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Sichere Spritzfolgen für saubere Rüben

Lesezeit: 8 Minuten

Nur eine nach den Leitunkräutern ausgerichtete Strategie bringt hohe Wirkungsgrade und schont den Geldbeutel. Um welche Wirkstoffe Sie die Basisherbizide je nach Situation ergänzen sollten, erklären Friedrich Windheim und Dr. Bernhard Werner, LWK Niedersachsen, Hannover.


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Mit rund 300 €/ha sind die Kosten für den Herbizideinsatz in Rüben hoch. Wer zusätzlich noch Problemunkräuter bekämpfen oder nicht vollständig erfasste Unkräuter nachbehandeln muss, landet oft sogar bei 400 €/ha und mehr. Planen Sie die Herbizidmaßnahmen daher genau. Jeder Fehler wirkt sich direkt auf den Betriebsgewinn aus. Entscheidend ist, die Strategie schlagspezifisch auf die jeweiligen Leitunkräuter auszurichten.


Wie wichtig eine ausgeklügelte Herbizidstrategie ist, zeigte sich vielerorts im vergangenen Frühjahr: Zur NAK 1 waren die Böden meist feucht und die Wirkungsgrade daher gut. Danach folgten niederschlagsarme und zeitweise auch frostige Witterungsabschnitte. Ab der NAK 2 kamen somit die bodenaktiven Wirkstoffe Ethofumesat, Metamitron, Chloridazon und Dimethenamid in ihrer Wirksicherheit und Verträglichkeit schnell an ihre Grenzen. Um unter diesen Bedingungen noch eine ausreichende Wirkung gegen Ausfallraps, Knötericharten, Weißen Gänsefuß oder Bingelkraut zu erzielen, ist Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der blatt-aktiven Herbizide und des optimalen Einsatztermins gefragt.


Lauernde Resistenzgefahr:

Viele Wirkstoffe von Rübenherbiziden besitzen den gleichen oder einen ähnlichen Wirkmechanismus wie in anderen Kulturen zugelassene Mittel. Bei jährlich wiederholtem Einsatz dieser Wirkstoffe in der Fruchtfolge nimmt die Gefahr von Resistenzen deutlich zu. Beim Metamitron beobachtet man seit einigen Jahren Bekämpfungsprobleme gegenüber Weißem Gänsefuß durch resistente Biotypen.


Betriebe, in denen Kartoffeln in der Rübenfruchtfolge stehen, sind bei der Resistenzausprägung besonders gefährdet. Gleiches gilt für Flächen, auf denen man früher im Mais den Wirkstoff Atrazin eingesetzt hat. Der Grund: Metamitron gehört genauso wie Metribuzin (in Kartoffelherbiziden) und Atrazin (ehemals in Maisherbiziden, Zulassung ausgelaufen) zur Familie der Triazone. Allen gemeinsam ist, dass sie an derselben Stelle im Photosystem II eingreifen.


Um Resistenzen zu vermeiden und damit hohe Wirkungsgrade zu erhalten, sollten Sie innerhalb der Fruchtfolge immer die Wirkstoffklassen (HRAC-Klasse) wechseln. Diese charakterisieren die Wirkmechanismen der verschiedenen Herbizide.


Wirksame, verträgliche Basis:

Eine Behandlung im Vorauflauf bietet sich auf Standorten mit Hundspetersilie oder Ausfallraps an. Dafür müssen die Böden aber unbedingt feucht sein. Geeignet sind dann Rebell Ultra (Auflagen beachten!) oder Metafol bzw. Goltix Titan. Bei Trockenheit sind Vorauflauf-anwendungen dagegen verschenktes Potenzial. Legen Sie in diesen Fällen den Fokus auf den frühen Einsatz im Keimblattstadium der Unkräuter.


Beim Nachauflauf gewinnen in der Praxis nach wie vor die Fertigformulierungen an Bedeutung: Mit Belvedere Extra, Betasana Trio, Betanal Expert (begrenzte Menge) und Betanal maxxPro stehen sehr leistungsfähige Kombinationen als Basisherbizide zur Verfügung. Alle enthalten die drei Wirkstoffe Ethofumesat, Phenmedipham und Desmedipham. Betanal maxxPro enthält zur Wirkverstärkung zusätzlich Lenacil. Wie stark sich die Wirkstoffaufladung der vier Mittel unterscheidet, entnehmen Sie Übersicht 1.


Wichtig für eine hohe Wirkung sind generell rechtzeitige Behandlungen. Wer den richtigen Zeitpunkt verpasst hat, sollte die Blattaktivität erhöhen und gegebenenfalls zusätzlich den Spritzabstand verkürzen. Setzen Sie in diesem Fall zudem Additive zu und schöpfen Sie die Aufwandmenge der Basisherbizide voll aus. Hilfreich ist es auch, dem Mittel noch 1,0 bis 1,5 l/ha Betasana SC zuzumischen, um die Phenmedipham-Menge zu erhöhen.


Bei trockenen Bedingungen und größeren Unkräutern empfiehlt sich wegen seiner sehr hohen Blattaktivität besonders Betanal maxxPro als Basisherbizid.Vorsicht ist allerdings angeraten, wenn


  • die Wachsschicht durch vorangegangene Niederschläge geschwächt wurde,
  • die Witterung wechselhaft ist (Kältephase, dann intensive Strahlung),
  • Behandlungen früh in den Morgenstunden erfolgen.


Die Gefahr von Schäden bzw. Verträglichkeitsproblemen nehmen dann deutlich zu. Verzichten Sie in diesen Fällen vor allem in der NAK 1 möglichst auf ein Additiv und reduzieren Sie die Aufwandmenge des Betanal maxxPro. Auch ein Splitting im Abstand von zwei Tagen puffert die Wirkung ab. Alternativ können Sie auch auf verträglichere Basisherbizide ausweichen.


Strategie für Ihren Standort:

Verschiedene Beispiele für Herbizidstrategien sind in Übersicht 2 dargestellt. Bei einer einfachen Mischverunkrautung mit Weißem Gänsefuß, Kamille, Vogelmiere und wenig Klette und/oder Knöterich können Sie eine kostengünstige Eigenmischung aus Betasana SC, Stemat und Metafol SC nutzen. Die Blattaktivität dieser Mischung lässt sich mit Additiven wie Hasten, Trend oder Access steuern. Die Spritzabstände zwischen den NAKs sollten 10 bis 12 Tage nicht überschreiten und werden von der nächsten Unkrautwelle vorgegeben.


Treten Klette, Weißer Gänsefuß, Windenknöterich und Kamille als Leit-unkräuter auf, eignet sich als Basisherbizid 1,3 l/ha Belvedere Extra kombiniert mit 1,0 l/ha Metafol SC. Setzen Sie ab der NAK 2 Rebell Ultra mit 0,8 l je ha zu. Beachten Sie dabei unbedingt die erweiterten Auflagen des Chloridazon-haltigen Produktes. Ist der Einsatz von Chloridazon nicht möglich, können Sie alternativ Goltix Titan nutzen.


Gegen Hundspetersilie, Schierling oder Dreiteiligen Zweizahn konnte in unseren Versuchen Betanal maxxPro in Kombination mit Goltix Titan überzeugen. Mischen Sie in NAK 2 und NAK 3 jeweils ein Clopyralid-haltiges Produkt, wie z.B. 0,5 l/ha Vivendi 100 zu, um den Zweizahn auszuschalten.


Falls auf Ihren Flächen auch Ausfallraps und Bingelkraut auftreten, empfiehlt sich der Einsatz von Debut in der gesamten Spritzfolge. Zu beachten ist, dass das Sulfonylharnstoff-haltige Herbizid Blattchlorosen und im Extremfall zeitweiligen Wachstumsstillstand der Rüben verursachen kann. Abmildern lässt sich dies, indem Sie die Applikation bei intensiver Sonneneinstrahlung, Nachtfrostgefahr oder geschwächten Rübenbeständen verschieben. Sind die Böden während der Behandlung feucht, sollten Sie gegen Ausfallraps die Metamitron-Menge höher dosieren.


Gegen Hirsen, Nachtschatten oder Storchschnabel hat das Produkt Spectrum seine Stärken. Wegen seiner Kombinationszulassung mit Rebell Ultra dürfen Sie es solo jedoch nicht vor dem 6-Blattstadium einsetzen. Auf drei Anwendungen verteilt sind 0,9 l/ha Spectrum erlaubt. Da das Mittel sehr ölig ist, schärft es die Herbizidmischung stark an. Verzichten Sie daher auf weitere Additivzusätze (und weitere blattaktive Mischpartner).


Bei stärkerem Besatz mit Storchschnabel empfehlen sich z.B. folgende Spectrum-Mengen: 0,15 l/ha zur NAK 1, 0,3 l/ha zur NAK 2 und 0,45 l/ha in der NAK 3. Geht es nur um spät auflaufende Hirsen, ist ein Soloeinsatz mit 0,6 l/ha zwischen den NAKs empfehlenswert.


Konsequent gegen Ungräser:

Bekämpfen Sie neben Hirsen auch Ausfallgetreide und Ungräser wie Fuchsschwanz, Flughafer u.a. Wichtig ist dabei wiederum, die unterschiedlichen Wirkmechanismen (FOPs und DIMs) der Graminizide zu kennen (siehe Übersicht 4, Seite 74). Nur dann kann man sie als Antiresistenz-Bausteine einsetzen.


Vor allem schwer bekämpfbarer Ackerfuchsschwanz lässt sich durch den Einsatz von FOPs oft nicht mehr sicher kontrollieren. Weichen Sie in diesen Fällen auf DIMs wie Select 240 EC oder Focus Ultra aus.


Bei geringem Ungrasdruck können Sie die Gräsermittel – wie 0,25 bis 0,3 l je ha Gallant Super – mit den regulären Nachauflaufbehandlungen kombinieren. Bei stärkerem Druck ist ein Soloeinsatz zwischen der NAK 2 und NAK 3 einzuplanen. Das erhöht die Verträglichkeit und sichert die Wirkung ab.


Gegen Ausfallgerste reichen meist 50 bis 60% der zugelassenen Aufwandmengen. Ausfallroggen/-weizen benötigen mindestens 75% der zulässigen Menge. Die volle Menge empfiehlt sich gegen Fuchsschwanz und Weidelgräsern. Bei guter Wachsschicht ist ein Additivzusatz sinnvoll. Tritt Quecke auf, nutzen Sie dafür immer die laut Zulassung maximale Menge.


Versuch macht klug:

Neuerdings ist das Herbizid Goltix Titan auch im Vorauflauf einsetzbar. Ob dies Vorteile gegen Weißen Gänsefuß und Gemeine Melde bringt, zeigt ein Vergleich verschiedener Herbizidstrategien (Übersicht 3). Die wichtigsten Ergebnisse:


  • Der Einsatz von Goltix Titan im Vorauflauf konnte im Vergleich zu den Nachauflaufvarianten die Wirkung zusätzlich absichern.
  • Das Kombinationsprodukt Belvedere Extra plus Additiv wirkte genauso wie Betanal maxxPro ohne Additiv.
  • Die Selbstmischung fiel insbesondere gegen Gemeine Melde leicht ab.


Die Ergebnisse des Versuchs zeigen auch, dass die Kombinationsprodukte unter schwierigen Bedingungen wie in 2016 (trockene Böden ab der NAK 2, wüchsiges Wetter, größere Unkräuter) entscheidende Vorteile gegenüber Eigenmischungen bieten.


Kein Kartoffeldurchwuchs:

Wegen der milden Winter in den letzten Jahren sind viele der im Feld verbliebenen Knollen nicht abgefroren. In Rüben bereiten sie besonders ab dem 4- bis 6-Blattstadium der Rübe starke Probleme. Eine effektive Bekämpfung ist nach wie vor nicht möglich. Der wiederholte Einsatz blattaktiver Mittel wie Betanal maxxPro, Belvedere Extra oder Betasana Trio in den NAK-Maßnahmen kann den Wiederaustrieb aber „abbrennen“ und damit schwächen. Ein weiteres Zumischen eines Phenmedipham-haltigen Produktes (z.B. 1,6 l/ha Betasana SC) zur Standardmischung können dabei vorteilhaft sein.


Erhöhen lässt sich der Bekämpfungseffekt durch eher hohe Wasseraufwandmengen von 300 l/ha bei feintropfiger Applikation (bessere Benetzung). Zudem sind Maßnahmen in den frühen Morgenstunden bei dünner Wachsschicht wirkungsstärker. Allerdings steigt auch das Risiko einer Schädigung der jungen Rüben.


Eine sicherere Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln in Rüben-beständen bietet letztendlich nur ein mehrfacher Hackeinsatz. Wichtig ist dabei ein Heraushacken der Mutterknolle, denn andernfalls kommt es immer wieder zu Neuaustrieb.-mb-


Eine sicherere Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln in Rüben-beständen bietet letztendlich nur ein mehrfacher Hackeinsatz. Wichtig ist dabei ein Heraushacken der Mutterknolle, denn andernfalls kommt es immer wieder zu Neuaustrieb.-mb-


In Übersicht 4 finden Sie die empfohlenen Mengen von Gräsermitteln gegen wichtige Ungräser. Die Wirkung der Rübenherbizide gegen gängige Unkräuter zeigt Übersicht 5.

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