Im Gegensatz zu den im Jahr 2001 diskutierten Staubabzügen ging es dem Handel und den Mühlen bei den in 2002 verlangten Garantieerklärungen nicht in erster Linie um einen Vorwand für erneute Preisabschläge. Hauptziel war vielmehr, Haftungsrisiken auf die Getreideerzeuger abzuwälzen. Der Handel suchte nach Wegen, dem zunehmenden Druck durch die Endabnehmer gerecht zu werden. Und das gilt auch weiterhin. Jede Stufe will die an sie gestellten Forderungen an die nächst tiefere Instanz weiterleiten, um im Falle des Falles aus dem Schneider, d. h. aus der Produkthaftung, zu sein. Die Angst vor Schadenersatzansprüchen aus dem Lebensmitteleinzelhandel und auch aus der Mischfutterindustrie geht um. Daher stellt der Markt inzwischen strengere Anforderungen als der Gesetzgeber. Und nur mit garantierten Qualitätsstandards, argumentiert der Handel, könne er auch mittel- und langfristig am Ball, sprich im Geschäft, bleiben. So berichten Branchenkenner, dass im Zuge der zunehmenden Internationalisierung der Agrarmärkte die Abnehmer immer öfter international verbindliche Qualitätsmanagementsysteme beim Lieferanten voraussetzen, um das eigene Geschäftsrisiko zu mindern. Beispielsweise aus den Benelux-Ländern heißt es häufig: Ohne Zertifizierung kein Kontrakt. Das wird zumindest solange gelten, wie der Getreidemarkt ein Käufermarkt ist.