtin.


Auskühlen vermeiden:

Zu Beginn der Geburt legt sie eine Hanfmatte auf das Ferkelnest. Das weiche Material soll die Ferkel besser ans Nest binden. Über der Heizplatte hängt in den ersten Tagen zudem eine Infrarotlampe.


Eine zweite Hanfmatte legt Stefanie Gremme in einen Korb, den sie auf das Ferkelnest stellt. In den Korb kommen ausgekühlte Ferkel, damit sie wieder warm werden. Ist eine Sau bei der Geburt sehr unruhig, setzt die junge Landwirtin zudem alle ihre Ferkel in den Korb. So kann die Sau die Ferkel nicht erdrücken, wenn sie aus Nervosität immer wieder aufsteht.


Sobald die Sau gegen Ende der Geburt ruhiger wird, werden die Ferkel aus dem Korb ans Gesäuge gesetzt. „Diese Methode ist zwar arbeitsaufwändig, doch damit haben wir die Erdrückungsverluste gut in den Griff bekommen“, berichtet Wilfried Gremme. Auch beim Füttern der Sauen am ersten Tag nach der Geburt setzen er und seine Tochter die Ferkel in den Korb und geben sie erst dann zur Sau zurück, wenn sie sich wieder hingelegt hat. Fallen ihnen beim Stalldurchgang zudem unterkühlte Ferkel auf, setzen sie diese in den so genannten Pigsaver. Das ist ein mit Kunststoff ummanteltes Metallquadrat, das auf die Heizplatte gelegt wird (siehe top agrar 7/2012, Seite S 16).


Die Milch macht´s.

Kleine, schwache, letztgeborene und ausgekühlte Ferkel versorgt Stefanie Gremme zudem mit einer Drenchmilch, die Kuh-Kolostrum enthält. Die Milch wird frisch angerührt. Dazu wiegt sie zunächst die benötigte Menge an Milchpulver ab und mischt diese mit heißem Leitungswasser im Verhältnis 1 : 4 an. Anschließend schraubt sie die Flasche auf eine Drenchpistole.


Laut Hersteller sollte ein Ferkel 20 bis 25 ml Milch bekommen. „Das ist für die meisten aber zuviel“, hat Stefanie Gremme beobachtet. Sie gibt stattdessen den Ferkeln so lange Milch, wie sie diese auch abschlucken. Die Menge variiert zwischen 10 bis 25 ml. Wichtig ist ihr zudem, dass die Milchgabe in den ersten sechs bis acht Lebensstunden erfolgt, weil die Ferkel nur in diesem Zeitraum in der Lage sind, die Inhaltsstoffe über die Magenschleimhaut aufzunehmen.


Hat die junge Landwirtin Drenchmilch übrig, hält sie diese in einem Babymilcherwärmer aus dem Humanbereich bei 36 bis 37°C so lange warm, bis weitere Ferkel damit versorgt werden sollen. Rund 100 g Milchpulver, das heißt rund einen halben Liter Drenchmilch, verbraucht sie pro Abferkelgruppe. Das reicht für etwa 25 Ferkel. „Dafür geben wir 3,75 € aus“, berechnet Wilfried Gremme die Kosten für die Drenchmilch.


Ausgaben hin oder her. Seit knapp einem Jahr schwört Familie Gremme auf die Erstversorgung schwacher, unterkühlter und kleiner Ferkel mit der Drenchmilch. Zuvor haben sie diese Ferkel ans Gesäuge angesetzt und ihnen etwas Biestmilch ins Maul gespritzt. „Das hat zwar teilweise auch geholfen, war aber mühsamer und häufig nur Selbstberuhigung, etwas getan zu haben“, ist Wilfried Gremme ehrlich.


Im Vergleich zu sonstigen Energiepräparaten schätzen er und seine Tochter an der Drenchmilch, dass diese warm ist und tierindividuell dosiert werden kann. Zudem macht die Zubereitung weniger Arbeit als das Abzapfen von Biestmilch. „Die Milch ist zwar keine Garantie dafür, dass die Ferkel durchkommen, aber damit geben wir ihnen die Kraft, in den kritischen ersten Lebensstunden selbst auf die Beine zu kommen“, erklärt Stefanie Gremme und verweist auf die Saugferkelverluste von 11,6 % bei 12,4 lebend geborenen Ferkeln je Wurf.

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