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Strategien für die Blattbehandlung im Weizen

Lesezeit: 9 Minuten

Empfehlungen für Spritzfolgen, abhängig von der Witterung und den dann vorkommenden Krankheiten, entnehmen Sie den Übersichten 1 bis 3. Nachfolgend erläutern wir zunächst, wie Sie den Blattapparat bei hohem Krankheitsdruck (Strategie 1), niedriger Befallsintensität (Strategie 2) und bei DTR-Gefahr (Strategie 3) gesund halten:


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1.Vorgehen bei hohem Krankheitsdruck


Vor allem in Jahren mit feuchter Herbst- und milder Winterwitterung kann höherer Ausgangsbefall mit Septoria tritici auftreten. Das gilt vor allem in früh gesäten Beständen (Ende September/Anfang Oktober) bei Anbau von Sorten mit einer Septoria-Einstufung von APS 5 oder mehr. Beispiele dafür sind Tobak, Benchmark, Kashmir und Rumor. Welche Spritzfolgen bei hohem Krankheitsdruck zu empfehlen sind, entnehmen Sie der Übersicht 1.


Aber: Ein hoher Ausgangsbefall heißt noch lange nicht, dass auch der Befallsdruck im Frühjahr hoch ist. Nur bei günstigen Infektionsbedingungen ist mit hohem Krankheitsdruck zu rechnen. Für Septoria tritici sind die Bedingungen dann gut, wenn in der Wachstumsphase von EC 31 bis spätestens 32/33 mehrfach – oder noch schlimmer anhaltende – Niederschläge auftreten. Bleiben frühe Infektionen dagegen aus oder treten erst nach EC 34 auf, hat diese Krankheit fast keine Bedeutung.


Der Septoria-Pilz benötigt eine andauernde Blattnässe von mindestens 30 Stunden. Wird diese unterbrochen (Blätter trocknen ab), kann die Pilzspore nicht ins Blatt einwachsen – als Folge davon vertrocknet die Infektion. In den letzten Jahren traten in vielen Regionen zum Monatswechsel April/Mai häufig nur kurze Niederschläge auf, die aber keine Infektionen erlaubten. Viele Landwirte waren verunsichert und behandelten vorschnell, oft getrieben durch Verkaufsstrategien von Handel und Industrie. Nachteilig bei einer ersten frühen Behandlung um EC 31/32 ist auch, dass dann oft drei statt eventuell zwei Fungizideinsätze nötig sind.


Wenn allerdings verstärkt Ausgangsbefall vorhanden ist und in der Phase ab EC 31 mehrfach Infektionen möglich werden, muss die erste Behandlung früh erfolgen. Wichtig ist dann, möglichst vor Niederschlägen zu behandeln (Wetterprognose beachten).


Basis für diesen ersten Fungizideinsatz ist Chlorthalonil. Für Bravo ist die Zulassung ausgelaufen. Alternativ kann 1,25 l/ha Amistar Opti zum Einsatz kommen. Das enthaltene Azoxystrobin wirkt gegen Septoria zwar kaum, hilft aber vorbeugend gegen Gelbrost. In Kombination mit Prochloraz-haltigen Mitteln lässt sich eine gute vorbeugende Wirkung von etwa 10 Tagen gegen Septoria tritici erreichen. Zusätzlich ergänzt Prochloraz die Wirksamkeit durch eine Kurativleistung von 3 Tagen.


Anstelle von Amistar Opti können Sie auch Dithane NeoTec nutzen. Mit 1,5 bis 1,75 kg/ha haben wir in unseren Versuchen eine vergleichbare vorbeugende Wirkung wie mit 1,0 l/ha Bravo feststellen können. Dann sollte man aber breiter wirksame Fungizide wie Eleando, Input Classic, Capalo oder Kantik zumischen.


Von den genannten Produkten bringt Kantik die beste Mehltauwirkung – auch gegen vorhandenen Befall. Allerdings hat das Fungizid nach wie vor die Strohauflage (Einsatz nur, wenn Stroh auf der Fläche bleibt). Während Capalo und Input Classic eine Nebenwirkung gegen Mehltau haben, kann Eleando gegen diesen Pilz nichts ausrichten. Bei Einsatz dieses Mittels wäre am ehesten eine Ergänzung mit den Spezial-Mehltauprodukten Talius oder Vegas notwendig. In der Regel ist typisches Septoria-Wetter aber ungünstig für Mehltau. Dieser Pilz macht eher Probleme, wenn trockene Witterung mit warmen Nächten vorherrscht.


Septoria-Wetter fördert Halmbruch:

In Septoria-Jahren (kalt-nasse Witterungsbedingungen) tritt häufig auch Halmbruch auf. Genauso wie bei Septoria sind Frühsaaten deutlich stärker gefährdet. Zur Kontrolle des Erregers lässt sich die Nebenwirkung der Azole sehr gut nutzen.


Zu berücksichtigen ist zusätzlich die Halmbruchanfälligkeit der Sorte. Viele Sorten sind mit APS 6 hoch anfällig. Patras zeigt oft den höchsten Befall. Wer 1,0 l/ha Input Classic für die erste Behandlung nutzt, erzielt eine sehr gute Halmbruchwirkung. Mit der zweiten Blattbehandlung können Sie dann bis EC 37 noch einmal das Einwachsen des Pilzes in den Halm unterbrechen. Von gut platzierten Septoriabehandlungen (vor Niederschlägen) darf man daher auch eine sehr gute Wirkung gegen Halmbruch erwarten.


Vorsicht Schneeschimmel!

Bei Septoria-Wetter kann sich ein weiterer Pilz zu einem Problem entwickeln: Schneeschimmel. Auch diese Krankheit wird durch eine nasse Witterung gefördert. Kontaktwirkstoffe und Strobilurine sind mehr oder weniger unwirksam. Für die frühe Blattbehandlung ist vom Prochloraz eine gute Wirkung zu erwarten, aber auch andere Azole sind gut wirksam.


Entscheidend beim Schneeschimmel ist, dass vor den dicken Infektionsklötzen behandelt wird. Mit den frühen Behandlungen reduziert sich der meist nicht sichtbare Ausgangsbefall. Häufig tritt aber stärkerer Befall erst mit Infektionen nach EC 37 auf, sodass die zweite Blattbehandlung die wichtigere ist. Geeignet ist hierfür vor allem Elatus Era, das die beste Wirkung in den Versuchen zeigte. Wunder sind davon allerdings nicht zu erwarten, da Schneeschimmel nie sicher mit sehr hohen Wirkungsgraden zu kontrollieren ist.


Oft wird die Krankheit mit Septoria tritici verwechselt. Erste Symptome sind bereits nach kurzer Inkubationszeit von ca. 120°C-Tagen erkennbar. Der typische grüne Wasserfleck zeigt sich aber oft erst mit zunehmender Alterung nach EC 71. Vorher treten nur unspezifische Flecken auf den Blättern auf. Die Inkubationszeit des Septoria-Pilzes beträgt dagegen mindestens 300°C-Tage. Bei genauer Beobachtung ist Schneeschimmel daher an der kürzeren Inkubationszeit zu erkennen.


Der Anschluss muss sitzen:

Da gerade in der frühen Wachstumsphase nur eine begrenzte Dauerwirkung möglich ist (Neuzuwachs ist nicht geschützt), muss die Anschlussbehandlung abhängig vom Infektionsgeschehen erfolgen. In für Septoria hoch anfälligen Situationen eignet sich der Einsatz von Carboxamiden (siehe Übersicht 1 auf Seite 81). Eine vorbeugende Spritzung vor Niederschlägen wirkt am nachhaltigsten.


Wenn 10 bis 14 Tage nach der ersten Behandlung (EC 31/32) wiederum lange feuchte Witterungsphasen auftreten, empfiehlt sich eine Nachbehandlung. Das gilt auch, wenn der Weizenbestand erst EC 33/34 erreicht hat. Bei Starkbefall bzw. kritischer Witterung mit langen intensiven Infektionsphasen ist es angeraten, Chlorthalonil bzw. Mancozeb zuzumischen.


Kurative Behandlungen nach Niederschlägen fördern dagegen die Resistenzgefahr, besonders, wenn das maximale Potenzial ausgereizt wird. Von Elatus Era, Adexar, Ceriax und Ascra Xpro darf man in solchen Notsituationen die längste Kurativwirkung von etwa 7 Tagen erwarten, vorausgesetzt die Behandlung erfolgt mit fast voller Aufwandmenge.


Seguris plus Amistar Opti eignet sich ausschließlich für protektive Behandlungen. Alternativ können Sie mit Priaxor arbeiten, das allerdings immer mit Azolen wie Eleando, Kantik oder Input Classic zu kombinieren ist. Je nach Aufwandmenge und Zumischpartner erzielt es dieselbe kurative und vorbeugende Wirkung wie Ceriax oder die anderen Carboxamide.


Eine gute Wirkung gegen Halmbruch ist bis EC 37 besonders von den Prothioconazol-haltigen Carboxamiden wie Ascra Xpro, Aviator Xpro und Elatus Era zu erwarten. Eine Nebenwirkung erzielen Adexar und Ceriax. Mit derartigen Einsätzen (Doppelanwendungen mit Vorlage von Prochloraz, gefolgt von den Carboxamiden) erreichten wir in unseren Versuchen sehr gute Wirkungsgrade von 60 bis 70%. Auch Rostkrankheiten lassen sich mit dieser Behandlung sehr gut kontrollieren.


2.Nur zwei Einsätze bei Trockenheit


In trockenen Frühjahren – in Nordrhein-Westfalen durchgehend bereits seit 12 Jahren – hat Septoria tritici kaum Bedeutung. In diesen Fällen ist es angeraten, die erste Behandlung möglichst weit nach hinten zu schieben, um mit zwei Fungizid-Anwendungen auszukommen. Empfehlungen entnehmen Sie der Übersicht 2.


Achten Sie dabei aber auf Gelbrost! Tritt er (wie in 2014) früh und massiv auf, ist eine frühe Behandlung ein Muss. Weil Gelbrost in 2017 im Weizen aber fast keine Rolle spielte, dürfte der Ausgangsbefall deutlich dezimiert sein. Somit ist es unwahrscheinlich, dass dieser Pilz im Frühjahr 2018 früh mit starkem Befall vorkommt. Kontrollieren Sie Ihren Bestand trotzdem auf Befall. Die gelben Pusteln sind leicht zu erkennen. Solange Sie nur wenige Sporen sehen, muss nicht behandelt werden. Vor EC 32 sind geringe Blattverluste (wenige Gelbrostschrammen auf den unteren Blättern) nicht ertragsrelevant. Vorhandener Befall ist nach wie vor mit guten Fungiziden auf Basis von Tebuconazol und Epoxiconazol sicher zu bekämpfen.


Besteht früh keine Gelbrost-Gefahr, kann die erste Fungizidbehandlung in trockenen Frühjahren bis EC 32 oder noch weiter hinauszögert werden, sodass mit einer Blattbehandlung sicher der Anschluss an die Abschlussbehandlung möglich wird. Herrscht sonniges, trockenes Wetter ist ein ununterbrochener Dauerschutz des Weizens Unsinn.


Richten Sie die Blattbehandlung dann wiederum an Niederschlägen aus. Gegen Rostkrankheiten sind die teuren Carboxamide nicht notwendig. Nur wenn sich nach längerer Trockenheit ab Mitte Mai nachfolgend sehr feuchtes Wetter ankündigt und in Frühsaaten Septoria tritici auf den unteren Blattetagen vorkommt, ist der Einsatz von Carboxamiden angeraten.


Halmbruch auch im Osten?

In der Regel ermöglicht die Witterung in Ostdeutschland in der Phase von EC 31 bis 33 keine Septoria- oder Halmbruch-infektionen, sodass eigentlich nicht früh behandelt werden muss. Auf Einzelstandorten tritt seit einigen Jahren allerdings ein Problem mit Halmbruch auf. Betroffen sind beste Lössstandorte, auf denen sehr früh um den 15. September gesät und Halmbruch-gefährdete Sorten angebaut wurden. Bereits um EC 39 lässt sich auf diesen Flächen öfter teils extremer Befall feststellen, manchmal vermorscht sogar die Halmbasis. Am stärksten betroffen ist die Sorte Patras, häufig nach Vorfrucht Raps.


Empfehlung: Sollte sich ein milder Winter einstellen, ist es sinnvoll, die Bestände auf diesen Standorten von EC 30 bis 33 gezielt gegen Halmbruch zu behandeln. Die besten Wirkstoffe dafür sind Cyprodinil (Unix) oder Boscalid (Campion bzw. Viverda), gefolgt von Prothiconazol z.B. im Input Classic. Eine gute Wirkung ist nur erreichbar, wenn vor kühl-feuchten Witterungsabschnitten appliziert wird. Behandlungen in Trockenphasen bringen nichts, weil der Pilz dann nicht wächst. Diese Strategie gilt nur für Frühsaaten auf besten Standorten und vornehmlich in der Sorte Patras, abgeschwächt auch in weiteren anfälligen Weizensorten mit APS von 6 und mehr. Auf schlechteren Standorten spielt Halmbruch eine untergeordnete Rolle, in Brandenburg kommt der Erreger nie vor – auch nicht in Frühsaaten.


3.So halten Sie DTR in Schach


In Mulchsaaten von Weizen nach Weizen ist das Vorkommen von DTR typisch. Ausgangsbefall entsteht aus Sporen, die auf dem alten Weizenstroh in Hüllkörpern (Perithezien) gebildet werden. Weil mildes Winterwetter die Strohrotte begünstigt, reduziert sich in solchen Jahren dieser Ausgangsbefall. Gegenteilig treten DTR-Probleme oft nach kühlen langen Wintern auf.


DTR ist eine schnelle Krankheit mit einer Inkubationszeit von nur 70°C- Tagen. Befallsjahre zeichnen sich durch einen frühen Befallsaufbau ab Ende April aus. Feuchte warme Witterung begünstigt Infektionen. Wenn für DTR früh ab Ende April günstige Witterung herrscht, sind drei Behandlungen notwendig. Empfehlungen entnehmen Sie der Übersicht 3. Gegen den schwer bekämpfbaren DTR-Erreger sind Prothioconazol und Propiconazol gut wirksam. Achat (Propiconazol) verbessert als preiswerter Zumischpartner die DTR-Wirkung. Wegen der eingeschränkten Möglichkeiten ist der mehrfache Einsatz von Prothioconazol und Propiconazol nicht zu vermeiden. Zu beachten ist aber, dass man die jeweiligen Produkte maximal zweimal verwenden darf.


Von den Strobilurinen ist Pyraclostrobin aus dem Viverda und dem Priaxor noch wirksam, sofern in der Gesamtpopulation nur geringe Anteile resistenter G143A-Mutanten vorkommen. Die neuen Carboxamide aus dem Elatus Era und aus dem Ascra Xpro bringen gegen DTR eine Bereicherung. Das jeweils enthaltene Prothioconazol unterstützt die Leistung. Bei Starkbefall oder unter kritischen Infektionsbedingungen sichert das Zumischen von Achat die Wirkung ab.

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