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Protein: Schon ab 80 kg bremsen?

Lesezeit: 6 Minuten

Das Thema Nährstoffreduzierung ist aktueller denn je. Ab wann und wie stark der Proteingehalt im Mastschweinefutter abgesenkt werden kann, hat die LWK Niedersachsen untersucht. Andrea Meyer berichtet.


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Schweinehaltern weht der Wind derzeit kräftig ins Gesicht. Tierschützer fordern tiergerechtere Haltungssysteme, Umweltschützer pochen auf eine weitere Reduzierung der Nährstoffausscheidungen.


Auch der Gesetzgeber ist nicht untätig. Er hat die Zügel mit der Verabschiedung der neuen Düngeverordnung (DüV) im Sommer letzten Jahres deutlich angezogen. Die Düngeverordnung schreibt neben den neuen Werten für die tierischen Nährstoffausscheidungen auch geringere Stall- und Lagerungsverluste beim Stickstoff (N) sowie niedrigere N- und P-Salden vor.


Weniger Protein füttern:

Weiteres Ungemach droht den deutschen Tierhaltern mit der Überarbeitung der Tech-nischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft), die noch in diesem Jahr vom Gesetzgeber verabschiedet werden soll. Ein Ziel der Überarbeitung ist die deutliche Senkung der Ammoniak-emissionen. Die Politik will in der neuen TA Luft unter anderem stark nährstoffreduzierte Fütterungsverfahren verbindlich festschreiben.


Für die Veredler stellt sich nun die Frage, wie sie auf die schärferen Vorgaben reagieren können. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist in vielen Betrieben die Fütterung, weil hierdurch die N- und P-Ausscheidungen der Tiere gezielt gesenkt werden können.


Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist: Ab wie viel Kilogramm Lebendgewicht können die Rohproteingehalte im Mastfutter auf wie viel Prozent reduziert werden? Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat dazu mehrere Versuche mit Mastschweinen durchgeführt. Folgende Versuchsvarianten wurden erprobt:


  • 12% Rohprotein ab 100 kg Lebend-gewicht (LG),
  • 12% Rohprotein ab 90 kg LG,
  • 12% Rohprotein ab 80 kg LG,
  • 12% Rohprotein ab 80 kg LG mit mehr Aminosäuren (zwei Versuche mit Danzucht- bzw. BHZP-Genetik),
  • Verzicht auf Eiweißkomponenten ab 100 kg LG.


Basis für alle Versuche war das niedersächsische RAM-Futterkonzept. In insgesamt vier Versuchen wurden die Mastschweine in der Futtergruppe 1 zweiphasig gefüttert, in Futtergruppe 2 dreiphasig. In Gruppe 3 standen die jeweiligen Versuchstiere, die vierphasig gefüttert wurden. In den übrigen zwei Versuchen wurden die Kontrolltiere zweiphasig gefüttert, die Versuchstiere drei- bzw. vierphasig.


Keine Probleme ab 100 kg LG:

Wurde der Rohproteingehalt ab 100 kg LG auf 12% reduziert, passierte erst einmal wenig. Sowohl die Tageszunahmen als auch der Futteraufwand je 100 kg Zuwachs unterschieden sich zwischen den drei Futtergruppen kaum (vergleiche Übersicht 1).


Auch beim Muskelfleischanteil im Bauch (MFA Bauch) gab es keine nennenswerten Unterschiede. Signifikant niedriger war jedoch die Schlachtausbeute. Woran das lag, konnte nicht abschließend geklärt werden.


Deutliche Effekte gab es bei den Nährstoffausscheidungen. Die Tiere in der stark proteinreduziert gefütterten Gruppe 3 schieden im Mittel 10% weniger N (2,87 kg) und rund 6% weniger P2O5 (1,19 kg) aus. Die Futterkosten lagen bei 65,17 € in Gruppe 1, bei 65,89 € in Gruppe 2 bzw. 65,33 € in Gruppe 3.


15% geringere N-Ausscheidung:

Im zweiten Versuch, in dem der RP-Gehalt bereits ab 90 kg LG auf 12% gesenkt wurde, passierte im Hinblick auf die biologischen Leistungen der Tiere ebenfalls wenig. Mit 1015 g Tageszunahmen schnitten die Versuchstiere sehr gut ab (siehe Übersicht 2).


Auch in puncto Schlachtkörpermerkmale konnten die proteinärmer gefütterten Schweine gut mithalten. Federn ließen hier die RAM zweiphasig versorgten Schweine. Der Unterschied in den Indexpunkten war sogar signifikant.


Ein sehr gutes Ergebnis zeigte sich bei den Nährstoffausscheidungen. Rund 15% geringere N- und 12 bzw. 9% niedrigere P-Ausscheidungen gegenüber den nach dem RAM-Konzept gefütterten Schweinen sprechen eine klare Sprache.


Positiv wirkte sich die Proteinabsenkung auf die Futterkosten aus. Mit 61,33 € waren diese knapp 1 € günstiger als in den anderen Futtergruppen.


12% RP ab 80 kg LG möglich?

Kann man die Proteinschraube noch weiter anziehen? Diese Frage sollte in einem dritten Fütterungsversuch mit 12% RP bereits ab 80 kg LG geklärt werden. Wie in Übersicht 3 zu sehen, scheinen die möglichen Grenzen der Proteinabsenkung mit dieser Fütterungsstrategie aber erreicht zu sein. Denn beim Futteraufwand je kg Zuwachs schnitten die Tiere der Gruppe 3 signifikant am schlechtesten ab.


Auch bei der Bewertung der Schlachtkörpermerkmale landeten die Versuchs-tiere auf dem letzten Platz, auch wenn die Unterschiede noch nicht abzusichern waren. Zudem wiesen sie die höchsten Futterkosten je 100 kg Zuwachs auf.


Erwartungsgemäß gut fiel das Ergebnis bei den Nährstoffausscheidungen aus. Mit rund 11% weniger Stickstoff und 5% weniger P2O5 schieden die Versuchsschweine deutlich weniger Nährstoffe aus als die nach dem RAM-Futterkonzept versorgten Mastschweine.


Gezielt Aminosäuren zumischen?

Ob die negativen Effekte der Proteinabsenkung ab 80 kg LG durch eine höhere Zufuhr von Aminosäuren wieder aufgefangen werden können, sollten die Fütterungsversuche Nummer vier und fünf mit unterschiedlicher Genetik klären. In beiden Versuchen (zuerst Danzucht, dann BHZP) wurden die ersten vier essenziellen Aminosäuren im letzten Mastfutter erhöht und der Energiegehalt um 0,2 MJ je kg gesenkt. Auf die Variante „dreiphasige RAM-Fütterung“ wurde verzichtet.


Trotz Aminosäurenzulage konnten die Versuchstiere im ersten „Genetikversuch“ nicht mit den Tieren der RAM-Futtergruppe mithalten (siehe Übersicht 4). Der Futteraufwand war signifikant höher, das Schlachtkörpergewicht niedriger. Dies führte letztendlich zu einem niedrigeren Schinken- und Lachsgewicht. Die Indexpunkte pro kg Schlachtgewicht unterschieden sich allerdings nicht, sie lagen im Mittel bei 0,986.


Die Schlachtkörperbewertung zeigte außerdem, dass die stark eiweißreduzierte Fütterung bei den Kastraten zu schlechteren Ergebnissen führte, während die weiblichen Tiere mit dem Futter gut zurechtkamen.


Die Mastschweine der Versuchsgruppe schieden 3 kg Stickstoff (minus 13%) und 1,27 kg P2O5 (minus 7%) aus.


Im Versuch mit 12% RP ab 80 kg LG und Wechsel der Genetik von Danzucht auf BHZP konnten die Ergebnisse aus den vorherigen Versuchen bestätigt werden. Auch beim Einsatz der BHZP-Tiere verbrauchten die Tiere mehr Futter je kg Zuwachs.


Die stark nährstoffreduziert gefütterten Schweine wiesen um 1,73 € höhere Futterkosten je 100 kg Zuwachs auf, schieden aber 11% weniger N und 5% weniger P2O5 aus.


Ohne Eiweißkomponente:

Der sechste Fütterungsversuch unterschied sich grundlegend von den anderen fünf Versuchen: Denn ab 100 kg LG wurde komplett auf den Einsatz von Eiweißkomponenten verzichtet. Das Ziel war es, den RP-Gehalt auf 10% in der Mischung zu senken. Das gelang leider nicht ganz, weil das eingesetzte Getreide und die Weizenkleie zu viel Protein enthielten. Laut Futtermittelanalyse lag der Rohproteingehalt in der Mischung bei 11%. Neben den vier essenziellen Aminosäuren erforderte die starke RP-Absenkung den Zusatz von Valin. Das war auch in den anderen Endmastfuttern so.


Über die gesamte Mastperiode hinweg betrachtet konnten die stark rohproteinreduziert gefütterten Schweine leistungsmäßig nicht mithalten, wie Übersicht 5 zeigt. Das gilt für die Tageszunahmen, den Futteraufwand und die Schlachtkörperbewertung.


Bei genauerer Betrachtung zeigte sich aber, dass die Leistungen im letzten Mastabschnitt ab 100 kg LG ohne den Einsatz von Eiweißfutter und mit nur 0,37% Phosphor beträchtlich waren. Die Tageszunahmen lagen bei 965 g, der Futteraufwand bei 3,37 kg.


Die Futterkosten der Versuchstiere lagen um rund 1,30 € höher. Die Nährstoffausscheidungen hingegen waren erwartungsgemäß niedriger als bei den Kontrolltieren. Das erklärt sich unter anderem dadurch, dass rund 30% des Gesamtfutterverbrauchs ab 100 kg LG gefressen wurden.-ar-

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