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Scharfe Schnecke

Lesezeit: 5 Minuten

Erstaunlich einfach und günstig verarbeiten Grobhäcksler Äste und kleine Stämme zu Hackschnitzeln. Wir haben einen Schneckenhacker bei der Landschaftspflege eingesetzt.


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Wohin mit Ästen und kleinen Stämmen beim Zurückschneiden von Landschaftsgehölzen? Verbrennen von Schlagabraum wird immer schwieriger und klassische Holzhäcksler sind ziemlich teuer. Bei der Recherche nach einer Lösung für das Problem sind wir auf den Grobhäcksler ​GH 100 von Vielitz gestoßen und haben das Gerät gekauft. Der Hacker kostet mit Mehrwertsteuer ab 2595€. Dazu kommt eventuell noch Zubehör.


Das Funktionsprinzip ist einfach: Herzstück des Hackers ist eine Schneidschnecke mit drei Windungen. Die Schnecke rotiert an einer einstellbaren Gegenschneide. Auch der Boden unterhalb der Schnecke lässt sich nachstellen. Laut Betriebsanleitung passt bei beiden ein Spaltmaß von 0,5 bis maximal 1 mm am besten.


Direkter Antrieb:

Die Schnecke ist auf einem Wurfrad verschraubt, das die groben Hackschnitzel durch den Auswurfkrümmer schickt. Der Antrieb arbeitet direkt. Ein Getriebe oder eine Überlastsicherung gibt es beim Standardhacker nicht.


Der rund 250 kg schwere Hacker hat einen ca. 1,20 m langen Einzugstrichter, dessen Blech etwas stabiler sein könnte. Die Öffnung vorne misst 64x51 cm (BxH). Am Trichter gibt es einen Bügel, der eine einfache Klappe in den vorderen Bereich des Trichters einschwenkt. Anders als bei einem hydraulischen Einzug kann man damit den Vorschub aber nicht stoppen oder reversieren. Der Trichter lässt sich zum Transportieren oder Parken der Maschine hochklappen und arretieren. Allerdings muss man dazu zwei 8 mm-Schrauben lösen – was etwas lästig, aber durch die Maschinenrichtlinie vorgeschrieben ist.


Unser Hacker wurde mit zwei Auswurfkrümmern geliefert: Einem kurzen, gebogenen zum Befüllen von Säcken und einem längeren mit verstellbarer Klappe am Ende. Hier liegt die maximale Auswurfhöhe bei ca. 1,70 m – zum Beladen von Anhängern ist das knapp. Das Blech der Auswurfklappe ist etwas dünn geraten, es war nach einigen Einsätzen verbeult. Die Krümmer sind so geformt, dass sie der Flugbahn der Schnitzel vom Wurfrad aus folgen.


Die Aufhängung bzw. Arretierung des Auswurfs hat uns nicht gefallen. Der Auswurf lässt sich nur umständlich schwenken, weil die Haken beim Drehen vor den Schachtquerschnitt stoßen. Deshalb muss man ihn teils komplett abnehmen, was nur mit einem 19er-Schlüssel geht. Hier wäre eine Schnellverstellung komfortabler, vor allem, weil der ausgeschwenkte Krümmer 1,40 m gemessen von der Hackermitte übersteht. Mittlerweile hat der Hersteller den Auswurf auf unseren Vorschlag hin geändert.


Wir haben den Schneckenhacker bisher mit zwei Traktoren eingesetzt – einem John Deere 6150M und einem älteren 55 PS-Case IH.


Aggressiver Einzug:

Der Importeur empfiehlt die 540er-Zapfwelle, der Hersteller lässt in seinen technischen Unterlagen auch die 1000er zu. Bei beiden geht der Hacker sehr bissig an die Arbeit. Sobald die Schnecke einen Ast oder Stamm erfasst, zieht das Gerät das Holz sehr schnell und aggressiv ein. Da muss man schon ziemlich aufpassen, dass man nicht von einem Zweig oder Ast erwischt wird! Wir empfehlen in jedem Fall die komplette Schutzausrüstung inklusive Motorsägen-Helm.


Auch schwächere Queräste sind kein Problem, sie knicken im Trichter ab und werden mit eingezogen. Sehr sperriges feines Strauchwerk, wie z.B. Weißdorn, lässt sich allerdings schwer verarbeiten. Aber nur bei diesem Material hat uns ein aktiver Einzug gefehlt.


Unser Gerät wird mit Holz bis zu einem Querschnitt von ca. 10 cm fertig. Der Hersteller bietet alternativ auch einen kleineren Typ für max. 7 cm und ein größeres Modell bis 15 cm an. Bei unserem Einsatz haben wir die dünneren Äste wieder zurück in die Landschaft geblasen und stärkere Abschnitte als Energieholz in Gitterboxen gehäckselt. Die groben Hackschnitzel lagern weniger dicht und trocknen deshalb besser als feine. Allerdings überfordern sie die Zuführsysteme der meisten Heizungen. Sie lassen sich dafür gut in Holzöfen oder Vergaserkesseln verheizen.


Alles, was durch die Schneckenöffnung passte, zerkleinerte unser Hacker problemlos in grobe Hackschnitzel mit 6 bis 8 cm Kantenlänge. Wird der Stamm dicker, dass er nicht mehr durch die Öffnung passt, „beißt“ die Schnecke das Holz ab – wenn die Motorleistung des Schleppers reicht.


Während der 150er keine Probleme hatte, zwang der Hacker den kleinen 55 PS-Schlepper bei starkem Holz schon mal in die Knie. Bei „normalen“ Sortimenten kommt der Traktor wieder auf Touren. Doch starke, sehr lange Abschnitte drückten die Drehzahl weit herunter, das Wurfrad schaffte dann die Schnitzel nicht mehr weg, der Auswurf stopfte und der Motor stoppte. Mit etwas Erfahrung passierte das aber kaum noch: Starkes Holz kappten wir auf 1 bis 1,50 m Länge. Dann erholte sich die Drehzahl des 55ers wieder, und es kam kaum noch zu Verstopfungen.


Verstopfungen sind aber kein großes Drama. Manchmal reicht es, den Zuführboden unterhalb des eingezogenen Holzes abzusenken. Wenn es sich mehr festgesetzt hat, muss man direkt an die Schnecke. Dazu nimmt man zunächst den Auswurf ab. Anschließend die vier Schrauben der Schneckenabdeckung entfernen und man kann die Abdeckung über Schnecke und Wurfrad einfach öffnen. Mit einem Stammheber drehten wir das Wurfrad anschließend weiter, bis sich die Verstopfung löste. Das Ganze ist eine Sache von weniger als fünf Minuten. Mit dem großen Schlepper hatten wir auch nach einem langen Einsatztag keinerlei Probleme. Deshalb halten wir die angegebene Mindestleistung von 40 PS für zu niedrig – weniger als unsere 55 PS sollten es nicht sein, sonst macht es keinen richtigen Spaß.


Sauber verarbeitet:

Der Hacker ist sauber verarbeitet und gut lackiert. Die Wartung ist sehr einfach: Das massive Hauptlager braucht alle zwei Betriebsstunden Fett, dazu regelmäßig die Gelenkwelle schmieren und fertig. Die Schnecke soll eine hohe Standzeit bieten. Sie lässt sich per Winkelschleifer und Fächerscheibe nachschärfen. Dazu liegt der Betriebsanleitung sogar eine Lehre für den richtigen Schnittwinkel bei. Der Hersteller bietet auf YouTube außerdem ein Video zum richtigen Schärfen an. Unter dem Strich eine scharfe Sache, um günstig aus sperrigen Ästen grobe Chips zu machen.


Guido Höner

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