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Pflanzverfahren: Schlagkraft contra Sorgfalt?

Lesezeit: 8 Minuten

Beim Legen und Düngen von Kartoffeln gibt es neue Entwicklungen. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich auf der Agritechnica über Neuheiten zu informieren!*Was bringen uns hohe Kartoffel-Bruttoerträge, wenn die Mängel bei 10 % oder sogar noch darüber liegen? Oft diskutieren wir stundenlang über 50 Cent pro dt höhere Vertragspreise, die Abzüge vernachlässigen wir aber. Dabei entsprechen 5 % weniger Knollen-Mängel in etwa dieser Preisdifferenz! Was können wir besser machen? Weil an erster Stelle bei den Abzügen fast immer grüne, beschädigte Knollen stehen, müssen wir das Pflanzverfahren auf den Prüfstand stellen. Denn häufig liegen die Fehler bei der Bodenbearbeitung und Pflanzung. Kombiniert pflanzen nur wenn es staubt Das System „alles in einem Arbeitsgang“ wird unter Kartoffelprofis heftig diskutiert. In der Tat klingt es zunächst verlockend, bis zu fünf Arbeitsgänge von der Bodenlockerung und Krümelung, über das Düngen und Legen bis hin zum Dammaufbau auf einen Streich zu erledigen. Doch welche Vorteile bietet das einphasige Pflanzverfahren tatsächlich? Wo liegen die Grenzen? Hier die Pluspunkte: Mit einer Kombination der Arbeitsgänge lassen sich Kosten von über 20 €/ha einsparen. Der Zeitbedarf für das Kartoffeln pflanzen reduziert sich um etwa 50 % – wichtig vor allem für wachsende Betriebe. Die Dämme setzen sich vor Herbizidbehandlungen besser ab. Damit es aber keine bösen Überraschungen mit z. B. ungleichmäßig auflaufenden Beständen gibt, sollten Landwirte, die einphasig pflanzen, penibel auf Folgendes achten: Trockene Böden: Bei den schweren Gerätekombinationen muss der Boden mindestens bis auf 20 cm Tiefe abgetrocknet sein. Beim Pflanzen muss es stauben. Die Gründe: Bei kombinierten Verfahren greifen die Häufelkörper für den End-dammaufbau und die Lockerungswerkzeuge der Bodenbearbeitung deutlich tiefer in den Boden als die Furchenzieher separater Legemaschinen. Ist der Boden nicht ausreichend abgetrocknet, bildet sich dadurch eine Schmierschicht im Untergrund, die eine tiefe Durchwurzelung und den kapillaren Wassertransport verhindert. Wird zudem der feuchte Boden durch die Dammformbleche zu stark rückverfestigt, bildet der Boden an der Damm-oberfläche nach dem Abtrocknen eine harte Kruste. Das behindert den Gasaustausch. Die Folge: Ungleichmäßig auflaufende Kartoffel-Bestände. Triebkräftiges Pflanzgut: Setzen Sie unbedingt gesundes, triebkräftiges Pflanzgut ein. Weil bei diesem System der End-dammaufbau direkt beim Legen erfolgt, erwärmt sich der Boden langsamer. Die Erdschicht (Oberkante Knolle bis Dammkrone) sollte bei Industriekartoffeln 18 cm, bei Speisekartoffeln 14 bis 15 cm und bei Pflanzkartoffeln 10 bis 11 cm nicht überschreiten. Verwenden Sie keinesfalls physiologisch vorgealterte Partien und kleinfallendes Pflanzgut. Denn Fehlstellen bis zu 80 % können die Folge sein. Kombinierte Pflanzverfahren können ihre Vorteile daher nur bei trockenen Böden und optimaler Witterung ausspielen. Doch es gibt auch Frühjahre, in denen die Witterung einfach nicht mitspielen will. Dann ist es wichtig, dass sich die Maschinen der Kombinationen auch einzeln einsetzen lassen. Die Pflanztechnik auf den Betrieben muss sich daher flexibel an unterschiedliche Bodenverhältnisse anpassen lassen. Geteilte Pflanzverfahren bei unsicherer Witterung Bleibt es eher feucht, führt der Einsatz schwerer Kombinationen zu Bodenverdichtungen. Die Folge sind Wachstumsstörungen und deformierte Knollen. In wechselhaften, eher feuchten Frühjahren empfiehlt sich daher Folgendes: Bei 7 bis 8 °C Bodentemperatur sollten Sie die Fläche rund 20 cm tief mit dem Grubber lockern, damit Luft und Wärme in den Boden kommen. Bereits ein Tag Sonne kann viel helfen. Nach ein- bis zweitägiger Abtrocknung können Sie mit dem Pflanzen beginnen. Auf schweren Böden ist es besser, den Enddamm möglichst erst 2 bis 3 Wochen nach dem Legen zu formen. Dadurch lässt sich das Ertragsrisiko infolge von Auflaufschäden senken. Abhängig vom Bodenzustand können Sie die Legemaschinen mit verschiedenen Bodenbearbeitungsgeräten kombinieren. Neigen die Böden zur Klutenbildung, empfiehlt sich beim Legen der Einsatz eines Rototillers mit voranlaufender Stabwalze im Frontanbau. Dieser zerschlägt Kluten bis in eine Tiefe von 12 bis 15 cm. Optimal ist es, wenn der Boden 5 bis 6 cm unter der abgelegten Pflanzknolle locker ist. Um Schmierschichten zu vermeiden, muss aber die obere Bodenschicht beim Rototiller-Einsatz gut abgetrocknet sein. Ist es dagegen noch zu feucht, eignet sich alternativ besser der Einsatz eines Kreiselgrubbers. Dieser kann im Heckanbau vor der Legemaschine oder in der Fronthydraulik laufen. Die Hersteller bieten mittlerweile Anbauteile für unterschiedliche Kreiselgrubber-Fabrikate an. Vor allem bei wechselnden Böden ist es in unsicheren Frühjahren sinnvoll, die Schlepper hinten und vorne mit Zwillingsreifen auszustatten. Distanzstücke zwischen den Reifen sorgen dafür, dass der Wuchsraum der Kartoffeln nicht überfahren wird. Auch schwere vierreihige Legemaschinen sollten möglichst vierfach bereift sein. Der Bodendruck lässt sich dadurch erheblich senken. Breitreifen eignen sich dagegen in diesen Fällen nicht, weil die Gefahr von Verdichtungen und damit deformierten Knollen zu groß ist. Steinige Böden separieren Wer auf sehr stein- und klutenreichen Böden Qualitätskartoffeln produzieren will, kommt um ein dreiphasiges Pflanzverfahren mit effektiver Separierung der Beimengen nicht herum. In Ländern wie England, Irland, Schottland und Skandinavien ist das Verfahren bereits weit verbreitet. In der ersten Phase formen dabei Beetformer die Beete. Dieser Arbeitsgang legt Spur und Breite fest. Anschließend (Phase 2) nimmt der Beetseparierer eine Breite auf und siebt den Boden durch. Kluten und Steine gelangen über ein Förderband zwischen die Reihen. Das Legen der Kartoffeln (Phase 3) erfolgt zwei-, vier- oder sechsreihig in die separierten Beete. Die Vorteile dieses mehrphasigen Verfahrens: Weil bei der Beettechnik der Wuchsbereich der Kartoffeln nicht überfahren wird, entstehen keine Bodenverdichtungen. Die Pflanzkartoffeln laufen im kluten- und steinfreien Damm schneller auf. Durch das Formen und Separieren erwärmt sich der Boden um 1 bis 2 °C, gleichzeitig reichert sich Sauerstoff an. Die mittige Ablage im großvolumigen Damm reduziert den Anteil „Grüner“. Ohne Beimengen gibt es bei der Ernte weniger deformierte Kartoffeln und weniger Unter- und Übergrößen. Zudem nehmen Beschädigungen durch Kluten oder Steine ab. Die Rodekosten lassen sich senken und Verlesepersonal einsparen. Wermutstropfen ist allerdings der hohe Preis von 400 €/ha. Enthalten ist hier das gesamte Verfahren von der Bodenbearbeitung bis zum Legen. Regional bieten auch Lohnunternehmen oder Maschinenringe diese mehrphasige Pflanztechnik an. Passende Dammform wählen Bei den vorgestellten Pflanzverfahren lassen sich die Legemaschinen mit unterschiedlichen Dammformern ausstatten. Dabei bevorzugen einige Anbauer Trapez-Dämme, andere dagegen bauchige Dämme. Doch welche Dammform ist besser? Dazu kommt die Frage der Reihenweite: Passen Bruttoerträge von mehr als 65 t/ha in einen 75er-Damm oder sind größere Dämme erforderlich? Dazu folgende Empfehlung: Trapezdämme mit 75er-Reihe eignen sich für Saatkartoffeln und Speiseware bei Erträgen bis rund 50 t/ha. Optimal sind sie für die Pflanzkartoffel-Produktion (30 bis 40 t/ha Ertrag). Denn diese Dämme erwärmen sich schnell. Dadurch lassen sich Fehlstellen vermeiden. Bauchige Dämme eignen sich vor allem für großfallende Sortierungen (Industriekartoffeln) und erwarteten Erträgen von über 50 t/ha. Wegen der Form sind sie stabiler und von den Flanken rieselt weniger Erde ab. Dadurch sinkt der Anteil „Grüner“. Allerdings ist das Formen bauchiger Dämme schwieriger, und es ist mehr Erde erforderlich. Daher sind sie rund 3 bis 4 cm niedriger als Trapezdämme (Übersicht 1). Bei erwarteten Erträgen von weit über 50 t/ha ist eine breitere Reihe sinnvoll. Manche Dämme sehen in der Praxis aus wie mit der Kelle abgezogen. Hier schnappen die Kartoffeln nach Luft und Niederschläge können nicht in den Damm eindringen, sondern werden über die Furchen drainiert. Das beeinträchtigt das Kartoffelwachstum stark. Abhilfe können auf leichten Böden gefederte Häufelkörper für den Dammaufbau mit anschließend einzeln aufgehängten, einstellbaren Gitterrollen schaffen. Denn damit bleibt die Dammoberfläche krümelig und Wasser sowie Luft können in den Boden gelangen. Günstiger Nebeneffekt: Der Zugkraftbedarf sinkt um ca. 25 PS. Bei lehmigeren, eher klutigen Böden ist allerdings der Dammaufbau mit großen Zinken und Dammformblechen besser, weil sich damit die Kluten zerdrücken lassen. Über 8 % mehr Marktware mit Reihendüngung Immer mehr Pflanzmaschinen werden mit Reihendüngung ausgestattet. Dabei befindet sich der Düngertank entweder auf dem Legegerät oder in der Fronthy-draulik des Schleppers. Zinken oder Scheiben bringen den Dünger ca. 8 bis 10 cm tief unter die Bodenoberfläche. Optimal sind Düngerbänder, die 5 cm unter der Knollenunterkante und jeweils ca. 8 cm rechts und links der Pflanzknolle liegen. Welche Vorteile die Reihendüngung gegenüber der konventionellen, breit verteilten Düngung bietet, zeigen dreijährige Ergebnisse der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (siehe Übersicht 2): Die Unterfußdüngung von Mehrnährstoffdüngern brachte im Vergleich zur breit verteilten Düngung rund 8 % höhere Marktware-Erträge. Der Grund: Wegen besserer Platzierung des Düngers nehmen die Knollen die Nährstoffe kontinuierlicher auf. Der Dünger muss nicht erst durch Niederschläge zur Knolle transportiert werden. In trockenen Jahren sind die Unterschiede daher noch deutlicher. Insbesondere bei kurzer Vegetationszeit auf leichten Böden brachte die Reihendüngung Ertragsvorteile. Der Anteil Untergrößen war geringer. Eine gesplittete Gabe von 50 % unter Fuß plus 50 % bei 10 cm Wuchshöhe der Kartoffeln war besonders günstig. Mit der Reihendüngung lassen sich im Vergleich zur breit verteilten Variante bis zu 20 % Dünger sparen.

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