Für hohe Erträge muss der Stickstoff zur passenden Zeit fallen.
Mit der N-Gabe zu Vegetations-beginn fördern Sie in erster Linie die vegetative Entwicklung (Regeneration) und die Bildung von Knospen und Seitentrieben. Das gilt vor allem für die nach Winter schwach entwickelten Bestände. Die N-Düngung ab der Streckung wirkt sich vorwiegend auf die Anzahl der späteren Schoten bzw. Körner je Pflanze aus. Die N-Aufnahme in dieser Phase korreliert eng mit dem späteren Schotenansatz.
Ein kräftig entwickelter Raps darf vom Rosettenstadium bis zum Schossen nicht zu viel N erhalten. Andernfalls produziert er mehr Kraut zulasten der unteren Verzweigungen. Die Folge: geringeres TKG und niedrigere Ölgehalte.
Eine zu geringe N-Versorgung gegen Ende des Rosettenstadiums bis zum Beginn der Streckung verhindert dagegen, dass sich die unteren Verzweigungen ausbilden. Zudem reduzieren die Pflanzen dann die oberen Knospen schneller. Vor allem aber sterben in diesen Fällen die (Fein-)wurzeln früher ab.
Strategie für kleinen Raps:
Schwach entwickelte Bestände mit 4 bis 6 Blättern vor Winter und einer Ertrags-erwartung von 35 bis 40 dt/ha müssen zum Starten in Stickstoff „baden“. Nur dann kommen sie im Frühjahr rechtzeitig in Gang und setzen noch genug Verzweigungen und Schoten an.Düngen Sie dazu auf sandigen Böden, aber mit geregeltem Wasserhaushalt, im Frühjahr rund 70% der ermittelten Gesamt-N-Menge (Übersicht 1, Seite 66) als Startgabe. Die restlichen 30% können in einer Gabe fallen, sobald die unteren Verzweigungen aus den Blattachseln wachsen.
Auf mittelschweren und schweren Böden und auf Standorten mit regelmäßiger Frühjahrstrockenheit und spätem Vegetationsbeginn ist es dagegen effektiver, rund 80 bis 90% der ermittelten N-Menge frühzeitig zum Start zu geben. Die restlichen 10 bis 20% können Sie später als AHL in die Knospe spritzen. Eine N-Spritzung in die Blüte ist zu spätem Raps nicht zu empfehlen, weil diese zu Nachblühern führen kann.
Beginnt die Vegetation wider Erwarten eher früh, ist es sinnvoll, für die Startgabe stabilisierte N-Dünger zu nutzen. Nach ausgeprägter Vegetationsruhe lohnt es sich dagegen, zu schwachen Rapsbeständen mit der Startgabe noch 15 bis 20 kg/ha Nitrat-Stickstoff mitzugeben.
Für Rapsbestände, die vor Winter maximal 8 Blätter je Pflanze bildeten, reichen auf leichten bis mittelschweren Böden etwa 60% der kalkulierten N-Menge (Übersicht 2, Seite 66) zum Andüngen. Geben Sie die restlichen 40%, wenn die unteren Verzweigungen erscheinen. Falls Ihr Raps auf tonhaltigen Böden oder auf Trockenstandorten steht, können Sie fast die gesamte N-Düngung zum Start geben (stabilisierte N-Dünger). Etwa 10 bis 20% der N-Menge sollten Sie noch auf Knospen und Blüten spritzen, um einem vorzeitigen Schotenabwurf vorzubeugen.
Düngeplan für kräftige Bestände:
Üppig entwickelter Raps mit 10 bis 12 Blättern je Pflanze hat zwar bereits mehr als 120 kg/ha N aufgenommen, trotzdem empfiehlt sich eine frühe N-Gabe. Der Grund: Nitrat-N stimuliert Phytohormone (Cytokinine), die die Regeneration und das „Anspringen“ des Wachstums im Frühjahr in Gang setzen. Weil die Nmin-Gehalte unter kräftigen Beständen häufig sehr gering sind (20 kg N/ha in sandigen, bis 30 kg N/ha in tonigen Böden) ist eine Startgabe nötig. Zudem wirkt sich eine gut mit N versorgte Wurzel beim Übergang in den Langtag positiv auf die Wurzellebensdauer aus und verringert die Verticillium-Gefahr.Kräftiger Raps benötigt zum Regenerieren eine frühzeitige Gabe von 40 bis 70 kg N/ha, wenn die unteren Blattkränze abgefroren sind. Empfehlungen für unterschiedliche Bodenarten und Düngetermine entnehmen Sie Übersicht 4. Verzichten können Sie auf diese Gabe nur, wenn der Raps mindestens 12 Blätter hat, schon im Februar viele feine Wurzeln bilden konnte und der Bestand keine Anzeichen von N-Mangel erkennen lässt.
Die Ertragsdüngung (2. Gabe) muss in üppigen Beständen spätestens Mitte März fallen, damit der Stickstoff zur Streckung im Langtag wirkt. Düngen Sie damit aber nicht die gesamte Restmenge (Gesamt-N abzüglich der Regenerationsgabe). Rund 30 und 40 kg N je ha sollte man noch auf Knospen und Blüten geben.
In bestimmten Fällen sind noch Zuschläge nötig. Falls Ihr Raps bereits vor Winter erkennbar unter N-Mangel gelitten hat, sollten Sie ihn um wenigstens 30 bis 60 kg N/ha höher andüngen. Auch unverrottetes Stroh im Wurzel-bereich erfordert einen Zuschlag von 30 bis 40 kg N/ha zur Startgabe.
Welche N-Form sich für die Gaben am besten eignet, hängt vor allem vom Düngetermin ab. Wer die Startgabe bereits im Februar ausbringen kann (gute Befahrbarkeit), sollte NH4- oder Amiddünger wählen. Diese tragen dazu bei, dass der Raps weniger Kraut und festere Stängel bildet. Weil die Nitrifikation dieser Dünger bei Bodentemperaturen um 5°C langsam abläuft, sollten Sie reine Ammonium- bzw. Amid-Dünger gut vier Wochen vor Beginn der Streckung ausbringen. Die Düngung muss demnach spätestens Ende Februar erfolgen, damit den Pflanzen zu Vegetationsbeginn genügend Nitrat zum Regenerieren zur Verfügung steht.
Falls Sie witterungsbedingt erst nach Beginn der Vegetation düngen können, sind NO3-haltige N-Dünger zum Starten zu bevorzugen. Zu dieser Zeit sind mindestens 15 bis 25 kg N/ha als Nitrat-N notwendig (z.B. 30 bis 50 kg N/ha als KAS oder NPK).
Sind Ihre Flächen erst ab Mitte März befahrbar, können Sie die Regenerations- und Ertragsdüngung zusammenfassen. Geeignet sind dann NH4- bzw. Amid-Dünger. Rund 20 bis 30 kg N/ha sollten Sie wiederum auf die Knospe und in die Blüte spritzen.-mb-
