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Superunkraut Sumpfschachtelhalm

Lesezeit: 9 Minuten

Die Giftpflanze tritt auf extensiviertem Feuchtgrünland vor allem im Nordwesten auf. Über neue Versuche zur Bekämpfung informiert Gerd Lange, LWK Niedersachsen.


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Der Sumpfschachtelhalm (Duwock) gilt als eine der gefährlichsten Giftpflanzen (siehe Kasten, Seite 87) im Grünland. Seine starke Verbreitung im Dauergrünland wechselfeuchter Standorte führte bereits in der Vergangenheit dazu, ihn zu bekämpfen. Er hat ähnliche oberirdische grüne Sprosstriebe wie z. B. Ackerschachtelhalm und Teichschachtelhalm.


Sein Hauptverbreitungsgebiet ist das Feuchtgrünland der küstennahen Marschen Nordwestdeutschlands. Auch in Niedermoorgrünland kann er massenhaft auftreten. Auf Hochmoor kommt der Duwock dagegen nicht vor.


Neue Massenvermehrung:

Aufgrund seiner tief im Erdreich wurzelnden Rhizome (unterirdische Ausläufer) lässt sich die ausdauernde Sumpfpflanze nur schwer und kaum nachhaltig bekämpfen. Erst meliorative Maßnahmen zur Entwässerung und nachfolgende Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung in den 1970er- und 80er-Jahren haben den Duwock im Dauergrünland dauerhaft verdrängt.


Das erneute massenhafte Auftreten der Pflanze ist seit einigen Jahren besonders auf extensiviertem Dauergrünland der Standorte zu beobachten, die bereits vor Jahrzehnten stark betroffen waren. Dies sind z. B. die mittlere Elbtalaue, Unterelbe sowie Wesermarsch und Niedermoorgrünland im Binnenland. Besonders häufig tritt er auf landeseigenen Flächen mit eingeschränkter Entwässerung und Bewirtschaftungsauflagen auf.


Das zeitweise Überstauen des Grünlandes begünstigt die Renaissance des Sumpfschachtelhalms besonders. Dabei spielt die vegetative Vermehrung dieser Problempflanze eine entscheidende Rolle. Es ist davon auszugehen, dass ältere Knospen im Boden nach längerer Keimruhe austreiben und somit eine Wiederbesiedlung dieser Standorte einige Jahre nach der Grünlandextensivierung erfolgt. Die häufig beobachtete Ausbreitungsrichtung aus staunassen Bereichen wie Entwässerungsgräben in die nur zeitweise feuchten Flächen spricht dafür.


Silage hoch, Heu wenig belastet:

Da es sich bei dem betroffenen Grünland meist um Naturschutzflächen handelt, sind Grünlandintensivierung oder meliorative Maßnahmen, die ein Ausbreiten der Pflanze verhindern, in der Regel nicht erlaubt. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat deshalb ein gemeinsames Projekt mit der TU Braunschweig, dem Julius Kühn-Institut, der TH Hannover und dem Niedersächsischen Landesbetrieb Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz initiiert, um verschiedene Fragen der Verwertungs- und Bekämpfungsmöglichkeiten zu klären.


Die LWK Niedersachsen hat einen Silierversuch durchgeführt, um zu klären, ob sich die Giftigkeit des Duwocks im Grundfutter reduzieren lässt. Dazu haben wir einen grasreichen 2. Aufwuchs einer Grünlandfläche, die mit 25 bis 30 % Duwock durchsetzt war, ohne bzw. mit verschiedenen Silierzusatzstoffen 90 Tage lang in luftdichten Gläsern vergoren. Die Alkaloidgehalte haben wir im frischen Ausgangsmaterial und in den jeweiligen Endprodukten in dreifacher Wiederholung untersucht.


Hier die Ergebnisse: Das Alkaloid Palustrin wurde in keinem Fall durch den Silierprozess abgebaut, sondern es kam vielmehr zu einer stärkeren Konzentration (siehe Übersicht 1). Diese hat wahrscheinlich der allgemeine Substanzverlust organischer Masse verursacht. Die Ergebnisse des Versuchs belegen klar die Vermutung, dass die Silierprozesse Palustrin im Grundfutter nicht abbauen.


Das von derselben Grünlandfläche geworbene Heu hatte im Vergleich zum Ausgangsmaterial dagegen einen deutlich reduzierten Palustringehalt (siehe Übersicht 1). Verantwortlich hierfür ist aber nicht ein Abbau des Giftstoffs, sondern Bröckelverluste. Diese sind bei trockenem Sumpfschachtelhalm sehr groß. Daher erfasst die Heupresse nicht viel Duwock-Masse, so dass diese auf der Fläche bleibt. Die Heufütterung im Stall verstärkt diesen Effekt. Die intensive Heuwerbung und Fütterung ist daher eine geeignete Maßnahme, mäßig mit Duwock belastete Aufwüchse zu verwerten, am besten durch Pferde.j


Herbizide enttäuschen:

Einfache Wuchsstoffe können den oberirdischen grünen Duwock-Trieb sehr wirksam bekämpfen. Das haben Bekämpfungsversuche mit 2 bis 4 kg/ha Banvel M und 1 bis 2 l/ha U 46 M gezeigt. Allerdings war die Wirkung der Herbizide nicht von Dauer. Weil die Duwock-Rhizome neue Sprosstriebe nachgeschoben hatten, war die Wirkung bereits 8 Wochen nach der Behandlung von anfänglich 70 bis 80 % bereits wieder auf etwa 20 bis 35 % herabgesetzt.


Nachhaltiger war die Wirkung mechanischer Unterschneidung der senkrechten Sprosstriebe in einer Tiefe von 30 bis 40 cm unter Flur. Die Methode galt bereits in den 1960er-Jahren als nur vorübergehend wirksam. Deshalb kombinierte man sie damals mit dem unterirdischen Einbringen von Herbiziden. Dies war damals die erfolgreichste Methode, um stark verseuchte Duwock-Standorte ohne Melioration zu sanieren. Das kombinierte Verfahren ist heute aus Umweltschutzgründen grundsätzlich abzulehnen.


Unterschneiden beim Austrieb:

Die in Niedersachsen aktuell verwendeten Unterschneidegeräte wurden speziell für die Bekämpfung der Flatterbinse und des Duwocks entwickelt. Sie arbeiten in einer Arbeitsbreite von 3 m mit einem einzigen aus gehärtetem Stahl gefertigten Gänsefußschar.


Der optimale Einsatzzeitpunkt gegen den Sumpfschachtelhalm ist nach unseren Erfahrungen das zeitige Frühjahr, sobald die ersten Sprosstriebe erscheinen. Der kurzrasige Aufwuchs wird dabei nicht unnötig geschädigt und kann den Duwock problemlos überwachsen. Bereits grüne Triebe stagnieren im Wachstum oder sterben sehr schnell ab.


Das Unterschneide-Verfahren zeigte in Versuchen gegen Sumpfschachtelhalm sofort eine hohe Wirkung auf einer Kalkmarsch bei Stade, aber zunächst nur geringe Wirkung auf Niedermoor (siehe Übersicht 2). Dort verfärbten sich die Duwock-Triebe zunächst oliv-bräunlich, vertrockneten aber nicht. Die Wirkung trat aber zeitverzögert auch hier ein, so dass sich bis zum Schnitttermin ein fast von Duwock freier Aufwuchs entwickelte. Sein erneutes Auftreten haben wir bei 30 cm Schnitttiefe etwa 3 Monate nach der Behandlung beobachtet. Daraus leiten wir eine Wirkungsdauer von etwa 30 Tagen je 10 cm Unterschnitttiefe ab.


Bekämpfung durch Beweidung:

Um zu prüfen, ob sich der Sumpfschachtelhalm durch Beweiden in den Griff bekommen lässt, haben wir auf Niedermoorflächen im Ochsenmoor am Dümmersee Weideversuche mit Pferden, Rindern und Schafen durchgeführt. Dabei haben wir jeweils 3 Intensitätsstufen und eine Kontrolle (ohne Beweidung) geprüft. Die Flächen waren sehr unterschiedlich (Standortgegebenheiten, Bestandeszusammensetzung). Alle wiesen jedoch einen mittelstarken bis sehr starken Duwock-Besatz auf. Die Weideparzellen waren jeweils 0,2 bis 0,25 ha groß. Die Beweidungsdauer richtete sich nach dem Futterangebot der Intensivweide.


Die Rinderweide wurde auf einem mineralisch geprägten anmoorigen Sandboden im Randbereich des Ochsenmoores eingerichtet. Das Dauergrünland ent-hält dort sehr viel Seggen. Hier die Ergebnisse:


  • Bei Intensivweide fraßen die Rinder auf Teilbereichen besonders stark, auf anderen, vor allem den seggenreichen, dagegen weniger stark. Allerdings dezimierten sie den Sumpfschachtelhalm stark durch ihren Tritt.
  • Bei extensiver Weidenutzung konnten die Rinder nach Belieben selektieren. Auch hier mieden sie Seggen und Sumpfschachtelhalm weitgehend. Die Zahl der Schachtelhalmtriebe verringerte sich weniger deutlich als bei intensivem Besatz (siehe Übersicht 3). Dies ist auf die geringere Trittwirkung in der Gesamtparzelle zurückzuführen.


Die Pferdeweide – im Randbereich des Ochsenmoores gelegen – war eine Wiesenfuchsschwanz-Glatthaferwiese. Es zeigte sich, dass die Pferde den Bestand gleichmäßig kurz fraßen. Dadurch senkten sie den Duwock-Besatz in allen Parzellen stark. Krankheitssymptome waren bei den Pferden während der dreiwöchigen Beweidung nicht zu beobachten. Der Duwock-Anteil war im Herbst beim Vergleich mit den Kontrollstreifen ohne Beweidung (Mahd und Abfuhr) deutlich geringer.


Die Schafweide lag auf stark degeneriertem Niedermoor mit erheblichem Bewuchs an Sumpfschachtelhalm und Rasenschmiele (und Rohrglanzgras). Das Graswachstum war dort gering. Intensive Schafbeweidung führte zu sehr kurzem Verbiss aller schmackhaften Gräser und Kräuter. Sumpfschachtelhalm mieden die Schafe weitgehend, ebenso die Rasenschmiele und das Rohrglanzgras. Der intensive Tritt der Tiere drängte den Duwock-Besatz aber wirksam zurück. In der extensiven Variante waren die Duwock-Anteile während der Vegetationsperiode deutlich höher. Da diese weniger Tritt ausgesetzt waren, wurden sie geschont.j


Kombiniertes Verfahren:

Um die kombinierte Wirkung von Unterschneiden und Beweidung zu prüfen, haben wir auf dem Marschstandort in Asseler Sand 2009 eine mit Sumpfschachtelhalm stark verkrautete Teilfläche innerhalb einer Mutterkuhweide unterschnitten. Dabei zeigte sich schon nach wenigen Tagen eine 100%ige Wirkung. Im Verlauf der Vegetationsperiode haben die Mutterkühe diese Teilfläche immer wieder aufgesucht und so kurz befressen, dass bis zum Ende des Jahres kein nennenswerter Sumpfschachtelhalmbesatz mehr auftrat (siehe Übersicht 4).


Diese Beobachtung bestätigt Empfehlungen, den Duwock durch intensive Beweidung zurückzudrängen. Allerdings sind die allgemeinen Empfehlungen wohl so zu verstehen, dass der Duwock-Besatz – wie in unseren Weideversuchen – durch das Niedertreten der entwickelten Triebe reduziert wird. In dem kombinierten Versuch konnte das Kraut offensichtlich nicht wieder austreiben; entweder, weil der ständige Viehtritt den Boden zu stark verdichtete oder weil die Triebspitzen zertreten wurden, bevor sie ergrünen konnten.


Die Wiederholung der Kombination aus Unterschneiden und Beweiden in eigenen Beweidungsversuchen bestätigte den Zusammenhang, dass die unterschnittenen Duwock-freien Teilflächen intensiver angenommen werden und die Vegetation dadurch weitgehend frei von Duwock bleibt. 2011 wurden diese Erkenntnisse in Praxisflächen an der Unterelbe übertragen. Auf 25 ha Extensivweiden wurden stark mit Duwock durchsetzte Bereiche unterschnitten. Die Ergebnisse waren sehr positiv. Das zeigte sich auch im Allgemeinzustand der Weidetiere.


Verfahren praxistauglich?

Grünlandaufwüchse mit hohem Duwock-Besatz sind für die landwirtschaftliche Tierhaltung kaum zu gebrauchen. Pflanzenschutzmittel verringern nur vorübergehend das Risiko, das beim Verfüttern des Grünlandaufwuchses besteht.


Der vorübergehend anhaltende Erfolg des Verfahrens der Unterschneidung in Kombination mit intensiver Weidenutzung lässt hoffen, dass sich betroffene Grünlandflächen weiterhin landwirtschaftlich nutzen lassen. Besonders stark betroffene Naturschutzflächen könnten bei Anwendung der Methode futterbaulich genutzt werden, auch wenn keine wesentliche Intensivierung der Bewirtschaftung erlaubt ist.


Die Kosten der Unterschneidung betragen bei einer Flächenleistung von 0,5 bis 0,7 ha/h etwa 80 bis 120 € je ha. Probleme können bei Trockenheit durch das Unterbrechen des Kapillarsaums infolge der Unterschneidung entstehen. Der Ertragsrückgang kann dann leicht 15 bis 20 % ausmachen.


Wichtig ist, die Grünlandflächen nach dem Einsatz des Unterschneidegerätes wieder mit einer Glattwalze anzuwalzen. Das verringert den Austrocknungseffekt in der Unterschnittzone und verschließt die Bodenspalten, die der Rahmenträger hinterlässt. Der großflächige Einsatz auf Grünland in der Marsch hat gezeigt, dass Sprosse des Duwocks aus diesen Bodenspalten auch bei ständiger Intensivweide in Streifen durchwachsen können, weil der Boden hier lockerer ist.

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