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Resistenzen: Ramularia ist nicht mehr zu kontrollieren

Lesezeit: 5 Minuten

Bei Ramularia ist die Situation äußerst kritisch: Strobis wirken nicht mehr und Carboxamide lassen deutlich nach. Bleibt nur noch Chlorthalonil gegen den unkalkulierbaren Pilz.


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Bei den meisten Krankheiten (Ausnahme Ramularia) hat sich an der Wirksamkeit der Produkte zum Vorjahr nur wenig verändert. Das bedeutet aber nicht, dass alle Pilze problemlos zu konrollieren sind. Besonders bei den resistenzgefährdeten Krankheiten sollten Sie bei der Bekämpfung die Besonderheiten der unterschiedlichen Wirkstoff-Gruppen beachten.


1. Mehltau:

Gut wirken noch die Spezialprodukte Talius und Vegas. Bei Talius gibt es in Regionen mit häufigem Starkbefall einzelne Isolate, die es nicht sicher kontrolliert. Diese breiten sich derzeit aber noch nicht stark aus. Wichtig ist, eine ausreichende Aufwandmenge ab 0,15 l/ha Talius einzusetzen und Befall mit einem eradikativen (Sporen abtötenden bzw. Pilzwachstum hemmenden) Produkt wie Kantik, Gladio, Ceralo, Pronto Plus, Corbel oder Agent zu beseitigen. Vegas zeigt weniger Unregelmäßigkeiten, aber auch mit diesem Mittel muss man sorgfältig umgehen.


Der Wirkstoff Metrafenon in Capalo hat erheblich abgebaut. Im Weizen ist stärkerer Befall damit nicht mehr zu kontrollieren. Daher sollte man dem Capalo dann Vegas zumischen. In Triticale ist die Wirkung besser. Aber auch hier kann man sich bei Starkbefall nicht nur auf Capalo verlassen.


2. Septoria tritici:

Seit Jahren zeigen Fungizide erhebliche Schwächen gegen diesen Pilz. Ausnahme: Chlorthalonil (Bravo) ist über die Jahre sehr sicher und nicht resistenzgefährdet. Dieser Wirkstoff wird immer wichtiger. Er wirkt am sichersten, wenn man die Behandlung vor Neuinfektionen platziert und Anschlussbehandlungen zeitnah durchführt. Chlorthalonil wirkt nicht kurativ. Die bisherige Zulassung erlaubt zudem nur zwei Anwendungen, sodass sich Septoria nicht ausschließlich mit Kontaktwirkstoffen bekämpfen lässt. Gleiches gilt für Dithane NeoTec, allerdings auf leicht niedrigerem Niveau. Das Mittel Bravo darf nur noch bis zum 31.10.2017 angewendet werden (s. S. 59).


Die besten Azole, Prothioconazol und erst recht Epoxiconazol, haben enorm abgebaut. Nur Prochloraz zeigt sich über die Jahre stabil. Allerdings hat es nie die Wirksamkeit der besten Azole erreicht. Auch mit ihm lassen sich nur mittlere Wirkungen, vor allem eine Kurativwirkung von 3 Tagen erreichen. Alle anderen Azole wirken solo noch weniger.


Optimale Kombinationen aus mehreren Azol-Wirkstoffen bringen aber einen synergistischen Effekt, da jedes Azol einen Wirkschwerpunkt gegen spezielle Septoria-Mutanten aufweist. Dies verhindert, spezielle Septoria-Typen innerhalb der Gesamtpopulation einseitig zu selektieren. Als Mischungspartner ist Prochloraz am effektivsten.


Kombination mit gleichem „Selektionsmuster“, wie z.B. Prothioconazol + Epoxiconazol, wirken nicht synergistisch. Eine Ergänzung von Tebuconazol zu Prothioconazol bringt eine breitere Kontrolle der verschiedenen Septoria-Typen. Bei Starkbefall ist Septoria tritici aber nicht mehr ausschließlich mit Azolen zu kontrollieren.


Carboxamide wirken noch deutlich besser als Azole. Innerhalb der Wirkstoffgruppe variiert vor allem die Kurativwirkung. Elatus Era, Adexar und Ceriax haben die beste, aber auch nicht mehr als 7 Tage Kurativwirkung. Diese sollte man möglichst nicht ausreizen, um eine vorschnelle Resistenzentwicklung zu vermeiden.


Seit 2015 findet man zunehmend verschiedene Septoria-Mutanten in Nordfrankreich, Irland, England und auch in Deutschland. Diese können sich weiter ausbreiten. Betroffene Isolate zeigen Resistenzfaktoren von 30 bis 100. Diese sind aber nicht vergleichbar mit denen der Strobi-Resistenz (Mutante G143A).


Momentan sind die Carboxamide mit den Kontaktwirkstoffen die wichtigsten und wirksamsten Fungizide zur Kontrolle von Septoria tritici.


3. Netzflecken:

An der Situation hat sich von 2015 auf 2016 wenig verändert. Allerdings ist die Resistenzentwicklung schon weit fortgeschritten. Im Norden schwächeln die Carboxamide. Verschiedene Mutanten mit unterschiedlichem Sensitivitätsverlust sind in der Population vorhanden. Die häufigste Mutante ist der C-G79R-Typ mit der stärksten Sensitivitätsverschiebung. Bei über 60% Anteilen an Carboxamid-Mutanten in der Gesamtpopulation führt das zu merklichen Wirkungsverlusten bei allen Carboxamiden. In der Regel besteht eine Kreuzresistenz für alle Carboxamide gegen diese Haupt-Mutante auch für Fluopyram. Trotzdem ist in 2017 noch mit einer Restwirkung zu rechnen.


Bei den Strobis ist die milde Resistenz, verursacht durch die F129L-Mutation, mit einem Anteil von ca. 25% in der Gesamtpopulation weit verbreitet. Die besten Strobis (Pyraclostrobin, Picoxystrobin) wirken aber noch gut.


Die derzeit angebauten Sorten sind in der Regel nur wenig anfällig für Netzflecken, sodass mit einer Kombination aus Strobilurin- + Carboxamid- + Azol auch bei stärkerem Befall eine wirksame Kontrolle möglich bleibt.


4. Ramularia:

Hier ist die Resistenzsituation sehr kritisch geworden. Strobis wirken schon seit Jahren schlecht. Gegen Carboxamide ist ein deutlicher Sensitivitätsverlust bei zunehmend vorhandenen Mutations-Typen festzustellen. Besonders in Bayern findet man Typen (C-H142R und C-H149R), die voll resistent sind. Mit einer weiteren Verbreitung und nachlassender Wirkung ist auch in diesem Jahr zu rechnen.


Prothioconazol wirkte bislang immer noch sehr gut. Verschiedene Isolate, vornehmlich aus Süddeutschland, aber auch einzelne aus dem Norden, zeigten in Laboruntersuchungen zum Teil extrem hohe Resistenzgrade von über 500 – also eine Unwirksamkeit von Prothioconazol gegen Ramularia. Auch in den Feldversuchen kann man eine deutliche Minderwirkung der Carboxamide und von Prothioconazol beobachten. Das bedeutet, dass von beiden Wirkstoffen nur noch eine geringe Nebenwirkung gegen Ramularia zu erwarten ist.


Damit ist Ramularia nur noch mit Chlorthalonil sicher zu kontrollieren – wohl auch längerfristig, da es nicht resistenzgefährdet ist (Multisite-Fungizid). Allerdings steht die längerfristige Zulassung auf dem Prüfstand. Momentan ist Chlorthalonil nur mit den Produkten Credo und Amistar Opti in der Gerste zugelassen. Beide sind mittlerweile als Basisprodukt für die Gerste zu betrachten. Ramularia ist ein schwer zu kalkulierender Erreger, der immer auftreten kann, aber vorbeugend zu bekämpfen ist. Credo bietet in Gerste Ertrags- und Wirkungsvorteile. Muss man gleichzeitig Netzflecken kontrollieren, sind breit wirksame Behandlungen mit vier Wirkstoffgruppen (Chlorthalonil + Strobi + Carboxamid + Azol) angeraten.


Die anderen Krankheiten wie Roste, Fusarium und Rhynchosporium sind deutlich weniger resistenzgefährdet.

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