Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Neue Problemunkräuter im Mais

Lesezeit: 5 Minuten

Im Rheintal breiten sich zunehmend Stechapfel, Spitzklette und Erdmandelgras aus. Volker Heitz vom Landwirtschaftsamt Ortenaukreis zeigt wirksame Gegenmaßnahmen.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Mais ist für viele Betriebe in der Rheinebene die dominierende Ackerbaukultur und zugleich wichtiges finanzielles Standbein. Wenngleich die Zeiten des Monomaisanbaus vorbei sind, werden hierzulande nach wie vor mehr als 50% der Ackerflächen jährlich mit Mais bestellt. Durch die maisbetonte Fruchtfolge selektieren sich im Lauf der Zeit Unkräuter und Ungräser auf den Feldern aus, die von den herkömmlich eingesetzten Herbiziden nur schwer oder unzureichend erfasst werden.


Da sie neben Nährstoffen im Boden auch Wasservorräte binden, führt dies je nach Grad der Verunkrautung zu Ertragseinbußen bei der angebauten Kultur.


Schwer bekämpfbar:

Bei sehr starkem Befall kommen Ernteerschwernisse hinzu, wie z.B. bei Spitzkletten. Die chemische Bekämpfung dieser – oftmals nur in einem regional begrenzten Gebiet auftretenden Pflanzen – ist vielfach recht schwierig.


Hinzu kommt, dass in den allermeisten Gebrauchsanleitungen der zugelassenen Herbizide kaum Informationen über mögliche Wirkungen gegen diese Schadpflanzen zu finden sind.


Der Erstbefall einer Fläche startet meistens vom Feldrand aus oder auf dem Vorgewende und wandert von dort aus weiter ein. So haben sich auf diese Weise im Lauf der Zeit einige mehr oder weniger schwer zu bekämpfenden Schadpflanzen, sogenannte Problemunkräuter bzw. -ungräser, lokal ausgebreitet.


Hier sind jedoch nicht die hinlänglich bekannten Zaunwinden oder Quecken gemeint. Gemarkungsweise, aber auch überregional treten in den letzten Jahren unter anderem Unkräuter wie zum Beispiel Gemeine Spitzklette, Ackerminze, Gemeiner Beifuß, Stechapfel, Landwasserknöterich oder auch Topinambur teilweise stärker in Maisflächen im Rheintal auf.


Weitere lokal auftretende Problemgräser von Bedeutung wären das Bermudagras (Cynodon dactylon) sowie die Wilde Mohrenhirse (Sorghum halepense), die den Mais noch an Wuchshöhe übertreffen kann. Im Folgenden werden die wichtigsten Problemunkräuter sowie mögliche Bekämpfungsmaßnahmen beschrieben.


Gemeiner Stechapfel:

Der Gemeine Stechapfel (Datura stramonium) zählt zu den Nachtschattengewächsen. Er ist wie Mais wärmeliebend und bildet bis zu 1,50m hohe, stark verzweigte Pflanzen. Seine Blüte ist trichterförmig und weiß, die daraus entstehenden Früchte stachelig und ca. 5cm groß. Im Inneren findet man zahlreiche schwärzliche, platte Samenkörner, die mehrere Jahre keimfähig sind. Zu beachten: alle Pflanzenteile sind giftig, insbesondere die Wurzeln und Samen.


Der Stechapfel lässt sich prinzipiell gut bekämpfen, wird jedoch in vielen Fällen durch seine späte Keimung nicht von den zum eigentlichen Behandlungstermin eingesetzten Herbiziden erfasst. Wirksam sind unter anderem Präparate aus der Gruppe der Triketone wie z.B. Callisto, Laudis, aber auch Arrat und Dash oder Maister power (siehe Übersicht 1, Seite 24).


Gemeine Spitzklette:

Die Gemeine Spitzklette (Xanthium strumarium L.) mit ihrer Pfahlwurzel hat sich seit einigen Jahren insbesondere in der südlichen Ortenau breitgemacht.


Sie ist vor allem auf nährstoffreichen Böden zu finden, wird bis zu 1,5m hoch und bildet kleine stachelige Samenkapseln.


Ausgehend vom Feldrand erfolgt die weitere Verbreitung dann hauptsächlich mit Erntegeräten. In der Regel ist eine separate Bekämpfung erforderlich, gute Wirkungsgrade erzielt man mit Peak oder Permit.


Auch die hartnäckigen Topinambur-Pflanzen – eigentlich eine Kulturpflanze, deren Knollen im Rheintal in der Regel zu Spirituosen verarbeitet werden – können sich nicht nur im Mais sehr schnell zum Unkrautproblem entwickeln.


Die Pflanzen sind in der Lage, sich über abgerissene Wurzeln oder abgebrochene kleine Knollen zu vermehren und so rasch im Mais zu verbreiten. Mit dem seit einigen Jahren zugelassenen Herbizid Effigo kann deren Durchwuchs gut bekämpft werden. Gute Wirkungsgrade lassen sich auch mit Callisto oder Arrat plus Dash erzielen. Um eine vollständige Beseitigung zu erreichen, sind zusätzliche Behandlungen im Folgejahr erforderlich.


Erdmandelgras:

Von den im Rheintal vorkommenden, schwer bekämpfbaren Ungräsern spielt seit vielen Jahren vor allem das Erdmandelgras (Cyperus esculentus l.) eine größere Rolle. Es zählt zur Familie der Sauergräser (Cyperaceae) und vermehrt sich fast ausschließlich über Rhizome, an deren Ende sich dann kleine rundliche Knollen, die sogenannten Erdmandeln, bilden. Sie können im Boden jahrelang überdauern und überstehen auch stärkere Frost-perioden.


Eine Vermehrung über Samen ist ebenfalls möglich. Bei günstigen Entwicklungsbedingungen entsteht in relativ kurzer Zeit ein dichter, extrem konkurrenzstarker „Ungrasteppich“ auf der Fläche. Um die Wirkung verschiedener Herbizide gegen Erdmandelgras zu testen, wurde auf einer stark befallenen Fläche bereits in den Jahren 2012 und 2013 ein Herbizidversuch im Mais mit vierfacher Wiederholung angelegt und bonitiert (Übersicht 2).


Seit dem Jahr 2015 erhielt das Mittel Permit (Wirkstoff: Halosulfuron), das im Versuch eine sehr gute Wirkung zeigte, jährlich eine Notfallzulassung für jeweils 120 Tage nach § 53 EU VO zur Bekämpfung von Erdmandelgras. Angestrebt wird mittlerweile eine reguläre Zulassung. Auch mit dem seit geraumer Zeit zugelassenen Maisherbizid Maister Power lassen sich gute Wirkungsgrade gegen dieses Ungras erzielen.


Zuerst ausreißen:

Der einseitige Anbau einer Kultur führt über kurz oder lang immer zum Auftreten von speziell angepassten, unerwünschten Pflanzen. Um die weitere Ausbreitung neu auftretender Schadpflanzen zu verhindern, sollte beim Erkennen erster Befallsherde sofort gehandelt werden.


Dabei muss nicht immer gleich eine Herbizidmaßnahme im Vordergrund stehen. Hier kann je nach Ausmaß des Befalls auch ein Herausreißen der Pflanzen oder eine punktuelle Bekämpfung mit der Rückenspritze sinnvoll sein.


Wo sind neue Wirkstoffe?

Das regelmäßige Mulchen der Feldränder ist ebenso als vorbeugende Maßnahme zu betrachten. Denn haben sich die Schadpflanzen erst einmal auf einer Fläche etabliert, ist in vielen Fällen eine vollständige Beseitigung kaum oder nicht mehr möglich. Letzteres gilt insbesondere für Unkräuter, die unterirdische Ausläufer oder Vermehrungsorgane bilden.


Noch kann mit der in Mais vorhandenen Herbizidpalette nahezu jedes Unkrautproblem zufriedenstellend gelöst werden. Dies könnte sich jedoch mit dem Wegfall von Wirkstoffen rasch ändern. Wünschenswert wären daher, vor allem auf lange Sicht, auch zusätzliche neue Wirkstoffe im Mais. -sl-

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.