„Rock’n’Roll – das ist mein Gegenpol zum Stress auf dem Hof. Der Rhythmus und die flotten Bewegungen lenken mich total ab. Für Probleme habe ich am Montagabend, wenn um sieben das Training beginnt, keinen Kopf mehr. Zum Glück! Als Landwirt und Lohnunternehmer weiß ich gar nicht, wie ich ohne diesen Ausgleich zurecht käme.
Jetzt geh’ ich tanzen!
In der Ernte verpasse ich mal drei bis vier Trainings. Das ist ärgerlich, aber nicht anders machbar. Ich hatte schon immer eine gute Kondition und bin beim nächsten Mal auch nicht direkt aus der Puste. Aber ich sitze dann auf dem Mähdrescher und spüre: mir fehlt der Spaß, die Musik und die Gruppe. Wir tanzen in unserer Formation mit sechs Paaren und sind eine super Gemeinschaft. Wir lachen viel! Turnierbesuche und Wettkämpfe gibt’s nicht, diese Ambitionen hat bei uns keiner. Schön und fetzig sind aber die Auftritte zu Geburtstagen, Jubiläen und Firmenveranstaltungen in der Region. Meist hebt sich die Stimmung im Publikum sofort. Die Gäste strahlen, summen, gehen im Takt mit.Meine Tanzpartnerin, seit mehr als 20 Jahren, ist Gloria. Wir sind gut befreundet, nicht mehr und nicht weniger. Nur wenige Paare in unserer Formation sind „im echten Leben“ ein Ehepaar.
Birgit, meine Frau, und ich lieben den Foxtrott. Inzwischen ist es auf Feiern sogar so, dass sie diejenige ist, die sagt: Komm, stell’ das Glas weg, wir tanzen!
Ich habe das Gefühl, dass immer weniger Menschen das Tanzbein schwingen. Auch unser Verein hat Nachwuchssorgen, die junge Generation fehlt. Ich finde das schade, denn mich begeistern der Takt, der Schwung, das Körpergefühl. Da kommt alles in Bewegung. Nach eineinhalb Stunden Training bin ich verschwitzt und glücklich.
Dass ich Rock’n’Roll tanze, wissen inzwischen auch meine Lohnunternehmer-Freunde, die ich vor Langem auf der Fachschule zum Fachagrarwirt im Sauerland kennenlernte. Sie wohnen in ganz Deutschland, wir sehen uns nur alle Jubeljahre. Zu meinem 50. Geburtstag reisten viele von ihnen an: Party auf unserem Hof, inklusive kleiner Tanzshow mit Hebefigur, Durchrutscher, Hocksitz. Das fanden sie ziemlich gut!
Klaus Lempp (52), Rosbach-Rodheim, Hessen,
Ackerbau und Lohnunternehmen,
verheiratet, ein Sohn
