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Sich verändern tut gut!

Lesezeit: 5 Minuten

Eberhard Breuninger ist Agrar-Ingenieur, Trainer und systemischer Organisationsberater. Er coacht Landwirte und Unternehmen anderer Branchen.


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Herr Breuninger, Sie sind Spezialist für Veränderungen. Muss man sich ändern, um seine Zeit besser „im Griff“ zu haben?


Eberhard Breuninger: Ja! Philosophisch betrachtet heißt es so schön: „Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben.“ Es geht darum, zu begreifen, dass die eigene Lebenszeit endlich ist. Als Menschen sind wir in der glücklichen Lage, uns Gedanken machen zu können, was wir mit dieser knappen Ressource anfangen wollen. Das aber wirklich zu sehen und danach zu handeln, ist schwer.


Welche Vorteile hat eine gute Zeitplanung?


Breuninger: Der große Vorteil ist, dass ich mich von dem Gefühl befreie, ständig gehetzt zu sein. Ich schaff’ das alles nicht! Wie soll ich nur fertig werden? – diese Sätze blockieren uns. Zeitmanagement hilft, Klarheit zu gewinnen. Wenn ich als Landwirt weiß, wo ich in fünf Jahren stehen will, dann kann ich jetzt damit anfangen, die Weichen richtig zu stellen. Klar, ein gutes Management meiner Zeit garantiert nicht, dass ich in fünf Jahren auch sicher erfolgreich bin. Doch das Gute an der Zielklarheit ist, dass ich direkt sehe, was wichtig und was unwichtig ist, was ich lassen kann. Ich kann „Zeitfallen“ identifizieren und sie unschädlich machen.


Ist denn Zeitmanagement überhaupt relevant für einen Landwirt, der sich zuerst an die Abfolge der Jahreszeiten hält?


Breuninger: Vor allem Landwirte können oft nicht minuten- oder taggenau planen. Zeitmanagement gibt dem Alltag mehr Flexibilität und macht es damit leichter, schnell zu reagieren.


Die Welt wird immer komplexer, unsicherer und schneller. Die Abhängigkeit vom Weltmarkt, die Trendwende zu einer immer digitaleren Welt, es gibt keinen geraden Weg zu meinen Zielen. Als Unternehmer muss man sich heute auf mehrere mögliche Ergebnisse einstellen, also auch lernen, mit dem Unbekannten zu planen.


Was heißt das konkret?


Breuninger: Es bedeutet, dass sich jeder Landwirt zunächst die Frage stellen muss, was ihm wichtig ist und was ihn glücklich macht. Wer Kinder hat, darf sich die Zeit für die Familie nehmen. Auch wenn dafür Arbeit auf dem Hof liegen bleibt. Wer im Chor singt oder gerne Rad fährt, darf sich auch dafür ohne schlechtes Gewissen die Zeit nehmen. Denn: Erholungsphasen sind wichtig, um die Arbeitskraft und die Kreativität zu erhalten.


Wie ist Ihre Erfahrung? Gibt es eine Technik, die ganz sicher im Alltag hilft?


Breuninger: Kleine Schritte! Trauen Sie sich, eine Aufgabe wie z.B. das Büro zu durchdenken. Sie dürfen verändern, erneuern, umgestalten! Die Büroorganisation ist ein Punkt, bei dem ich für viele Landwirte tatsächlich Luft nach oben sehe. Ein sinnvolles Ablagesystem und die Konsequenz, Unnötiges sofort wegzuwerfen, spart lästiges Suchen. Der Melkstand und die Werkstatt sind ja auch so organisiert, dass man direkt mit der Arbeit loslegen kann.


Und wie optimiert man die Arbeit auf dem Acker und im Stall realistisch?


Breuninger: Auf demselben Weg. Die Aufgaben und Abläufe immer wieder zu hinterfragen, das kann man trainieren. Viele Landwirte sind sehr gute Handwerker und Experten im Umgang mit ihren Tieren und Maschinen. Aber eben deshalb drohen einige im „Alles-selber-machen-Modus“ stecken zu bleiben. Das ist ganz verständlich: Jeder tut gerne das, was er besonders gut kann. Beim Maislegen z.B. ist ein Ackerbauer quasi in seiner „Komfortzone“. Wenn ich meinen Betrieb aber weiterentwickeln möchte, vorausgesetzt das ist mein Ziel, dann muss ich mir Zeit freischaufeln, um zu planen und Veränderungen anzuschieben.


Heißt das denn, dass der zeitoptimierte Landwirt nur noch delegiert?


Breuninger: Sehen Sie das lieber locker und spielerisch. Sie müssen ja nicht gleich die komplette Ernte an den Lohnunternehmer abgeben. Testen Sie es aus und rechnen Sie nach, ob sich das Delegieren gelohnt hat. Die gewonnene Zeit können Sie dann in andere wichtige Aufgaben, neue Projekte oder ins Ehrenamt investieren.


Gibt es auch Grenzen? Was kann das Zeitmanagement nicht?


Breuninger: Es holt mich zunächst einmal aus der Opferrolle. Sätze wie „Ich hab’ keine Zeit, mir passiert alles nur“ gelten nicht mehr. Wenn ich ein klares Ziel habe, flexibel und geübt bin, mich auf neue Situationen einzulassen, dann kann ich auch schlechte Preise und andere Krisen durchstehen.


Zeitmanagement gibt mir aber keine Garantie, dass meine Projekte ein Erfolg sind. Zumal jeder für sich selbst definieren muss, was er als Erfolg sieht. Zeitmanagement macht auch nicht unbedingt glücklicher oder ermöglicht es mir „alles unter Kontrolle“ zu haben.


Wenn ich jetzt beginnen wollte, was ist ein guter erster Schritt?


Breuninger: Zum Start ist es nicht schlecht, Professionalität in das Büro zu bringen. Und dann als Zweites die eigenen, lange eingefahrenen Prozesse anschauen, also die kleinen und großen Abläufe nüchtern bewerten.


Dies fordert schon Disziplin, aber Sie müssen auch nicht gleich Ihr ganzes Leben umkrempeln.


Katharina Meusener

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