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Nematoden: Setzen Sie auf die richtige Strategie

Lesezeit: 7 Minuten

Auf immer mehr Rüben-flächen sind Nematoden zu finden. Wie Sie den Schädling in Schach halten können, erklärt Dr. Matthias Daub vom Julius Kühn-Institut, Elsdorf.


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Je nach Fruchtfolge ist der Rü­benzystennematode (Heterodera schachtii) in allen Kernanbaugebieten von Dithmarschen bis Franken und vom Rheinland bis in die Magdeburger Börde mehr oder weniger stark verbreitet. Auch im europäischen Rübenanbau zählt er zu den Hauptschädlingen.


Viele Flächen betroffen:

Genaue Zahlen über seine Ausbreitung bei uns existieren nicht, weil es in Deutschland nur noch wenig nematologisch ausgerichtete Labore gibt, die solche Analysen durchführen können. Dass diese Nematodenart jedoch weiter verbreitet ist, als bisher angenommen, zeigen regionale Erhebungen der Zuckerindustrie und von Verbänden oder Rübenzüchtern.


Häufig handelt es sich um sogenannte latente Befallsdichten, die noch keine akute Gefahr darstellen. Wird dieser latente Befall nicht berücksichtigt, kann der Flächenanteil mit schädigender Nemathodendichte aber steigen. Daher müssen Anbauer gerade solche latenten Befallsherde, die man oft übersieht, unbedingt beachten.


Deutlicher Ertragsschaden:

Die Schadschwelle von 500 Eiern und Larven/100 ml Boden konnte das Julius Kühn-Institut (JKI) in Elsdorf in Versuchen von 2007 bis 2012 bestätigen. Sie ist aber keine feste Größe, sondern ein Richtwert, der interpretiert werden muss. Das tatsächliche Schadpotenzial von Heterodera schachtii hängt neben der Nematodendichte vor dem Anbau auch vom Saattermin der Rüben und von der Witterung während der Vegetationszeit ab (mehr dazu im Kasten auf Seite 75).


Die Besatzstärke im Boden vor dem Rübenanbau ist und bleibt allerdings die Hauptkenngröße, mit der sich Ertragsschäden vorhersagen lassen und worauf sich auch die Schadschwelle bezieht. Ausgehend von den Bedingungen des Versuchsstandortes in Elsdorf (653 mm Niederschlag, Löß-Parabraunerde, 3-jährige Fruchtfolge) lässt sich Folgendes für eine normale Rübensorte herleiten (siehe Übersicht 1):


  • Bei einer Nematodendichte von 500 bis 1 500 Eiern und Larven/100 ml Boden beträgt der Minderertrag im Vergleich zur Schadschwellen-Variante (0 bis 499 Eier und Larven/100 ml Boden) etwa 15 bis 20 %.
  • Ist der Befall deutlich höher, kann der Minderertrag auch 30 % überschreiten.
  • Würde man diese Varianten mit einer Kontrolle ohne Nematoden vergleichen, wären die Ertragsverluste vermutlich noch höher.


Ermitteln lässt sich die Nematodendichte im Feld zurzeit nur über eine Bodenprobe. In einigen Regionen wird auch der Erdschwad an der Verlademaus geprüft. Diese Untersuchung können Sie häufig über die zuständigen Zuckerfabriken anfragen. Alternativ kann sie direkt bei den Pflanzenschutzbehörden der Bundesländer, wie z. B. den Landwirtschaftskammern, erfolgen.


Fruchtfolge einhalten!

Jeder Anbau einer anfälligen Wirtspflanze, wie Raps, Kohl, Spinat u. a. erhöht den Nematodendruck auch in Bodentiefen unterhalb der Ackerkrume. Zudem können zahlreiche Unkrautarten den Schädling vermehren und das völlig unabhängig von der Fruchtfolge. Das gilt vor allem für Ackerhellerkraut und Durchwuchsraps.


Der natürliche Rückgang der Nema-toden z. B. durch Feinde verringert die Dichte nur um einen bestimmten Anteil. Dieser kann in drei Jahren bei 50 bis 70 % liegen. Deshalb sollten bei Anbauabständen unter drei Jahren zusätzliche Maßnahmen erfolgen, um die Nematoden unter die Schadschwelle zu drücken.


Befindet sich die Nematodenpopulation dann unterhalb der Schadschwelle, ist dies zu bedenken: Mit abnehmender Nematodendichte steigt das Potenzial für eine starke Vermehrung deutlich an. Das heißt: Selbst wenn Sie einen Schaden in Rüben mit Erfolg abgewendet haben, breiten sich die Nematoden weiter aus. Dies verursacht zwar im gleichen Jahr keinen weiteren Schaden. Beim nächsten Rübenanbau auf dieser Fläche drückt die höhere Nematodendichte aber wieder den Ertrag.


Nur auf tolerante Sorten setzen?

Derzeit stehen 16 Rübensorten mit Toleranz und 3 Sorten mit Resistenz gegen Rübenzysten-Nematoden zur Verfügung. Die toleranten Sorten erreichen unter Nematodenbefall gegenüber Standardsorten Ertragsvorteile von rund 20 % bei hohem Ausgangsbefall, bei niedrigerem Befall verringert sich dieser Ertragsvorteil. Generell gilt aber, dass der Ertrag einer toleranten Sorte bei Befall in der Regel über dem Niveau einer Normalsorte liegt. Einen Vergleich der aktuellen toleranten und resistenten Rübensorten, den das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) durchgeführt hat, zeigt Übersicht 2.


Wegen der deutlichen Entwicklungsfortschritte empfiehlt es sich, bei resistenten Sorten eine möglichst aktuelle zu wählen. Die neuere resistente Sorte Sanetta liefert Erträge, die mindestens das Niveau einer Standardsorte erzielen kann. Das zeigen eigene Versuche am JKI. Die Hauptleistung solcher Sorten liegt darin, dass sie die Nematodendichte sicher absenken – unabhängig davon, wie hoch die Ausgangsdichte ist. Diese Sorten spielen ihre Vorteile vor allem bei hohem Nematodendruck aus (über 80 % Reduktion möglich) und besonders dann, wenn der Anbau resistenter Zwischenfrüchte nicht möglich ist oder witterungsbedingt nur sehr spät erfolgen kann (siehe Übersicht 3).


Für Anbauer stellt sich die Frage, ob die „Toleranzstrategie“ ausreicht, um die Nematoden langfristig in Schach zu halten. Dazu Folgendes: Wer allein auf diese Strategie setzt, kann den potenziellen Ertrag nicht voll ausschöpfen. Denn in Schadjahren mit sehr hohem Nematodendruck konnte das JKI in eigenen Versuchen auch an toleranten Sorten Ertragsschäden feststellen, die bei ca. 15 % lagen. Wer tolerante Sorten bereits bei niedrigem Ausgangsbefall unter 500 Eiern und Larven/100 ml Boden einsetzt, muss zudem mit einer deutlichen Nematodenvermehrung (um das 3- bis 4-Fache) rechnen.


Wegen des rasanten Zuchtfortschritts liegen nur wenige Erkenntnisse darüber vor, wie sich Nematoden an aktuellen, toleranten Sorten generell vermehren können. Die ersten dieser Sorten (Zulassungsjahre 2005 bis 2006) vermehrten Nematoden geringfügiger als der Standard. Aktuelle Sorten können theoretisch von dieser Regel abweichen. Hier sind dringend weitere Untersuchungen erforderlich.


Das leisten Zwischenfrüchte:

Die Züchtungserfahrung bei resistenten Zwischenfrüchten besteht bereits viel länger als bei Zuckerrüben. Vom genetischen Potenzial her können bestimmte Kulturen die Nematodendichte um mehr als 90 % senken (Topf­versuche). Das JKI prüft zusammen mit dem Bundessortenamt die Resistenzen im Rahmen der Wertprüfung gegen Rübenzysten- und Wurzelgallennematoden (nur Ölrettich).


In der Praxis können Sie beim Anbau solcher Zwischenfrüchte im Jahr vor Rüben von einer Nematodenreduktion von 50 bis 70 % ausgehen. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Aussaat so früh wie möglich erfolgt und der Pflanzenbestand sich gut entwickeln kann.


Treten neben Rübenzystennematoden auch Rübenkopfnematoden auf, empfiehlt es sich, auf Ölrettich zurückzugreifen anstatt auf Senf. Denn dieser vermehrt diese Nematodenart. Wichtig ist es, die Zwischenfrucht nicht zu spät zu säen. Denn späte Aussaaten von Ende August bis in den September hinein, haben wegen abnehmender Bodentemperaturen keinen Effekt mehr auf die Nematodendichte.


Empfehlung für die Praxis:

Wer Winterraps und Rüben gemeinsam in einer Fruchtfolge anbaut, sollte zwischen beiden Pflanzen einen möglichst weiten Abstand einhalten. Wichtig ist es zudem, den Ausfallraps konsequent zu bekämpfen. Denn hier ist das Vermehrungsrisiko von Nematoden wegen der dichten Pflanzendecke besonders hoch. Der richtige Bekämpfungstermin für Ausfallraps ist bei einer Temperatursumme von 250 °C nach Auflauf der Pflanzen erreicht (Summe der Bodentemperaturen in 10 cm Tiefe über 8 °C).


Sinken die Anbauabstände zwischen den Rüben unter drei Jahre, sind in der Regel zusätzliche Maßnahmen gegen Nematodenbefall erforderlich. Um festzustellen, ob und in welcher Stärke sie auftreten, ist eine Bodenprobe vor der Rübenaussaat notwendig.


Bei Befall von deutlich mehr als 500 Eiern und Larven pro 100 ml in der Bodenprobe, empfiehlt sich folgende Strategie: Optimal ist eine Kombination aus toleranten (ertragssichernde Maßnahme) mit resistenten Rübensorten und Zwischenfrüchten (populationsmindernde Maßnahmen). Beobachten Sie die Befallsstärke anhand aktueller Bodenproben. Das sichert dauerhaft ein hohes Ertragspotenzial im Rübenanbau.

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