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Süßes für die Kühe

Lesezeit: 5 Minuten

Der Einsatz ganzer Zuckerrüben in der Milchviehfütterung erhöht den Energiegehalt der Grundfutter-Ration. Zwei Praktiker haben das altbewährte Futtermittel neu für sich entdeckt.


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Zuckerrüben können gute Maissilagen im Energiegehalt übertreffen. Die Zucht ertragreicher Sorten macht auch den Einsatz ganzer Rüben in der Milchviehration wieder interessant. Denn die Rübe verspricht eine hohe Futteraufnahme und bessere Milchinhaltsstoffe. Ist das die Renaissance der Rübe?


Tiergesundheit verbessern:

Langzeit-ergebnisse aus der Praxis stehen noch aus. Aber Pioniere schwören auf „Süßes“ für ihre Kühe.


Einer von ihnen ist Jan Joost aus Dörphof in Schleswig-Holstein. Der Student der Agrarwirtschaft kaufte die ersten Rüben 2016 für die hofeigene Biogasanlage. „Kurzerhand entschied ich jedoch, den Einsatz der Rübe in der Fütterung der 170 Milchkühe zu testen“, erinnert er sich. Und das war ein Erfolg. Innerhalb von zwei Monaten steigerte er die Einsatzmenge von 6 kg auf 16 kg Frischmasse (FM). Neben der Milchkuhhaltung bewirtschaftet der Betrieb etwa 300 ha Ackerland.


Um die Rübe das ganze Jahr über füttern zu können, siliert Joost sie ein. Denn frische Rüben verderben nach wenigen Tagen. Dafür befreit Joost die Rüben zuerst von den Steinen. Im letzten Jahr silierte er die Rüben dann zusammen mit dem ersten Grasschnitt (45% TS). Durch die Schichtsilage mit dem trockenen, umsilierten Gras, tritt kein Sickersaft aus.


Für die kommende Rüben-Saison nimmt Joost eine Trockenreinigung der Firma Indunorm (siehe Kasten „Aufbereitung und Lagerung“) in Betrieb. Die Maschine entsteint und zerkleinert in einem Gerät. Damit werden die Rüben dann täglich frisch für die Milchkühe und die Biogasanlage aufbereitet. Das funktioniert in der kalten Jahreszeit, etwa von September bis März.


Erste Erfolge kann Joost schon verzeichnen: Die Inhaltsstoffe der Milch haben sich leicht verändert. „Der Fettgehalt hat sich bei einem Plus von 0,2% eingependelt. Der Eiweißgehalt ist etwa gleich geblieben“, so der junge Betriebsleiter. Gesunken sind dagegen die Zellzahlen. Die Milchmenge stabilisierte sich durch den Einsatz der Zuckerrüben auf 32 kg pro Kuh und Tag.


Joost hat hohe Erwartungen an die Verfütterung der Zuckerrübe: „Das langfristige Ziel ist die Reduzierung der Futterkosten durch eine erhöhte Energieaufnahme aus der Grundration.“ Und die Futteraufnahme soll durch den Rübeneinsatz steigen. „Wir versprechen uns durch die Rüben außerdem eine Verbesserung der Gesundheit und der Fruchtbarkeit unserer Milchkühe“, sagt Joost: „Bereits jetzt fällt auf, dass die Kühe vitaler sind.“


Der Landwirt erwägt, die Rüben in Zukunft selbst anzubauen. Sie würden in der Region gut wachsen, ist er überzeugt. Er könnte sie dann sowohl in der Milchviehfütterung als auch in der Biogasanlage einsetzen.


Spitzenerträge:

Zu den Pionieren gehört auch Klaus Schröder aus dem niedersächsischen Deinstedt. Der Betrieb bewirtschaftet 70 ha Grünland und 240 ha Ackerfläche. Seit 2011 baut er Zuckerrüben an – inzwischen auf einer Fläche von 35 ha. Im Stall stehen 170 Milchkühe plus Nachzucht. „Bereits bei der ersten Ernte haben wir uns über die hohen Erträge gewundert“, so Schröder. Der bisherige Spitzenertrag bei Rüben lag 2016 bei 97,9 t/ha. Im Durchschnitt erntet er auf seinen Flächen 86 t/ha, was umgerechnet einem Trockenmasse (TM)-Ertrag von rund 20 t/ha entspricht. „Bei Mais schaffen wir keine 50 t FM im Schnitt“, gibt er zu bedenken. Zurückzuführen sei dies auf die Böden der Region, auf denen seit 30 Jahren keine Rüben gewachsen sind.


Ein erstes Gespräch über die Zuckerrüben-Fütterung an Milchkühe fand auf der EuroTier 2014 statt. „Gleich am nächsten Tag habe ich Rüben mit einer Schnitzelschaufel zerkleinert und je Kuh 4 kg gegeben“, erinnert sich Schröder. Im Sommer nahm er dann an einer Exkursion nach Dänemark teil. Hier setzen Milchviehbetriebe schon länger auf die süße Feldfrucht.


Nach der Ernte reinigt der Landwirt die Rüben zuerst mit einem alten Ladeband. Zum Fahrsilo werden sie mit einem Abschiebewagen mit abklappbarem Förderband transportiert. Dort erfolgt die Trockenabreinigung. Nach der Zerkleinerung sind die Rübenstücke walnuss- bis faustgroß. Diese siliert Schröder vermischt mit dem dritten Grasschnitt sowie Trockenschnitzeln ein (Übersicht 1). So vermeidet er das Austreten von Sickersaft.


Der Betriebsleiter plant in diesem Jahr ebenfalls die Inbetriebnahme einer Trockenreinigung. Dann kann er die Rüben in den Wintermonaten frisch verfüttern.


Die Umstellung machte sich auf dem Betrieb positiv bemerkbar. „Der Einweißgehalt der Milch stieg um 0,2%. Und die Kühe fressen die Rüben unheimlich gerne“, sagt Schröder. Auch Milchleistung und Fruchtbarkeit hätten sich durch die Zuckerrübe verbessert.


Am wichtigsten bei der Fütterung der Zuckerrübe sei eine gute Zerkleinerung und eine ausgewogene Mischration, so Schröder: „Keine Angst vor hohem Zuckergehalt und Erdanhang.“ In Dänemark überraschten Schröder die Einsatzmengen von bis zu 30 kg FM je Kuh und Tag, die dort verfüttert werden. „Das entspricht einem ganzen Eimer Zucker“, stellt er fest. Er selbst hält die Verfütterung von 12 kg FM je Kuh und Tag für machbar.


Neueinsteigern empfiehlt Schröder, die Einsatzmengen der Zuckerrübe langsam zu erhöhen und die Kühe dabei gut zu beobachten: „Große Mengen sollte man nicht von heute auf morgen füttern. Dann kann Durchfall auftreten.“ Thomas Gaul, -klh-

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