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Schädigt falsche Fütterung die Schwanzspitzen?

Lesezeit: 4 Minuten

Schwanzverletzungen sorgen für deutliche Verluste in der Bullenmast. Doch wie kommt es überhaupt dazu? Überraschende Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.


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Verletzungen bzw. Nekrosen an den Schwanzspitzen sind ein ernstes Problem in der Bullenmast. Um Verluste zu vermeiden, kürzen Betriebsleiter mit gehäuften Problemen deshalb die Schwanzspitzen als Propyhlaxe. Damit ist jetzt Schluss – zumindest in Niedersachsen. Denn der Tierschutzplan verbietet ab 2018 das Kupieren der Schwanzspitzen von Mastbullen.


Die Herausforderung: Bullenmäster erkennen Probleme mit Schwanzspitzen-Nekrosen häufig erst, wenn deutliche Veränderungen am Schwanz sichtbar sind oder die Tiere lahmen. Eindeutige Ursachen für das Auftreten sind aber nicht bekannt. Landläufig gilt Vollspaltenboden als Übeltäter: Die Nekrosen sollen durch Trittverletzungen beim Liegen oder durch Verletzungen an Betonspalten entstehen.


Großes Problem in der Praxis:

Doch ist das wirklich so? Um das zu klären, haben wir die Schwanzspitzen von 720 Rindern am Schlachthof beurteilt (Kasten „Rinder am Schlachthof kontrolliert“). Ergebnis: Über die Hälfte aller Tiere hatte Verletzungen an der Schwanzspitze. Allerdings waren auch gut ein Drittel der Schlachtkühe betroffen. Weil Kühe nicht auf Vollspalten stehen, stellt sich die Frage, ob die Haltungsform tatsächlich für die Erkrankung bei Mastbullen verantwortlich ist.


Das wollten wir mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen herausfinden. Dazu haben wir Mastbetriebe (17 bis 700 Bullen) mit und ohne Nekrose-Problemen untersucht. Die Landwirte haben einen Fragebogen zu den Tieren sowie zur Haltung und Fütterung beantwortet, zudem haben wir das Futter analysiert. 97 Betriebe sind in die Auswertung eingeflossen, 70% hielten die Bullen auf Vollspaltenboden.


Die Aufstallung war bei Betrieben mit Nekrosen im Schnitt mit 2,6 m2/Tier enger. Betriebe ohne Probleme hatten ein Platzangebot von 3,0 m2/Tier. Das deckt sich mit den Empfehlungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (3,0 m2/Tier in der Endmast). Die Übersicht auf R28 zeigt, dass es scheinbar einen Zusammenhang zwischen Platzangebot und Nekrosenbildung gibt. Bei geringem Platzangebot (bis 2,8 m2) traten nach Angaben der Bullenmäster in den letzten drei Jahren in fast allen Betrieben Nekrosen auf. Allerdings gaben auch bei über 2,9 m2 in der Endmast noch 69% der Landwirte an, zumindest gelegentlich Schwanzspitzen-Nekrosen bei ihren Tieren zu beobachten. Das zeigt, dass ein geringes Platzangebot die Problematik fördert, ein hohes Platzangebot sie aber nicht verhindert.


Einfluss der Fütterung

: Um die Effekte des Managements zu analysieren, haben wir uns die Fütterung von je zehn Betrieben (Vollspalten) mit starker und ohne bzw. sehr geringer Nekrosen-Problematik angesehen. Dazu haben wir Futterproben auf Zusammensetzung und Struktur untersucht.


Klares Ergebnis: Betriebe mit einer separaten Kraftfuttervorlage oder Betriebe mit dem Angebot von Lockfutter zwischen den Futterzeiten sind signifikant häufiger von Nekrosen betroffen als Betriebe mit Voll-TMR. Außerdem hatten die Rationen in den Problembetrieben mehr pansenfermentierbare Kohlenhydrate und weniger Strukturkomponenten (peNDF bzw. Rohfaser).


Weiter berichteten Landwirte von zeitgleichem Auftreten von Schwanzspitzen-Nekrosen und Klauenrehe. Zudem bildeten sich die Nekrosen nach dem Verfüttern überjähriger Maissilage. In einem Betrieb traten die Verletzungen nur im Herbst auf. Der Betriebsleiter vermutete als Ursache schnell verfügbare Stärke in der Maissilage, da zeitgleich die Gülle schäumte – ein Indiz für hohe Stärkerestgehalte im Kot.


Voll-TMR am besten:

Die Praxisbeobachtungen deuten darauf hin, dass die Futterration das Entstehen von Nekrosen beeinflusst. Andere Untersuchungen bestätigen das. Denn wenig Struktur gepaart mit viel pansenfermentierbaren Kohlenhydraten kann eine Azidose bei den Tieren verursachen.


Die getrennte Vorlage von Grob- und Kraftfutter bzw. Lockfutter erhöht ebenfalls die Azidosegefahr. In der Folge stirbt ein Teil der Pansenflora ab. Das setzt Endotoxine und Histamin frei. Diese schädigen die Gefäße und schränken damit die Durchblutung ein, insbesondere der Extremitäten. Für einen Fütterungseinfluss spricht ebenfalls, dass Bullen mit Nekrosen bei der Schlachtung einen geringeren Pansen-pH-Wert hatten als gesunde Tieren.


Möglicherweise haben Bullen bei enger Aufstallung und auf Betonspalten auch deshalb vermehrt Nekrosen, weil sie kürzer liegen und weniger wiederkauen. Sie bilden weniger Speichel, der den Pansen puffert. Die positiven Effekte von Gummimatten liegen vermutlich in einer längeren Wiederkauzeit und mehr Speichel. Dies gilt ebenso für die Strohaufstallung, bei der die Bullen auch noch Strukturfutter fressen.


Bei zu enger Aufstallung kann auch Stress als potenzieller Auslöser auftreten, da Adrenalin die Durchblutung der Extremitäten reduziert. Nachgewiesen ist, dass die Konzentration an Stresshormonen im Plasma bei enger Aufstallung höher ist. -pl-

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