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Raps: Gegen Schädlinge gut gerüstet

Lesezeit: 11 Minuten

Wer den Mut hat, einen geringen Schädlingsbefall unterhalb der Schadschwellen zu tolerieren, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Er vermeidet Resistenzen und schont Nützlinge. Bei hohem Druck sind allerdings ausgeklügelte Strategien notwendig.


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Die Pechsträhne reißt nicht ab – nachdem die Rapserträge bereits im Jahr 2016 deutlich zu wünschen übrig ließen, enttäuschten sie auch in 2017. Später Frost im April und Verticillium-Infektionen setzten den Beständen teils stark zu. Bundesweit ernteten die Rapsanbauer rund 6% weniger als im Vorjahr.


Aktuell sind die Bestände recht unterschiedlich entwickelt. Vielfach macht Nässe den Pflanzen zu schaffen. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sehen viele Rapsbestände eher klein und gedrungen aus.


Ungewöhnlich große Probleme mit Herbstschädlingen traten 2017 nicht auf. In Mecklenburg-Vorpommern zählte der Pflanzenschutzdienst im November/Dezember auf den Kontrollschlägen durchschnittlich 2,2 Erdflohlarven je Pflanze. Das ist zwar etwas mehr als im Vorjahr, aber nicht verheerend. Die Kleine Kohlfliege trat in etwa auf Vorjahresniveau auf.


Jetzt gilt es, die Frühjahrsschädlinge in Schach zu halten. Wegen ihrer zunehmenden Resistenz und der immer engeren Wirkstoffpalette ist das jedoch eine Herausforderung.


Rasante Resistenz:

Die Resistenzsituation wird von Jahr zu Jahr dramatischer. Hier der aktuelle Stand:


  • Rapsglanzkäfer sind mittlerweile bundesweit nahezu vollständig resistent gegenüber Pyrethroiden der Klasse II. Ein Wirkungsabfall zeigt sich auch bei Pyrethroiden der Klassse I im Röhrchentest. Im Feld wirken die Mittel aber noch wie gewohnt. Das Neonicotinoid-haltige Insektizid Biscaya erreicht hingegen nicht mehr immer die gewünschten Wirkungsgrade.
  • Bei Kohlschotenrüsslern weitet sich die Pyrethroid-Resistenz vor allem in Norddeutschland weiter aus. Anders als beim Glanzkäfer bringt ein „Klassenwechsel“ keinen Erfolg, da alle Pyrethroide (Typ I und II) schleichend ihre Wirkung verlieren.
  • Der Große Rapsstängelrüssler und der Gefleckte Kohltriebrüssler weisen bislang noch keine Resistenzen auf und lassen sich nach wie vor mit Pyrethroiden sicher bekämpfen.


Um eine weitere Resistenzausbreitung zumindest zu verlangsamen, sollte man – unabhängig von der Wirkstoffklasse – alle Insektizideinsätze auf das unbedingt notwendige Maß beschränken. Bewerten Sie zudem das vereinzelte Auftreten von Schädlingen nicht über. Denn Raps kann, wie kaum eine andere Pflanze, leichte Schäden sehr gut kompensieren. Dazu ein Beispiel: Verliert ein Rapsbestand durch Glanzkäfer einige Knospen, kommt es nicht zwangsläufig zu Ertragsverlusten. Selbst wenn der Knospenverlust am Haupttrieb ab EC 55 hoch ist, reduziert sich nicht automatisch der Ertrag, weil die Seitentriebe den Schaden kompensieren können. Das zeigen Versuche des Landesamtes für Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Das Fazit: Setzen Sie Insektizide wirklich erst bei Überschreiten der jeweiligen Bekämpfungsschwellen ein.


Vorteilhaft ist dies auch für die Gegenspieler der Schädlinge. So legt z.B. die Tersilochus-Schlupfwespe ihre Eier in Glanzkäferlarven ab, die daraufhin absterben. Die Parasitierungsraten können jahresabhängig bei 45 bis über 80% liegen, zeigen Erhebungen der Uni Göttingen.


Gelbschalen früh aufstellen!

Um im Frühjahr zunächst den Druck mit Großen Rapsstängelrüsslern und Gefleckten Kohltriebrüsslern auf Ihren Flächen festzustellen, hat sich der Einsatz von Gelbschalen bewährt. Egal ob rund oder eckig, ab Anfang Februar gehören die Schalen auf die Flächen. Wie Sie diese am besten platzieren, damit sie auch ihren Zweck erfüllen, ist in Übersicht 1 dargestellt.


Als Erstes tritt der Große Rapsstängelrüssler ausgangs des Winters auf. Bereits bei 5°C Bodentemperatur wird er aktiv. Überwachen Sie den Käfer mittels Gelbschalen daher auf vorjährigen Rapsflächen (jetzt in der Regel Weizen) und zusätzlich in den Rapsbeständen selbst.


Die Bekämpfungsschwelle liegt beim Großen Rapsstängelrüssler bei 10 Käfern pro Gelbschale in drei Tagen oder drei Käfern pro 25 Pflanzen. Ist diese Schwelle erreicht, müssen Sie sofort handeln, da die Käfer vor der Eiablage nur einen kurzen Reifungsfraß durchführen. Nach der Eiablage ist keine Bekämpfung mehr möglich.


Wer den optimalen Behandlungstermin verpasst, findet in der Zeit des Längenwachstums oft S-förmig verdrehte Stängelverformungen und aufgeplatzte Stängel – das sind die typischen Symptome dieses Schädlings. Die Einstich- und Ausbohrlöcher sind zudem Eintrittspforten für Pilze.


Einige Tage nach dem Stängelrüssler tritt häufig der Gefleckte Kohltriebrüssler auf. Gegen diesen sollten Sie vorgehen, wenn Sie mehr als 30 Käfer je Schale in 3 Tagen oder 1 Käfer je Pflanze finden. Typisch für den Schädling sind die schuppenartige Behaarung und ein weißer Fleck auf dem vorderen Rücken.


Da die Käfer vor der Eiablage einen längeren Reifungsfraß von – je nach Witterung – 10 bis 14 Tagen durchführen, bleibt für einen möglichen Insektizideinsatz eine größere Zeitspanne von rund 10 bis 14 Tagen. Auch beim Gefleckten Kohltriebrüssler ist nach der Eiablage keine Bekämpfung mehr möglich. Hat man ihn nicht erwischt, minieren die Larven im Stängelinneren. Die Folge: Erhöhte Anfälligkeit gegenüber Pilzkrankheiten. Zudem sind betroffene Bestände wegen der ausgehöhlten Stängel lageranfälliger bei Sturm oder Extremwetterlagen.


Schadschwelle Glanzkäfer:

Bei Rapsglanzkäfern lässt sich mit der Gelbschale nur der Zuflug feststellen, nicht aber die Befallsstärke. Diese können Sie am besten durch Auszählen der Käfer pro Knospe ermitteln. Wählen Sie dazu 5 Pflanzen an 5 zufälligen Stellen im Hauptbestand aus. Das Vorgewende verzerrt den Befall, ebenso wie große, stark aus dem Bestand herausragende Pflanzen. Klopfen Sie die Käfer im abgetrockneten Bestand vorsichtig vom Haupttrieb in eine Schale. Bis EC 55 liegt der Bekämpfungsrichtwert in einem extrem schwachen Bestand bei mehr als 4 Käfern/Pflanze, ab EC 55 (Einzelblüten sichtbar) bei mehr als 5 Käfern/Pflanze. Normal entwickelte Bestände „vertragen“ einen höheren Besatz (bis EC 55 mehr als 8 bzw. ab EC 55 mehr als 10 Käfer/Pflanze).


Den größten Schaden richten Rapsglanzkäfer bei frühem Auftreten, permanenten Zuflugwellen und langsamer Rapsentwicklung zur Blüte an. Ab Blühbeginn nimmt das Schadpotenzial rapide ab, da der für die Glanzkäfer appetitliche Pollen freiliegt.


Wie stark der Zuflug in dieser Saison sein wird, lässt sich kaum vorhersagen. Tendenziell verringert ein warm-feuchter Herbst den Druck, während ein Winter ohne große Temperaturschwankungen die Überlebenschance der Jungkäfer begünstigt. Im Frühjahr fliegen die Käfer ab 15°C in die Rapsfelder ein. Starker Wind kann den Zuflug verzögern, während Wärme, Sonne und Windstille ihn beschleunigen.


Ein ebenfalls gefährlicher Schädling ist die Kohlschotenmücke, die beträchtliche Schäden verursachen kann. Typisch bei Befall sind geschwollene Schoten, die später aufplatzen und vertrocknen. Die Körner fallen heraus und in der Schote findet man viele weiße Larven.


Die Mücken fliegen kurz vor der Vollblüte aus den vorjährigen Rapsflächen zu und legen bis zu 30 Eier in die Schote. Dabei nutzt die Mücke Verletzungen der Schotenwand durch Kohlschotenrüssler, der somit der Wegbereiter für die Mücken ist. Allerdings kann sie auch eigenständig Schoten anstechen.


Da die Befallsermittlung der Mücken schwierig ist, wird die Bekämpfungsentscheidung an das Auftreten des Kohlschotenrüsslers gekoppelt. Bei schwachem Mücken-Druck liegt der Richtwert bei 1 Rüssler/Pflanze, bei starkem Mücken-Druck bei 0,5 Rüssler/Pflanze. Überprüfen Sie mindestens 25 Pflanzen, besser 50. Als Indikator für das Auftreten der Rüssler dienen die Kokons der Mücken. Untersuchungen des Pflanzenschutzdienstes Mecklenburg- Vorpommern zeigen, dass die Kokondichte auf den Kontrollschlägen in 2017 erstmalig seit 2012 rückläufig war. Dennoch wird 2018 mit einem starken Auftreten des Kohlschotenrüssler und damit auch der -mücke gerechnet.


Die Bekämpfungsrichtwerte wichtiger Frühjahrsschädlinge finden Sie in Übersicht 2. Dargestellt ist auch, wie lang der Überwachungszeitraum sein sollte.


Welche Strategien?

Neben der eigenen Feldkontrolle empfiehlt es sich, auch die Pflanzenschutzwarndienste der Länder mit in die Entscheidung eines Insektizideinsatzes einzubeziehen. Zudem hilft die App „Rapsalarm“, um die Aktivität von Frühjahrsschädlingen richtig einzuschätzen. Diese ermittelt anhand von Wetterdaten der nächstgelegenen Wetterstation, wann


  • die Zuwanderung aus den Winterquartieren startet,
  • die Stängelrüssler mit der Eiablage beginnen,
  • mit stärkerem Rapsglanzkäfer-Zuflug zu rechnen ist und
  • man auf Blütenschädlinge achten muss.


Bei Schädlingsgefahr informiert Sie die kostenlose App per Push-Benachrichtigung.


Geht nun kein Weg mehr an einem Insektizideinsatz vorbei, sind die Wirkstoffe möglichst zu wechseln. Eine Auswahl an Insektiziden entnehmen Sie der Übersicht 3 auf Seite 60. Auffällig ist, dass keine neuen Insektizide zugelassen wurden, sodass die Mittel von 2017 die Produkte für 2018 sind. Folgende Strategie ist in dieser Saison angeraten:


  • Haben Stängel- und Triebrüssler die Bekämpfungsschwelle erreicht, empfehlen sich die wirksamsten Produkte aus den Pyrethroiden der Klassen I oder II. Beim Großen Rapsstängelrüssler ist es wichtig, die Spritzung zügig durchzuführen, bevor er mit der Eiablage beginnt. Treten neben diesen Stängelschädlingen bereits erste Glanzkäfer im Bestand auf, sollten Sie bevorzugt Trebon 30 EC nutzen (Pyrethroid Klasse I).
  • Sind neben den Stängel- und Triebrüsslern bereits sehr viele Rapsglanzkäfer unterwegs, sollte man ab EC 51 des Rapses ein Pyrethroid mit Avaunt oder Plenum 50 WG kombinieren. Diese beiden Mittel benötigen gegen Stängelschädlinge den Pyrethroidzusatz, weil sie allein dagegen nicht ausreichend wirken. Achten Sie bei der Mischung unbedingt auf die B1-Auflage! Setzen Sie das Mittel Biscaya zu diesem frühen Stadium noch nicht ein.


Zurzeit sind Avaunt und Plenum 50 WG (je maximal ein Einsatz) vor der Blüte nach wie vor die Eckpfeiler gegen Glanzkäfer. Sind allerdings die ersten Rapsblüten oder blühende Unkräuter zu erkennen, ist für diese beiden Produkte Schluss. Ab dann müssen Sie z.B. mit den Klasse I Pyrethroiden Mavrik Vita oder Trebon 30 EC arbeiten.


Zu bedenken ist dabei aber Folgendes: Mit Beginn der Rapsblüte geht das Schadpotenzial des Rapsglanzkäfers massiv zurück. In den offenen Blüten fördert er eher die Bestäubung, als dass er schadet.


  • Während der Blüte geht es vor allem um Kohlschotenrüssler. Hat der Befall die Bekämpfungsschwelle erreicht, sollte das Neonikotinoid-haltige Biscaya zum Einsatz kommen. Das Produkt ist zwar für die zweimalige Anwendung zugelassen, sollte wegen der Gefahr eines Sensivitätsverlustes aber nur einmal ausgebracht werden.


Die Empfehlungen zeigen: Bezieht man die Herbstschädlinge mit ein, ist eine optimale Anti-Resistenzstrategie über die gesamte Vegetationsperiode wegen der schmalen Produktpalette nicht möglich. Legen Sie daher höchsten Wert auf den optimalen Einsatz.


Damit es wirklich wirkt…

Unter optimalen Bedingungen erreichen Insektizidmaßnahmen Wirkungsgrade von bis zu 80%. Fehler verschlechtern nicht nur die Wirkung, sondern befeuern langfristig auch Resistenzen. Zudem ist es wichtig, unbedingt die Nützlinge und Gewässer zu schützen. Beherzigen Sie daher folgende Tipps:


  • Prüfen Sie genau, ob die Maßnahme wirklich nötig ist. Falls ja, wechseln Sie die Wirkstoffgruppen innerhalb der Strategie so oft wie möglich. Setzen Sie volle Aufwandmengen ein – das erhöht den Bekämpfungserfolg.
  • Nutzen Sie insbesondere ab EC 51 hohe Wassermengen von mindestens 300 l/ha, um die Pflanzen optimal zu benetzen.
  • Pyrethroide wirken bei Temperaturen bis 15 °C am besten. Ist es wärmer, baut sich der Wirkstoff schnell ab und verliert somit an Wirkung.
  • Das Mittel Plenum 50 WG ist ein Kontaktgift und erfasst auch versteckt sitzende Glanzkäfer. Im Vergleich zum Avaunt wirkt es anfangs besser. Avaunt spielt seine Stärken erst 3 bis 5 Tage nach der Behandlung aus. Beide Produkte besitzen eine lange Dauerwirkung. Während der Maßnahme sollten die Schädlinge aktiv sein.
  • Beim Einsatz von Neonicotinoiden gegen einen starken Glanzkäferdruck in einem blühenden Bestand, sollte man darauf achten, dass die Knospen vollständig freiliegen. Das verbessert die Wirkung.
  • Achten Sie generell unbedingt auf die Bienenschutzauflagen, die sich oft bei Kombinationen mit Fungiziden verändern (siehe Übersicht 3). So behält z.B. Biscaya bei Zusatz eines Fungizids die B4-Auflage, Mospilan wird dagegen bienengefährlich (B1).


Den Bienenschutz beachten!

B1-Mittel sind als bienengefährlich eingestuft. Ist auf Ihrer Fläche die erste Blüte zu sehen (egal ob Raps oder Unkraut), sind diese Produkte tabu. Am besten ist es, rund 3 Tage vor dem Öffnen der ersten Blüten auf den Einsatz zu verzichten.


Bei B2-Mitteln ist die Maßnahme nach dem täglichen Bienenflug bis spätestens 23.00 Uhr erlaubt. Grundsätzlich sollten Sie auch bienenungefährliche B4-Mittel in blühenden Beständen immer abends ausbringen. Das ist für die bestäubenden Insekten weniger stressig.


Bei B2-Mitteln ist die Maßnahme nach dem täglichen Bienenflug bis spätestens 23.00 Uhr erlaubt. Grundsätzlich sollten Sie auch bienenungefährliche B4-Mittel in blühenden Beständen immer abends ausbringen. Das ist für die bestäubenden Insekten weniger stressig.


Friederike Mund und Matthias Bröker, top agrar, in Zusammenarbeit mit Marcus Hahn, Pflanzenschutzdienst Mecklenburg-Vorpommern

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