Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Mit „lahmen“ Hähnchen zum Erfolg

Lesezeit: 3 Minuten

An der Grenze zu Holland mästen deutsche Betriebe Tierwohl-Hähnchen für niederländische Handelsketten. Die Mäster sind begeistert. Ist das ein Vorbild für Deutschland?


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Zehn deutsche Hähnchenmäster schaffen das, woran die Veredelungswirtschaft in Deutschland seit Jahren mehr oder weniger scheitert: Sie bieten deutlich mehr Tierwohl im Stall, und der Verbraucher zahlt den vollen Preis dafür. Das Fleisch wird allerdings nicht bei uns, sondern in den Niederlanden verkauft. Im dortigen Lebensmittelhandel (LEH) gibt es nämlich eine Besonderheit: Auf Druck von Tierschützern hat der LEH alle Frischfleischprodukte von konventionell gehaltenen Hähnchen aus den Regalen verbannt.


Keine Wahl für den Verbraucher:

„Es funktioniert nur, weil der Handel dem Verbraucher keine Wahl lässt“, ist Amtsveterinär Dr. Albert Groeneveld überzeugt. Er betreut die zehn Betriebe im Kreis Borken. Ein instinktives Ausweichen auf Billigware aus konventioneller Haltung werde so vermieden, erklärt er. Der engagierte Tierarzt ist von dem Konzept auch deshalb so begeistert, weil nicht nur die Haltung, sondern auch die Genetik angepasst wurde. „Die Betriebe mästen nun langsam wachsende Hähnchen, die robuster und vitaler sind“, erklärt Groeneveld. Nach seiner Erfahrung müssen diese Tiere seltener antibiotisch behandelt werden und haben eine bessere Fußballengesundheit. Außerdem seien die Verluste niedriger.


Der Einkaufsleiter vom niederländischen Schlachtunternehmen Esbro, der auch die Tiere der zehn Borkerner Betriebe abnimmt, sieht das etwas differenzierter. „Auch die konventionelle Mast hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt“, erklärt Willem Tel. Man dürfe diese Haltung nicht verteufeln, denn sie sei sehr effizient.


Aktuell schlachtet Esbro in Doetlichem rund 1,2 Mio. Hähnchen pro Woche. Davon sind ein Drittel langsam gewachsende Tiere, sodass der größte Teil weiterhin auf konventionelle Tiere fällt. Auch landesweit dominieren mit 70% Marktanteil weiterhin die schnell wachsenden Rassen. „Bei verarbeiteten Produkten und im Export spielen Tierwohlaspekte bisher keine Rolle“, erklärt Tel die Zahlen. Den Marktanteil weiter zu erhöhen, sei schwierig.


Dennoch ist der Markt ständig in Bewegung. So sind die Handelsketten in den ersten Jahren der Umstellung vor allem auf Beter Leven-Hähnchen umgestiegen, bei denen der niederländische Tierschutzbund die Regeln festlegt. In letzter Zeit setze der Handel aber mehr und mehr auf eigene Konzepte, die unter „konventionell plus“ zusammengefasst werden, berichtet Tel. Im Vergleich zu Beter Leven verzichten Programme wie „Gildehoen“ von der Kette Jumbo oder „Das neue AH-Huhn“ von Albert Heijn auf den Auslauf im Maststall. „Der ist auf vielen Betrieben wegen höherer Emmissionen ohnehin nicht genehmigungsfähig“, meint der Esbro-Manager. Lockere Vorgaben gibt es auch bei den Tageszunahmen und der Besatzdichte (siehe Übersicht).


Den Grund für diesen Strategiewechsel sieht Tel nicht zuletzt in den hohen Preisen für Beter Leven-Produkte, die auch Kunden abschrecken. Hier sind exemplarisch aktuelle Preise für Brust-Filets im LEH aufgelistet:


  • konventionell (D):ca. 6,00 €/kg
  • konventionell plus: ca. 7,50 €/kg
  • Beter Leven (1 Stern): ca. 13,00 €/kg
  • biologisch: ca. 26,00 €/kg


Für den Verbraucher wird der Markt durch die neuen Programme immer unübersichtlicher. Allein das Unternehmen Esbro schlachtet aktuell für zehn verschiedene Konzepte, die alle unterschiedliche Auflagen haben.


Erzeuger stehen Schlange.

Für die Erzeuger geht die Rechnung aber offenbar auf (siehe Reportagen). „Wir haben genügend Betriebe auf der Warteliste, die gerne langsamer wachsende Tiere halten würden“, erklärt Tel. Wann Interessenten zum Zuge kommen, kann er aber nicht vorhersehen. „Derzeit brauchen wir nicht mehr Tiere“, sagt Tel. Somit müsse erst jemand aussteigen, damit andere nachrücken können.


Kontakt:


andreas.beckhove@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.