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Stinkt es noch, oder düngen Sie schon?

Lesezeit: 7 Minuten

Eine bessere Stickstoff-Effizienz verlangt nicht nur die Novelle der Düngeverordnung, sie rechnet sich auch. Wie Sie Gülle verlustarm ausbringen und als Dünger optimal nutzen, erklärt Hubert Kivelitz, LWK Nordrhein-Westfalen, Köln.


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Schon bald könnte die neue Düngeverordnung in Kraft treten (siehe Kasten). Diese wird Verschärfungen mit sich bringen, die auch Rinder haltende Grünlandbetriebe betreffen. Auch wenn bislang noch nicht alle Fragen zur novellierten Düngeverordnung (DüngeVO) geklärt sind, stehen bereits bestimmte Grundregelungen fest. Für die meisten Grünland- und Futterbaubetriebe werden die Änderungen umsetzbar und akzeptabel sein. Die wichtigsten Neuerungen entnehmen Sie der Übersicht 1.


Allerdings müssen Sie nicht nur mit höheren Dokumentationspflichten leben. Es kommen vor allem Investitionen in Gülletechnik und -lagerkapazitäten auf Sie zu. Es geht hauptsächlich darum, folgende Probleme zu entschärfen:


  • Die immer noch zu hohen gasförmigen N-Verluste bei der Lagerung und Ausbringung von Gülle und Gärresten
  • zunehmende Eutrophierung (Nährstoffanreicheung) von Oberflächengewässern und
  • hohe Nitratfracht ins Grundwasser.


Viele Tier haltende Betriebe können ihre geringe Nährstoffeffizienz vor allem bei Stickstoff noch deutlich verbessern. Die neue DüngeVO zielt besonders auf eine bessere Verwertung wirtschaftseigener Dünger ab. Das heißt: Betriebe werden verstärkt Maßnahmen ergreifen müssen, um die Nährstoffverluste weitgehend zu minimieren.


Schwachstellen-Analyse:

Um festzustellen, wie stark Sie die Nährstoffeffizienz wirtschaftseigener Dünger in Ihrem Betrieb verbessern können, sollten Sie die Schwachstellen analysieren, bei denen die größten Nährstoffverluste auftreten können. Beim Stickstoff sind dies folgende:


  • Güllelagerung,
  • Ausbringtechnik,
  • Ausbringtermine bezogen auf Witterung, Bodenfeuchte und Nährstoffbedarf,
  • Konsistenz der Gülle,
  • Bewuchsgrad und Oberflächenbeschaffenheit,
  • pH-Wert,
  • Nährstoff- und Luft-Wasserhaushalt des Bodens sowie
  • Zusammensetzung des Bestandes.


Diese Punkte haben einen entscheidenden Einfluss darauf, ob die Grünlandbestände die eingesetzten Nährstoffe mehr oder weniger effizient nutzen können. Die Zusammenhänge sind sehr komplex und erfordern, ein besseres Verständnis für das „Ökosystem“ Grünland zu entwickeln. So nutzt es wenig, emissionsarme Gülle-Ausbringtechniken wie Schleppschuh- oder Injektionsverteiler einzusetzen, um die N-Effizienz zu optimieren, wenn z.B. die Nährstoffverfügbarkeiten wegen niedriger Boden-pH-Werte gering sind und/oder sich kein leistungsfähiger Grünlandbestand entwickelt hat.


Die neue und die alte DüngeVO haben nur verschiedene Einzelmaßnahmen im Blick, um Nährstoffverluste zu vermeiden. Die Möglichkeiten, die Nährstoffeffizienz zu verbessern gehen aber weit über die Gülleausbringtechnik oder Sperrfristen hinaus. So ist es auf dem Grünland nicht nur problematisch, dass man die Flächenerträge nicht misst. Auch beurteilen viele Landwirte zu wenig die Bestandszusammensetzung und die Effekte des Grünlandmanagements auf die Narbenentwicklung.


Eine Frage der Technik:

Im Vergleich zur Breitverteiltechnik senkt eine bodennahe, streifenförmige Gülleausbringung mit Schleppschuh- und Schlitztechnik die gasförmigen Ammoniakverluste um 70 bis 90%. Das belegen zahlreiche Versuche. Die Gründe liegen auf der Hand: Bei der flächigen Breitverteilung hat das mit der Gülle ausgebrachte Ammonium (NH4) intensiven Kontakt mit der Luft, sodass flüchtiges Ammoniak (NH3) entsteht. Dadurch kommt es zu mehr oder weniger hohen gasförmigen N-Verlusten. Dieser Effekt ist umso stärker, je kleiner die Gülletropfen (z.B. beim Prallteller und -kopf) und je höher die Lufttemperatur sowie Windgeschwindigkeit sind.


Bei den bodennahen Ausbringtechniken bringt man die gesamte Güllemenge streifenförmig auf deutlich weniger Oberfläche aus. Die NH3-Verluste reduzieren sich daher auf einen Bruchteil. In der Summe bleibt mehr Stickstoff im System und steht dem Pflanzenbestand zur Verfügung. Diese Technik führt wegen der höheren N-Verfügbarkeit meist zu höheren Erträgen (siehe Übersicht 2).


Die N-Effizienz der großtropfigen Breitverteiler (z.B. Möschaverteiler) hängt stark vom TS-Gehalt der Gülle und von der Witterung bei der Ausbringung ab. Gülle mit geringem TS-Gehalt, die im Herbst oder im zeitigen Frühjahr zum 1. Schnitt bei kühlen Temperaturen, bedecktem Wetter und anschließendem Regen breitflächig ausgebracht wird, steht den bodennahen Ausbringtechniken bei der N-Effizienz kaum nach. Diese Witterungsverhältnisse sind aber vor allem bei den Terminen zu den Folgeaufwüchsen nicht immer gegeben.


Nur noch bodennah

: Um die Nährstoffeffizienz zu verbessern, wird ab 2025 auf Grünland und im Feldfutterbau nur noch bodennahe Ausbringtechnik zulässig sein. Die lange Übergangsfrist ermöglicht es den Betrieben, in den nächsten acht Jahren sukzessive die Technik anzuschaffen bzw. die Ausbringung überbetrieblich durchführen zu lassen. Dies bringt pflanzenbauliche, aber vor allem auch ökonomische und arbeitswirtschaftliche Vorteile. Unter den bodennahen Gülleausbringtechniken wie Schleppschlauch, Schleppschuh und Schlitztechnik scheint sich der Schleppschuh zunehmend durchzusetzen. Wie sind die Ausbringverfahren zu bewerten?


  • Der Einsatz des Schleppschlauchs auf dem Grünland ist eher suboptimal, auch wenn die Technik sehr verteilgenau und schlagkräftig arbeitet. Die gesamte Güllemenge wird als Band auf der Grasnarbe abgelegt und dringt erst bei Regen in den Wurzelbereich ein. Vor allem bei dicker Gülle und trockener Witterung nach dem Ausbringen können – ähnlich wie bei den Breitverteilern – hohe Ammoniak-Emissionen auftreten. Zudem besteht die Gefahr, dass das Futter verschmutzt und die Gülle mit den Pflanzen „mitwächst“. Mögliche Folge: Erhöhte Clostridien-Kontamination der Silage, die zu Qualitätsverlusten führt.
  • Die Schleppschuhtechnik hat sich wegen der Verteilgenauigkeit, Emissionsminderung und Platzierung der Gülle besonders in den nordwestdeutschen Niederungslagen auch über Wasserkooperationsgebiete hinaus und zunehmend im Voralpenland (z.B. Allgäu) etabliert. Die kufenartigen Werkzeuge schieben den Bewuchs auseinander und legen ein schmales Gülleband auf dem Boden ab. Das reduziert die Geruchs- und NH3-Emissionen erheblich.


Diese Technik ermöglicht eine verschmutzungsarme Ablage der Gülle auch in wachsende Bestände. Zudem erhöht sie die arbeitswirtschaftliche Flexibilität der Gülleausbringung. Bei Arbeitsbreiten von bis zu 24 m ist bei maximalen Ausbringmengen von 20 m³/ha eine Schlagkraft von 10 ha/h möglich. Die hohen Arbeitsbreiten sind aber nur auf großen, ebenen Flächen einsetzbar.


Der Schleppschuh wird ab Breiten von über 18 m sehr teuer, da die Fassgröße und die Anforderungen an die Pumpenleistung steigen. Investitionskosten von 130000 bis 150000 € – je nach Ausstattung – rechnen sich bestenfalls bei überbetrieblichem Einsatz und hoher Auslastung. In Mittelgebirgslagen liegen die maximalen Breiten bei 12 bis 15 m. Ein Ausbringungsgerät mit einem 15-Kubikmeter-Fass, leistungsfähiger Pumpentechnik und Reifendruckregelanlagen kostet 80000 bis 90000 €. Diese teure Technik wird daher künftig eher über Maschinengemeinschaften oder Lohnunternehmer verfügbar sein.


  • Bei der Gülleinjektion, die in den Niederlanden bereits seit Mitte der 1990er Jahre vorgeschrieben ist, wird die Gülle bis zu 3 cm tief in den Boden eingeschlitzt. Im Vergleich zum Schleppschuh reduziert sie die geruchsbelastenden NH4-Emissionen um weitere 10 bis 20% und verbessert so die Effizienz des Gülle-N.


Heutige Verteiltechniken mit Doppelscheibenscharen injizieren die Gülle kontrolliert und gleichmäßig in einen offenporigen Schlitz mit Ablagebreiten von 20 bis 25 cm. Die schwere Bauart der Gülleinjektion erfordert einen hohen Zugkraftbedarf von 25 bis 35 kW/m Arbeitsbreite. Arbeitsgeschwindigkeiten von 10 bis 12 km/h sind möglich. Wegen der begrenzten Arbeitsbreiten von maximal 13,5 m bei selbstfahrender Gülletechnik ist die Schlagkraft entsprechend geringer als bei Schleppschuhverteilern mit großen Arbeitsbreiten.


An ihre Grenzen kommt die Schlitztechnik vor allem bei trockenem Boden, wenn das Scheibenschar aufgrund des begrenzten Schardruckes nicht mehr in den Boden eindringen kann.


Als negativer Effekt des Schlitzens gilt die Verletzung der Grasnarbe. Dadurch sollen sich bestimmte „Gülleunkräuter und -gräser“ wie Gemeine Quecke, Gemeine Rispe, Ampfer und Löwenzahn stärker ausbreiten können. Hierzu gibt es sehr unterschiedliche Erfahrungen aus Versuchen und der Praxis, sodass sich keine allgemeingültige Aussage treffen lässt. Selbst wenn es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Gülleinjektion und stärkerer Verunkrautung gäbe, ließe sich dieser durch Pflegemaßnahmen (vor allem Nachsaat) wirkungsvoll entgegenwirken.


Ausnahmen in Hanglagen?

Der Einsatz bodennaher Gülleausbringtechnik ist in Hanglagen begrenzt. Vor allem bei einer Neigung von über 20% ist beim Fahren quer zum Hang eine gleichmäßige Querverteilung nicht mehr gewährleistet. Auch lässt sich unter solchen Bedingungen das Güllefass nicht mehr vollständig befüllen. Zudem muss man langsamer fahren als auf ebenen Flächen. Die novellierte DüngeVO sieht daher Ausnahmeregelungen für diese Technik in Hanglagen vor. Wie diese z.B. für definierte Hangneigungen aussehen werden, ist derzeit noch offen. Möglicherweise gestalten die Bundesländer diese selbst aus.

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