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Schnelles Netz fürs Land!

Lesezeit: 9 Minuten

In vielen ländlichen Regionen fehlt der schnelle Internetzugang. Wir zeigen alternative Anschlusslösungen für Betriebe, die kaum eine Chance auf eine Breitbandverbindung haben.


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Internetseiten werden immer aufwendiger und brauchen ein schnelles Netz. Das ist in ländlichen Gegenden Deutschlands oftmals ein Wunsch-traum. Die Distanz zählt: Wenn Sie in unmittelbarer Nähe zu einem Hauptverteilerkasten sitzen, profitieren Sie vielleicht noch von einer akzeptablen Verbindung. Aber schon Entfernungen von wenigen Kilometern nagen stark an der Leistungsfähigkeit des Kabelnetzes.


Vor allem in den ländlichen Gegenden Niedersachsens, Bayerns sowie in Teilen von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen haben die Leute oft eine unzureichende Internetverbindung, während die Städter davonsurfen. Der Abruf von E-Mails ist meist noch möglich, aber das Radiohören via Web schon das höchste der Gefühle. Und für viele bleibt Fernsehen über das Internet Wunschdenken.


Regionen ohne leistungsfähiges Netz sind nicht nur für Privatpersonen ärgerlich, sondern für Betriebe ein echter Standortnachteil. Die Politik hat das Problem erkannt. Der Bund unterstützt den Breitbandausbau, sodass wir bis 2018 alle mit mindestens 50 MBit/s surfen können – vielleicht.


Wenn Sie aber zwischenzeitlich auf ein schnelles Netz angewiesen sind, können Sie vielleicht auch auf andere Lösungen ausweichen:


  • Surfen per Mobilfunk
  • Aufbau einer eigenen Richtfunkstrecke zum nächsten Netzzugang
  • Netzzugang per Satellit


Die mobile Lösung:

Wenn die Leitung zu schlapp ist, geht es vielleicht per Mobilfunknetzwerk. LTE (Long Term Evolution) ist die vierte Generation des Internets via Mobilfunk. LTE bietet je nach örtlichen Gegebenheiten Übertragungsraten von bis zu 100 MBit/s und damit Verbindungen für vielseitige, mobile Online-Anwendungen.


Desktop-PCs und Laptops lassen sich über stationäre LTE-Verbindungen ebenfalls mit dem World Wide Web verbinden. Die Standgeräte sind mit einem speziellen LTE-Router vernetzt, der das Heim-WLAN versorgt. Den Router können Sie entweder vom Anbieter mieten oder ab ca. 150 € kaufen. Stationäre Tarife bieten mehr Datenvolumen und häufig eine Flatrate für das Telefon.


Das Einrichten des Routers ist relativ einfach. Die beim Kauf beigelegte SIM-Karte wird ins Gerät geschoben und mit dem PC verbunden. Wichtig ist der richtige Platz für den Router. Für einen optimalen Empfang sollten Sie das Gerät im Haus möglichst weit oben und an einem Fenster aufstellen. Keller und Abstellräume eignen sich nicht. Der Router zeigt die Stärke des Funksignals an. Wenn im gesamten Haus eine schlechte Empfangsqualität herrscht, empfiehlt sich eine Antenne auf dem Dach.


Unterwegs mit Stick:

Ein anderer Weg zum schnellen Internet führt über den LTE-Stick mit SIM-Karte. Im Gegensatz zum Router sind Sie damit auch außerhalb des W-LAN mobiler unterwegs. Den Stick verbinden Sie über den USB-Anschluss mit dem Computer. Das funktioniert aber nur mit dem gerade angeschlossenen Gerät. Wenn in Ihrem Haushalt mehrere Familienmitglieder regelmäßig gleichzeitig surfen wollen, sollten Sie auf jeden Fall den Router vorziehen. Er benötigt nur eine einzelne SIM-Karte, unabhängig von der Zahl der verbundenen Geräte und ist meist mit einer Firewall zum Schutz gegen Hackerangriffe ausgestattet.


LTE hat seinen Preis. Die Kosten können stark schwanken. Sie hängen unter anderem vom übertragenen Datenvolumen und der tatsächlich abrufbaren Datenrate ab. Für eine Übertragungsrate von 50 MBit/s kann schon einmal ein monatlicher Betrag von 60 € fällig werden. Fast alle Tarife sind zusammen mit einer Flatrate zu haben. Eine monatliche Pauschalgebühr verspricht surfen ohne Limit – was allerdings in der Praxis nicht immer stimmt. Denn das Datenvolumen ist trotz Flatrate ein begrenzender Faktor.


Wenn Sie das vereinbarte monatliche Datenkontingent vor dem Abrechnungstag aufbrauchen, werden Sie schnell merken, dass der Zugang zum Web langsamer wird. Eine programmierte Drossel senkt dann die Übertragungsrate, bis die neue Abrechnungsperiode startet. Bis dahin surfen Sie meist auf einem Niveau zwischen 300 und 400 KBit/s. Bei mobilen Geräten ist die Drosselung noch stärker. Meist liegt das gängige Datenkontingent zwischen 10 und 30 GB.


Als Alternative bietet sich an, zusätzliches Volumen bis zum Abrechnungstag zu buchen. Benötigen Sie diese Aufstockung aber regelmäßig, kann das ins Geld gehen und Sie sollten einen anderen Tarif buchen.


Zudem ist die Leistung des gesamten Netzes begrenzt. Je mehr Menschen in der Gegend LTE verwenden, desto langsamer sind auch Sie im Internet unterwegs. Zwar können laut Netzbetreiber 92% der Haushalte in Deutschland LTE empfangen, Mobilfunk ist jedoch nicht in allen Ecken des Landes gleich verfügbar. Wenn Sie nicht im Einzugsbereich des LTE-Netzes leben, bleibt Ihnen auf diesem Weg ein schnelles Internet verwehrt. Dann steht die langsamere UMTS-Technik und im noch schlechteren Fall das GSM-Netz zur Verfügung, was kaum ausreicht. Ob Sie LTE in den eigenen vier Wänden empfangen, können Sie im Internet prüfen (z.B. unter www.4g.de).


Ausweg mit Richtfunk:

Ist LTE keine Option, können Sie versuchen, über eine Richtfunkstrecke den Kontakt aufzubauen. Von einem schnellen Netzzugang, z.B. im Haus eines Bekannten, bauen Sie eine eigene Funkverbindung zum Hof auf.


Das eigene Richtfunksystem besteht aus speziellen Antennen, die exakt aufeinander ausgerichtet sind und elektromagnetische Wellen gegenseitig senden und empfangen können. Diese Antennen erhalten Sie im Internet-Fachhandel, z.B. bei www.omg.de, ab etwa 85 € pro Stück – wobei Sie mindestens zwei davon benötigen.


Das System kann als Punkt-zu-Punkt-System eingerichtet sein. Dann kommunizieren zwei Anlagen miteinander. Beim Punkt-zu-Mehrpunkt-System besteht Kontakt zwischen mehr als zwei Antennen. Für einen problemlosen Einsatz müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Zwischen beiden Anlagen muss Sichtkontakt bestehen und der Weg für die Signale frei von Hindernissen sein. Richtfunksysteme eignen sich im flachen Münsterland also besser als im bergigen Allgäu. Doch in hügeligem Gelände kann schon eine kleine Talsenke für die notwendige Sicht ausreichen, damit sich auch hier eine Richtfunkverbindung einrichten lässt. Moderne Systeme sind mittlerweile recht wetterunempfindlich.


Optionale Relaisstationen können die Wellen spiegelartig um ein Hindernis herum lenken – falls Sie eine passende Stelle für das Relais finden. Die Antenne am Ausgangspunkt des Kabelnetzes sendet die Signale dann zu dieser Überbrückungsstation. Von dort gelangen sie weiter zur nächsten Relaisstation oder zur zweiten Antenne. Voraussetzung ist natürlich wiederum, dass von Station zu Station freie Sicht herrscht.


Flaschenhals:

Das entscheidende Nadelöhr ist der Einwahlpunkt ins Kabelnetz. Die Übertragungsrate der Funkverbindung ist maximal so hoch wie die gemessene Leistung des Kabelnetzes dort. Sie kann verstreut im Bereich von einigen MBit/s bis mehreren hundert MBit/s liegen. Daher ist es eventuell besser, die Richtfunkstrecke auf einem etwas längeren Weg einzurichten, wenn Sie so näher an hohe Datenraten kommen. Die Entfernung zwischen beiden Antennen spielt eine untergeordnete Rolle. Größere Distanzen beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit der Richtfunkverbindung nicht wesentlich.


Die elektromagnetischen Wellen von Richtfunkverbindungen schwingen im Gigahertz-Bereich. Um Störungen der Funkverbindungen zu verhindern, teilt die Bundesnetzagentur deshalb Frequenzen zwischen 3,8 GHz und 86 GHz einzeln zu und das meistens auf zehn Jahre befristet.


Die Frequenzzuteilung ist formblattgebunden. Das Formular ist auf der Homepage der Bundesnetzagentur unter dem Reiter Telekommunikation/Unternehmen/Frequenzen verfügbar (www.bundesnetzagentur.de). Doch für das Beantragen muss man über die Richtfunktechnik informiert sein. Hilfe zum Ausfüllen gibt es auf der Seite leider nicht.


Die Zuteilung kostet eine einmalige Gebühr sowie jährlich rückwirkend ein Entgelt. Die Kosten starten bei etwa 100 € pro Jahr.


Neben diesen einzelnen Frequenzen gibt die Bundesnetzagentur auch Allgemeinzuteilungen heraus, die Sie auf der Homepage einsehen können. Diese Frequenzbereiche, in denen zum Teil auch WLAN-Systeme funken, kann jeder nutzen. Die Wahrscheinlichkeit von gegenseitigen Beeinträchtigungen und Störungen ist daher wesentlich höher, wenn es viele Richtfunksysteme in der Umgebung gibt.


Sie sparen sich zwar die Gebühren, haben aber den Nachteil, dass Ihr Kanal nicht störungssicher ist. Beim Einrichten der Frequenz zwischen den Antennen müssen Sie auf andere Signale achten, wie eventuell vom WLAN-Netz des Nachbarn, das im Feld zwischen den Antennen liegen könnte. Sprechen Sie sich notfalls mit Ihrem Nachbarn ab. Mit einem NetStumbler, einem Programm, das es im Internet zum Download gibt (Google), finden Sie heraus, ob tatsächlich andere Funknetze im Einzugsbereich existieren.


Durch das Richtfunksystem können mehrere Haushalte über einen Anschluss gleichzeitig im Internet surfen. Lesen Sie dazu auch unsere Reportage über die Lösungsansätze des Vereins Landnetz. Die Datenübertragung über Richtfunk ist eine sehr zuverlässige Technik. Die Verfügbarkeitsrate, sprich die Zeit, in der das System einwandfrei funktioniert, liegt im Durchschnitt bei über 99%. Für einzelne Betriebe oder kleine Siedlungen ohne schnelles Kabelnetz kann eine Richtfunkstrecke damit eine preisgünstige und mit we-nig Aufwand installierbare Alternative sein.


WWW aus dem All:

Wenn weder LTE noch Richtfunk eine Option sind, können Sie auch per Satellit ins Netz gelangen. Internet via Satellit funktioniert fast überall. Aus technischer Sicht sind dazu eine Satellitenschüssel zum Senden und Empfangen, ein LNB-Gerät zum Weiterleiten des Signals und ein Sat-Modem zur Verbindung mit dem PC oder WLAN-Router notwendig.


Gewöhnlich ist bis auf den Rechner die gesamte Anlage im Paket des Anbieters enthalten. Meist handelt es sich um eine Miet-Anlage, was auch vernünftig ist. Denn moderne Sat-Anlagen für den Netzzugang kosten im Neuzustand schnell ab 400 € aufwärts. Die Antenne hat eine spezielle Krümmung. Daher können Sie die TV-Schüssel nicht fürs Internet nutzen.


Die Netz-Satellitenschüssel kann an Mauern oder Dächern mit freier Sicht nach Süden angebracht werden. Das ist auch so ziemlich die einzige Voraussetzung für das Funktionieren von Satelliten-Internet.


Führt ein Fachmann die Installation durch, müssen Sie mit Zusatzkosten ab 100 € rechnen. Über einen WLAN-Router versorgt die Sat-Anlage dann mehrere Geräte im Haus.


Die Tarife rechnen je nach Modell über die Übertragungsgeschwindigkeit, das Datenvolumen oder die vertragliche Bindung ab. Wie beim mobilen Internet drosseln die Anbieter nach Verbrauch des Datenvolumens teils die Geschwindigkeit. Wenn Sie kaum online sind, können Sie schon für weniger als 20 € pro Monat eine passable Verbindung erhalten. Wenn Sie 60 GB und mehr benötigen, müssen Sie sich auf deutlich höhere Preise einstellen. Auch beim Satellit gilt: je mehr User online sind, desto langsamer wird die Verbindung.


Bei täglichem Kontakt mit dem Internet empfiehlt z.B. der Bayerische Bauernverband vor allem die Tarife von tooway (z.B. über www.getinternet.de). Hier surfen Sie laut Angebot mit bis zu 22 MBit/s. Ein Allheilmittel ist Satelliteninternet nicht. Denn die Kosten dafür liegen deutlich über dem Niveau von LTE und Richtfunknetzen.


Julian Thurnbichler

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