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So wachsen Ihre Rüben konkurrenzlos

Lesezeit: 9 Minuten

Kälte, Trockenheit, hartnäckige Unkräuter wie Knöterich, Hundspetersilie und Schwarzer Nachtschatten – all das erschwert die Unkrautkontrolle. Empfehlungen zu sicheren Spritzfolgen gibt Harald Wetzler, Verband Baden-Württembergischer Zuckerrübenanbauer.


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Rüben mögen es warm – nasskalte Witterung verzögert ihre Jugendentwicklung deutlich. Dann unterdrücken vor allem schnell wachsende Unkräuter die kleinen Rübenpflanzen. Die Folge: sinkende Erträge und Zuckergehalte.


Für hohe, sichere Rübenerträge muss die Unkrautbekämpfung sitzen. Entscheidend ist dabei der richtige Applikationstermin. Für eine gute Wirkung ist es zudem wichtig, die blatt- und bodenaktiven Wirkstoffe in der Tankmischung optimal zu gewichten.


Ausnahme Vorauflauf:

Eine Vorauflauf-Maßnahme (VA) ist nur sinnvoll, wenn Unkräuter oder Gräser auf der Fläche generell früh und massenhaft auflaufen. Die Behandlung beseitigt vorhandene Unkräuter und Gräser, „sensibilisiert“ diese und unterstützt so den folgenden Nachauflaufeinsatz durch eine gute Bodenwirkung. Voraussetzung dafür sind aber feuchte Bodenverhältnisse.


Auf stark humosen Böden scheiden Vorauflaufanwendungen dagegen aus. Denn diese Böden absorbieren einen Teil der bodenaktiven Wirkstoffe und mindern dadurch die Wirkung. Bevorzugen Sie daher auf solchen Böden blatt-aktive Wirkstoffe.


Standard bleibt aber nach wie vor der Herbizideinsatz im Keimblattstadium der Unkräuter (NAK) – und zwar unabhängig vom Entwicklungsstand der Rüben. Folgespritzungen orientieren sich jeweils an neu aufgelaufenen Unkräutern. Je nach Witterungsverlauf liegt der Spritzabstand häufig bei 10 bis 14 Tagen. Ob zwei, drei oder gar vier Applikationen notwendig sind, hängt vom Unkraut-/Ungrasspektrum und dem Wirkungsgrad vorheriger Maßnahmen ab.


Spritzfolgen für Ihre Rüben:

Empfehlungen zu Herbizidstrategien entnehmen Sie der Übersicht 1. Dargestellt sind Lösungen gegen eine Normalverunkrautung bei unterschiedlicher Witterung (normal, trocken, nasskalt). Ebenfalls sind Spezialmittel aufgelistet, die Sie auf Schlägen mit Problemunkräutern wie Amarant, Bingelkraut oder Hundspetersilie zumischen sollten.


Um die volle Leistung aus den Mitteln zu kitzeln, muss man deren Wirkmechanismen kennen. Ein Beispiel: Ist es feucht, sollte der Anteil der Bodenherbizide gegenüber den blattaktiven Mitteln erhöht werden. Zudem sorgt dieses Wirkstoffdepot dafür, dass weniger Spät-unkräuter auftreten. Die Eigenschaften wichtiger boden- und blattaktiver Mittel stellen wir daher nachfolgend vor.


Ein bedeutsamer Bodenwirkstoff ist Ethofumesat. Solo ist er in Stemat oder Oblix 500 enthalten. Für Tramat und Ethosat 500 sind die Zulassungen ausgelaufen, für letzteres endet die Aufbrauchfrist am 30.6.2018. Das Produkt Oblix 500 darf man nur kombiniert mit Betasana SC einsetzen. Das Wirkspektrum von Ethofumesat umfasst schwerpunktmäßig Klettenlabkraut, Vogelmiere und Bingelkraut. Gegen Windenknöterich ist die Wirkung etwas schwächer. Im Keimblattstadium sind auch Gräser wie z.B. Fuchsschwanz gut zu bekämpfen. Weniger gut erfasst der Wirkstoff Ehrenpreis, Erdrauch, Vogel-knöterich und Gänsefuß-/Meldearten.


Ethofumesat ist auch in vielen Kombiprodukten wie z.B. Belvedere Extra, Betasana Trio oder Betanal maxxPro in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten. In Kombination mit blattaktiven Substanzen erweitert sich das Wirkungsspektrum erheblich.


Ein weiterer wichtiger Bodenwirkstoff ist Metamitron. Sehr gut lassen sich damit vor allem Kamille, Gänsefuß, Meldearten, Ausfallraps, Hundspetersilie und Amarant beseitigen. Gegen Gräser ist eine gewisse Wirkung in der Auflaufphase zu beobachten.


Während der Wirkstoffgehalt bei Metamitron-Soloprodukten wie Goltix Gold oder Metafol SC bei 700 g/l liegt, wurde er beim neueren Goltix Titan auf 525 g/l reduziert. Im Gegenzug wurde bei diesem Herbizid der bodenaktive Wirkstoff Quinmerac ergänzt. Goltix Titan ist sehr rübenverträglich und gut mischbar. Seit 2016 ist zudem eine VA mit 2,0 l/ha erlaubt. Wer vorher Goltix Gold/Metafol genutzt hat, muss Goltix Titan nun höher dosieren, um die gleiche Menge an Metamitron auszubringen.


Den Wirkstoff Quinmerac gibt es nur noch in Kombipräparaten. Er ist Bestandteil von Goltix Titan und Rebell Ultra. Beim Einsatz ist zu beachten, dass man maximal 250 g/ha und Jahr auf derselben Fläche einsetzen darf. In Goltix Titan sind 40 g/l Quinmerac enthalten, in Rebell Ultra 100 g/l. Ein Beispiel: Bei der Ausbringung von 3x 1,25 l/ha Goltix Titan sind bereits 150 g je ha Quinmerac im Boden. Für eine weitere Behandlung sind somit noch maximal 100 g/ha dieses Wirkstoffes einsetzbar. Das entspricht in etwa einer NAK-Behandlung mit Rebell Ultra.


Von diesem Mittel dürfen Sie laut Zulassung pro Applikation maximal 0,83 l je ha einsetzen. Mit dem Kombi-Wirkstoff Chloridazon wirkt Rebell Ultra sehr gut gegen Windenknöterich. Bei breiter Mischverunkrautung ist es sinnvoll, den Basisherbiziden Goltix Titan und Betanal noch Rebell Ultra zuzumischen (GBR-Mischung). Wichtig: In Wasserschutzgebieten ist Rebell Ultra tabu (siehe Kasten auf Seite 101).


Neben den Bodenwirkstoffen gibt es mit Phenmedipham und Desmedipham auch Kontaktmittel, die rein über das Blatt wirken. Sie ergänzen die bodenwirksamen Komponenten und sind vorrangig bei trockenen Böden einzusetzen. Es gilt: Je trockener, desto höher sollte ihr Anteil in der Tankmischung sein. Vor allem Desmedipham wirkt bei Trockenheit sehr gut. Als Einzelwirkstoff ist Phenmedipham nur noch im Soloprodukt Betasana SC mit 160 g/l enthalten. Asket 470 ist nicht mehr zugelassen.


Starke „Trios“:

In vielen Herbiziden sind boden- und blattaktive Wirkstoffe als „Trio“ kombiniert. Sie wirken gegen ein breites Unkrautspektrum. Zu den Trio-Produkten zählt z.B. Belvedere Extra (200 g/l Ethofumesat, 150 g/l Phenmedipham, 50 g/l Desmedipham). Es lässt sich mit maximal 3 x 1,3 l/ha anwenden. Im Vergleich zum altbekannten Basisherbizid Betanal Expert wurden alle Wirkstoffanteile erhöht. Bei guter Verträglichkeit wirkt das Produkt vor allem gegen Gänsefuß- und Meldearten, Klettenlabkraut sowie Winden-knöterich sehr gut. Das „alte“ Betanal Expert ist aber weiterhin auf dem Markt erhältlich.


Eine Weiterentwicklung ist Betanal maxxPro, das neben 75 g/l Ethofumesat, 60 g/l Phenmedipham und 47 g/l Desmedipham auch 27 g/l Lenacil enthält. Das Lenacil macht die Mischung scharf und zusammen mit der erhöhten Menge von Desmedipham blattaktiver. Somit wirkt dieses Mittel im Vergleich zu Betanal Expert besser gegen Klettenlabkraut und Ausfallraps. Betanal maxxPro ist insbesondere bei trockeneren Bedingungen geeignet. Allerdings geht dies zu Lasten der Verträglichkeit, was sich besonders bei Stresswitterung oder starker Sonneneinstrahlung zeigt. Wer Betanal maxxPro nutzt, sollte daher kein weiteres Zusatzmittel in den Tank geben.


Spezialisten für besondere Fälle:

Geht es um Vogel-/Flohknöterich, Kamille, Bingelkraut, Ausfallraps (nicht CL-Ausfallraps), Hundspetersilie und Schwarzer Nachtschatten, ist eine blattaktive Ergänzung nötig. Geeignet ist in diesen Fällen z.B. das Sulfonylharnstoff-haltige Präparat Debut. Auch bei trockener Witterung wirkt es nachhaltig. Als „Ausputzer“ erfasst das Herbizid auch ältere Kamille, Ausfallraps oder Klettenlabkraut sowie Hirsen im Auflaufstadium.


Setzen Sie Debut möglichst erst der 2. und 3. NAK mit 20 bis 30 g/ha der Standard-Mischung zu. Ein Zusatz zur 1. NAK kann Verträglichkeitsprobleme verursachen, vor allem, wenn die Rüben gerade auflaufen. Achten Sie beim Einsatz auf wüchsiges Wetter – dann baut die Rübe den Wirkstoff schneller ab.


Geht es um Spätverunkrautung, können Sie vorbeugend mit Spectrum arbeiten. Weil der Wirkstoff Dimethamid-P über die Wurzel aufgenommen wird, müssen die Böden für eine gute Wirksamkeit feucht sein. Schwerpunktmäßig werden Amarant, Franzosenkraut, Schwarzer Nachtschatten, Hundspetersilie und vor allem Hirsen erfasst. Die volle Wirkung lässt sich aber nur erreichen, wenn die Unkräuter/Hirsen das Auflaufstadium nicht wesentlich überschritten haben.


Zur vorbeugenden Bekämpfung dieser Unkräuter ist Spectrum im Tankmix mit Rebell Ultra zugelassen. In der 2. NAK können Sie es z.B. mit 0,3 l/ha und in der 3. NAK 0,6 l/ha zumischen oder jeweils 0,45 l/ha nutzen (Splitting). Geben Sie den jeweiligen NAKs dann noch 0,8 l/ha Rebell Ultra hinzu. Zugelassen ist zwar auch ein einmaliger Einsatz von 0,9 l/ha im 6- bis 8-Blattstadium der Rübe (auch ohne Rebell Ultra), die Wirkung und Verträglichkeit der Splitting-Variante ist aber besser.


Sinnvoll ist der Einsatz von Spectrum insbesondere auf Hirsestandorten, auf denen die Gräser in Wellen auflaufen. Das Mittel wird im Spectrum R-Pack zusammen mit Rebell Ultra vermarktet. In Wasserschutzgebieten darf man nur Spectrum ohne Rebell Ultra nutzen.


Der in Lontrel, Cliophar oder Vivendi enthaltene Wirkstoff Clopyralid eignet sich in erster Linie gegen Disteln. Erfassen lassen sie sich am besten bei einer Wuchshöhe von ca. 15 bis 20 cm.


Die Mittel lassen sich aber auch als „Feuerwehrprodukte“ anwenden, wenn die Herbizidstrategie versagt hat und die Unkräuter davongewachsen sind. Sehr gut bekämpft Clopyralid Franzosenkraut, Hundspetersilie, Zweizahn und insbesondere Kamille. Das gilt auch, wenn sie bereits über das Keimblattstadium hinausgewachsen sind. Eine gute Wirkung ist bei wüchsiger Witterung zu erwarten. Laufen die Unkräuter verzögert auf, bietet sich ein Splitting an.


Wann eine 4. NAK nötig ist:

Trotz einer ausgeklügelten Herbizidstrategie ist in manchen Jahren der Wurm drin. Trockenheit oder ein verpasster Spritztermin können die Bekämpfung deutlich erschweren. Gegen größere Unkräuter, die bereits ein echtes Laubblattpaar aufweisen, sollte man die Aufwandmengen steigern und den Abstand der Folgespritzungen verkürzen – gegebenenfalls auch beides. Gegen schwer bekämpfbare Kandidaten wie Klettenlabkraut, Knöteriche, Ausfallraps, Hundspetersilie und Schwarzer Nachtschatten reicht das aber nicht immer aus. Das trifft auch auf angeschlagene Unkräuter zu, die sehr zäh sind.


Achten Sie besonders unter schwierigen Bedingungen darauf, den Anteil an Bodenwirkstoffen in der 3. NAK zu erhöhen. Ziel ist, vor allem mit Metamitron eine lang anhaltende Bodenwirkung zu erreichen, um ein kontinuierliches Auflaufen später Unkräuter zu unterdrücken (Versiegelungsstrategie). In der Spritzfolge sind dafür mindestens 2100 g Metamitron bzw. 3,0 l Metafol SC/Goltix Gold oder 4,0 l Goltix Titan erforderlich. Auf humusreichen Böden sind höhere Metamitronmengen nötig, da solche Böden die Wirkung abschwächen. Achten Sie zudem auf die zulässigen maximalen Aufwandmengen.


Sind die Reihen noch nicht geschlossen, kann man bei Neuauflauf eine 4. NAK mit einer Kombination aus Blatt- und Bodenwirkstoffen ausbringen. Geeignet dafür ist wiederum Spectrum. Geben Sie dieser Sonderbehandlung immer Öl (Hasten) hinzu.


Leichteres Spiel gegen Gräser:

Weil keines der Gräsermittel über den Boden wirkt, liegt der ideale Behandlungstermin gegen Fuchsschwanz, Windhalm, Trespe usw. zwischen dem 3-Blattstadium und Bestockungsbeginn der Ungräser. Die Herbizide unterscheiden sich in ihrer Wirkung nur geringfügig (siehe Übersicht 2 auf Seite 104).


Wirkunterschiede gibt es allerdings bei metabolisch resistentem Ackerfuchsschwanz und neuerdings auch bei Flughafer, gegen den die FOP-Mittel schwächeln. DIM–Präparate wie Focus Ultra oder Select 240 EC wirken aber noch verhältnismäßig gut, sodass Sie diese bevorzugt einsetzen sollten.


In den meisten Fällen lassen sich Gräser – ausgenommen Hirsen – mit einer einmaligen Behandlung ausschalten. Mischen Sie dazu 75% der empfohlenen Aufwandmenge eines Gräsermittels einer NAK-Behandlung zu.


Bei starkem Besatz, geschwächten Rüben, Frostgefahr oder geringer Wachsschicht hat sich dagegen eine Solo-Behandlung bewährt. Der Abstand zur Unkrautbekämpfung sollte je nach Witterung und Zustand der Rüben bei ca. 3 bis 5 Tagen liegen. Quecken sind immer separat mit hohen Aufwandmengen zu bekämpfen.

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