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Nach dem 1. Schnitt ist noch lange nicht Schluss!

Lesezeit: 6 Minuten

Bewirtschaften Sie Ihre Folgeaufwüchse genauso intensiv wie den 1. Schnitt. So können Sie Qualität und Menge Ihrer Silagen verbessern. Tipps gibt Dr. Heidi Jänicke, Landesanstalt für Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern, Dummerstorf.


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Normalerweise bringt der erste Aufwuchs den höchsten Ertrag und die beste Qualität. Doch auch danach ist es wichtig, die Folgeaufwüchse intensiv zu beobachten. Denn nur wer seine Schnitte von der ersten bis zur letzten Nutzung vorausschauend terminiert, kann eine hohe und stabile Futterqualität sichern. Fehlt es nach dem 1. Schnitt im Betrieb an energiereicher (früher Schnitt) oder faserreicher Grassilage (späterer Schnitt), können Sie mit den kommenden Aufwüchsen die Futtersituation entsprechend ausgleichen. Denn durch diese lassen sich Trockenmasseertrag und Qualität steuern.


Was leisten Folgeschnitte?

Der Anteil der einzelnen Schnitte am Gesamt­ertrag kann sehr unterschiedlich ausfallen. Das zeigen ein mehrjähriger Landessortenversuch (LSV) Deutsch Weidelgras auf Mineralboden (sandiger Lehm, Ackerzahl 55) und ein 15-jähriger Praxisversuch auf Niedermoor Grünland (siehe Übersicht 1).


  • Der 1. und 2. Aufwuchs insgesamt brachten im LSV und in dem Praxisversuch etwa 60 % des TM-Jahresertrages.
  • Der 2. und 3. Aufwuchs der Deutschen Weidelgräser kamen auf jeweils knapp 20 % des Jahresertrages.
  • Auf Dauergrünland waren der 2. und 3. Schnitt mit 35 bzw. 30 % des Jahres-ertrags ergiebiger als der 1. Schnitt mit 25 %.
  • Vom 4. bis 5. Aufwuchs der Deutsch Weidelgräser ließ sich in unterschiedlichen Höhen weniger ernten. Dies liegt daran, dass die Bestände bzw. Bestandesbildner entsprechend ihrer Reifegruppe eine unterschiedliche Nutzungsreife aufweisen.


Standort und Jahr:

Wie hoch der Anteil der einzelnen Schnitte am Jahresertrag ausfällt, hängt auch vom Standort ab. Die Ertragsergebnisse für Deutsch Weidelgras aus Übersicht 1 entstanden in Mecklenburg-Vorpommern in Regionen mit 520 bzw. 530 mm Jahresniederschlag im langjährigen Mittel. Die hier im Sommer nicht selten begrenzte Wasserversorgung auf Mineralböden verhindert höhere TM-Erträge der späteren Schnitte.


Auf den Niedermoorstandorten des Praxisgrünlandes dagegen ist vielfach bestes Wachstum zu beobachten, da die Wasserversorgung bei entsprechender Grundwassernähe optimal ist. An diesen Standorten beeinflussen dagegen die großen Temperaturschwankungen und ein langsames Erwärmen im Frühjahr maßgeblich den niedrigeren Anteil der ersten Aufwüchse am Jahresertrag.


Auch die Anzahl der Schnitte kann je nach Jahr unterschiedlich ausfallen. Bei Deutsch Weidelgras auf Mineralboden z. B. gab es nur in jedem dritten bis sechsten Jahr einen 5. Schnitt. In den übrigen Jahren war nach vier Schnitten nur noch ein nicht messbarer Pflegeschnitt vor Winter möglich. Auf dem Praxisstandort gelangen in 12 der 15 Jahre vier Schnitte und in den anderen Jahren nur drei.


Mehr Schnitte, höhere Qualität:

Der Schnittzeitpunkt ist immer ein Kompromiss zwischen Masseertrag und Futterqualität. Frühes Schneiden bedeutet höhere Qualität bei geringerem Ertrag. Spätes Schneiden bringt geringere Futterqualitäten, die sich teilweise nur noch eingeschränkt verwerten lassen, aber eine deutlich größere Futtermenge liefern.


Wenn Sie die Anzahl an Schnitten erhöhen, erzielen Sie nicht automatisch einen höheren Gesamtertrag. Im Gegenteil: Unterschiedliche Versuche zeigen, dass nicht mehr, sondern weniger Schnitte einen höheren TM-Jahresertrag zur Folge haben. Dies geht allerdings auf Kosten der Futterqualität.


Zu diesem Ergebnis kam auch ein Versuch auf einem Niedermoorstandort in Mecklenburg-Vorpommern (Übersicht 2 und 3). Zweimaliges Schneiden erbrachte dabei einen deutlich höheren TM-Jahresertrag (bis zu 108 dt/ha) als die Dreischnittnutzung (max. 79 dt/ha). Mit weniger als 60 % Verdaulichkeit der organischen Masse reicht eine Zweischnittnutzung aber bei Weitem nicht zur optimalen Milchviehfütterung aus. Ein Reduzieren der Schnittintensität hat somit eindeutig Grenzen. In verschiedenen Regionen, Jahren und Beständen kann jedoch auch dreimalige Nutzung schon eine zu geringe Nutzungsintensität sein, um gewisse Qualitätsansprüche erfüllen zu können.


Stimmen Sie außerdem die Düngungsintensität auf die Nutzung ab und achten Sie gezielt auf die Phosphor- und Kalium-Versorgung Ihrer Bestände. Viele Grünlandböden sind nur in Versorgungsstufe A oder B versorgt. Auf diesen Flächen ist eine PK-Düngung unverzichtbar (Übersicht 2 und 3). Kalium-Gaben bringen Sie am besten gesplittet aus, damit die Folgeschnitte ausreichend versorgt sind.


Knackpunkt Aufwuchsdauer:

Die Aufwuchsdauer der Folgeaufwüchse ist variabel und vor allem von Witterung und Wachstumsverlauf abhängig. Durch den 1. Schnitt sind jedoch schon gewisse Zeitspannen für die Aufwuchsdauer bis zu einem der Folgeschnitte vorprogrammiert. Generell gilt, dass in jüngeren Aufwüchsen niedrigere Gehalte an Faser und höhere Gehalte an Rohprotein, Mineralstoffen und Energie bei höherer Verdaulichkeit enthalten sind als in älteren. In Phasen hohen Massewachstums, wie normalerweise beim 1. und 2. Aufwuchs, altert das Futter schnell. Bei wirksam nachgesäten oder neu angesäten Beständen ist das im Vergleich zu älteren Dauernarben nach unserer Beobachtung besonders ausgeprägt. Eine optimale Schnittführung ist daher wichtig, um die vorhandenen Potenziale, qualitativ wie quantitativ, tatsächlich nutzen zu können.


Gängige Faustzahl ist eine Aufwuchsdauer von 30 Tagen für den 2. Schnitt. Diese ist eine gute Orientierung, kann jedoch in einigen Jahren auch deutlich zu lang sein.


Das zeigen z. B. die Futterparameter verschiedener Ansaaten (frühe bis späte Reifegruppe) auf einem Niedermoorstandort (siehe Übersicht 4). Die Fasergehalte im Frischgras lagen dort bei einer Aufwuchsdauer von 30 Tagen zum 2. Schnitt schon überwiegend über dem für energiereiche Silagen geforderten Gehalt von weniger als 240 g/kg TM Rohfaser bzw. 280 g je kg TM ADF (Säure-Detergenz-Faser). Dadurch sinkt vor allem der Energiegehalt im Futter. Entsprechend der Nutzungsreife gab es jedoch Unterschiede in den Fasergehalten der Ansaaten. Frühe Reifegruppen wiesen die höchsten Gehalte auf. Dies unterstreicht nochmals, wie wichtig ein Beobachten der Reifeentwicklung ist.


Eine Aufwuchsdauer für den 2. Aufwuchs von fünf Wochen ließ z. B. auf einem weiteren Niedermoorstandort den Energiegehalt nicht über 6,0 MJ NEL/kg TM steigen, unabhängig davon, wie häufig in vier aufeinanderfolgenden Jahren geschnitten wurde. Soll also der 2. Aufwuchs überwiegend den Bedarf an energiereichen Grassilagen im Betrieb decken, so darf er pauschal möglichst vier Wochen Aufwuchsdauer nicht wesentlich überschreiten.


Letzter Schnitt:

Generell sollen sich die Bestände nach der letzten Nutzung im Jahr vor Wintereinbruch erholen können. Zum Erhalt und zur Ausdauer der Narbe ist entscheidend, dass diese vor Winter eine ausreichende Wuchshöhe erreicht, aber nicht zu hoch wird. Das erhöht sonst die Auswinterungsgefahr. Ist die letzte Nutzung eine Beweidung, ist vor allem auf die Bodenfeuchte zu achten, um Narbenschäden zu vermeiden.


Für alle Schnitte gilt, dass Schnitthöhen von unter 7 cm den Wiederaustrieb der Gräser verzögern und sich somit negativ auf die Folgeaufwüchse auswirken.

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