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Überschüssige Gülle separieren?

Lesezeit: 8 Minuten

Viele Veredlungsbetriebe produzieren zu viel Stickstoff und Phosphat. Mithilfe der Gülle­separation lassen sich die Überschüsse exportfähig aufarbeiten. Für welchen Betrieb kommt welche Technik infrage? Und was kostet die Separation?


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Diese Zahl dürfte Schweinehaltern Hoffnung machen: Nur gut ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland wird mit Wirtschaftsdüngern wie z. B. Schweinegülle gedüngt. Dabei könnte der Anteil höher sein, denn Wirtschaftsdünger ist reichlich vorhanden. Viele Veredlungsbetriebe produzieren hohe Gülle- bzw. Nährstoffüberschüsse.


Warum so wenige Flächen bislang „Gülle gesehen haben“, lässt sich einfach erklären: Die Kosten für den Transport der Rohgülle in vieharme Ackerbauregionen sind hoch. Und je weiter der Weg, desto teurer wird es. Allein bei einem um etwa 20 km längeren Transportweg erhöhen sich die Ausgaben um etwa 2 € je m3. Vor allem der hohe Wasseranteil in der Rohgülle verschlechtert die Transportwürdigkeit.


Ausweg Separation?

Ein Ausweg aus dem Dilemma könnte die Separation der Rohgülle sein. Das Ziel hierbei ist, den Trockensubstanzanteil (TS-Gehalt) zu erhöhen und die Nährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium (N, P, K) aus der Rohgülle herauszutrennen. Mittlerweile laufen etliche Separations-Verfahren in der Praxis.


Doch bevor eine bestimmte Technik auf dem eigenen Betrieb zum Einsatz kommt, ist zu klären, wie viel Kilo N und P aus dem Betrieb exportiert werden müssen. Denn jedes Verfahren erzielt unterschiedlich hohe Abscheide- bzw. Wirkungsgrade (mehr dazu ab Seite S 18). Zudem ist das Verhältnis der zu exportierenden N- und P-Mengen entscheidend bei der Auswahl des richtigen Separations-Verfahrens.


In Übersicht 1 sind beispielhaft für fünf unterschiedlich intensiv wirtschaftende Betriebe die anfallenden und zu exportierenden Nährstoffe anhand der Anhaltswerte der Düngeverordnung ermittelt worden. Beim Stickstoff sind dabei die ansetzbaren Stall- und Lagerverluste in Höhe von 30 % bereits berücksichtigt.


Die Betriebe A, B und C betreiben je eine Schweinemast in unterschiedlicher Intensität. Je nach Anzahl der Mastplätze pro ha errechnen sich dementsprechend unterschiedlich hohe Nährstoffabgabemengen. So muss z. B. der Betrieb A keinen Stickstoff abgeben, sondern nur ca. 1 950 kg Phosphor.


In Betrieb C, der wesentlich intensiver wirtschaftet, sieht die Situation ganz anders aus. Dieser Betrieb muss neben 10 440 kg Stickstoff auch 9 800 kg Phosphor exportieren (N : P-Verhältnis 1 : 0,94).


In der Ferkelerzeugung ist das Bild ähnlich. Je nach Intensität der Tierhaltung (Sauen pro ha) sind auch hier unterschiedlich große Mengen N und P überbetrieblich zu verwerten. Der intensiv wirtschaftende Betrieb E muss dabei ebenso wie sein Mästerkollege fast genauso viel Phosphor wie Stickstoff abgeben (Verhältnis 1 : 0,94). Betrieb D hat es einfacher. Er muss nur 399 kg P überbetrieblich verwerten, beim Stickstoff hat er noch Spielraum.


Aus dem Verhältnis von N zu P lässt sich ableiten, welches Separations-Verfahren für den Einzelbetrieb das beste ist. Wie in Übersicht 2 auf Seite S 16 dargestellt, bietet sich in den Betrieben A und B der Einsatz der Zentrifuge an. Denn hier wird bei den für die Kalkulation angesetzten durchschnitt-lichen Abscheidegraden 1,8-mal mehr Phosphor abgeschieden als Stickstoff.


Das kommt dem errechneten/angestrebten Exportverhältnis für N zu P von 1 : 1,97 bzw. 1 : 2,11 sehr nahe. Deutlich schlechter würde die Pressschnecke abschneiden, weil hier fast genauso viel N wie P abgeschieden wird (Verhältnis ca. 1 : 1). Würden die Betriebe das Sinkschicht-Verfahren favorisieren, müssten sie eine exzellente Sinkschicht mit maximaler P-Anreicherung erreichen und diese dann exportieren.


Für den intensiv wirtschaftenden Mäster C bzw. Ferkelerzeuger E bietet sich das Sinkschicht-Verfahren an. Denn bei dieser Technik beträgt die Nährstoffkonzentration nach der Separation zwischen N und P annähernd 1 : 1. Bei einem angestrebten N : P-Exportverhältnis von 1 : 0,94 bedeutet das quasi eine Punktlandung.


Wo liegen die Kosten?

Gerade in den nordwest- und süddeutschen Intensivregionen mit hoher Viehdichte steigt der Kostendruck für die Entsorgung überschüssiger Gülle immer weiter an.


Die Ursache liegt unter anderem in der anstehenden Novellierung der Düngeverordnung. Denn künftig werden auch Gärreste aus Biogasanlagen be-­rücksichtigt, zudem ist die sogenannte Derogationsregelung Ende 2013 ausgelaufen. Hiernach durften Milchviehbetriebe bis 31. Dezember letzten Jahres dank einer Ausnahmegenehmigung statt 170 bis zu 230 kg Stickstoff aus Wirtschaftsdünger auf Grünlandflächen und Feldgras ausbringen.


Weil der Druck auf dem Güllemarkt also immer weiter steigt und ein Ende nicht in Sicht ist, verwundert es nicht, dass sich immer mehr Veredlungsbetriebe mit der Separation und dem anschließenden Export der anfallenden Gülle auseinandersetzen.


Welche Kosten ansetzen?

Aus ökonomischer Sicht spielen beim Nährstoff-export nicht nur die Transportkosten eine Rolle, sondern auch die Verfahrenskosten. Kosten entstehen auch für den Kauf von Mineraldünger, denn ein Teil der exportierten Nährstoffe muss durch Mineraldünger ersetzt werden.


Transportkosten entstehen beim Export von Rohgülle bzw. den abgeschiedenen Feststoffen. Oft muss auch noch ein Teil der übrig gebliebenen, separierten flüssigen Phase abtransportiert werden. Auch dafür sind Kosten anzusetzen, die in diesem Beispiel mit 10 € pro m³ kalkuliert wurden.


Die Kosten für die Ausbringung auf den eigenen Flächen sind ebenfalls zu berücksichtigen, da je nach Verfahren unterschiedliche Restmengen anfallen. Für die eigene Ausbringung wurden 3 € je m³ angesetzt.


Die Verfahrenskosten definieren sich in erster Linie aus den Kosten für die eigentliche Separation. Beim Sinkschicht-Verfahren können darunter z. B. die Kosten für den zweiten Behälterfallen (40 €/m³ für 60 % der dünnen Pha-­se). Auch sind Kosten für das Umpumpen der dünnen Gülle und entsprechende Analysen (0,2 €/m³ Rohgülle) zu be- rücksichtigen. In Betrieben, die bereits zwei Lagerbehälter haben, beschränken sich die Verfahrenskosten auf die zu­sätzlichen Strom- und Analysekosten.


Die Zentrifuge und die Pressschnecke werden im Einzelbetrieb eher selten von Landwirten selbst eingesetzt. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten werden diese Verfahren in der Regel von Lohnunternehmern betrieben, die dann entsprechend pro m³ Rohgülle abrechnen. Für die Zentrifuge sind 6 € pro m³ und für die Pressschnecke 2,5 € je m³ angesetzt worden.


Die Mineraldüngerersatzkosten sind für den zusätzlich benötigten Mineraldünger zu kalkulieren, der für zu viel exportierte Nährstoffe eingekauft werden muss. Je nach Verfahren und Qualität der Abscheidung fällt die Menge unterschiedlich hoch aus. Der kalkulierte Nährstoffpreis entspricht dabei den aktuellen Marktpreisen (Stickstoff 0,76 € je kg; Phosphor 0,60 € pro kg und Kali 0,65 € pro kg).


Pressschnecke oft teuer:

In der Übersicht 3 sind die Gesamtkosten zu finden. In Betrieb A liegen sie je nach Verfahren zwischen 14 000 und 20 000 € beziehungsweise zwischen 9 und 13 € pro Mastplatz jährlich. Die Zentrifuge würde dabei unter Berücksichtigung der Kosten für den zusätzlichen Mineraldüngerzukauf am günstigsten ab-schneiden, während der Einsatz der Pressschnecke hier deutlich teurer ist.


Falls auf dem Betrieb bereits ein zweiter Behälter für das Sinkschicht-Verfahren genutzt werden könnte, würden sich die Verfahrenskosten um rund 3 000 € pro Jahr verringern und somit die günstigste Variante darstellen.


Eine weitere Alternative wäre für diesen Betrieb der Export von Rohgülle. Er würde sich dann die aufwendige Separation mit hohen Rüstkosten sparen und der Betrieb muss ohnehin nur relativ geringe Mengen Gülle abgeben.


Im Betrieb B ist der Sachverhalt ähnlich wie im Betrieb A, lediglich die Gesamtkosten liegen aufgrund der höheren Viehdichte pro ha auf einem höheren Niveau. Pro Mastplatz kostet die Gülleaufbereitung zwischen 10 und gut 14 €. Auch hier könnten sich die Verfahrenskosten für das Konzept „Sinkschicht“ um ca. 4 500 € jährlich verringern, wenn bereits ein zweiter Behälter auf dem Betrieb vorhanden ist.


Der Betrieb C muss aufgrund seiner intensiv betriebenen Schweinemast sehr viele Nährstoffe exportieren, die Kosten steigen dementsprechend auf bis zu 56 000 € je Jahr an. Das entspricht Kosten zwischen 11 und 16 € pro Mastplatz. Optimal fährt der Betrieb mit dem Sinkschicht-Verfahren, zudem kann er mit dieser Technik seine Stickstoff- und Phosphor-Überschüsse am effektivsten exportieren.


Beim Verfahren Pressschnecke kann das abgepresste Material zwar kostenfrei an eine Biogasanlage abgegeben werden, durch den ungünstigen Wirkungsgrad (durchschnittliche N-Abscheidung nur 12,5 %) muss aber noch ein Großteil der verbleibenden dünnen Gülle exportiert werden. Dies verursacht dann neben den hohen Export- auch steigende Mineraldüngerersatzkosten, da mehr Stickstoff exportiert wird als eigentlich notwendig wäre.


Der kleinere Sauenbetrieb D hat zwar insgesamt gesehen relativ geringe Nährstoffexportkosten. Pro Sauenplatz entsteht aber trotzdem eine finanzielle Belastung zwischen 28 und 39 €. Zwar ist die Zentrifuge hier auch die günstigste Variante, aber der Unterschied zur Rohgülleabgabe ist relativ gering. Und da in diesem Betrieb insgesamt nur sehr wenig Gülle pro Jahr separiert werden muss, ist unter dem Strich mit stei­genden Verfahrenskosten (Anfahrts-pauschale usw.) zu kalkulieren. Für diesen Betrieb wäre daher die Abgabe der Rohgülle der beste Weg.


Der Betrieb E hat dagegen wieder höhere Exportmengen zu bewältigen. Pro Sauenplatz schwanken die Kosten zwischen 48 und 65 €. Aufgrund der Tatsache, dass der Betrieb in etwa gleiche Mengen N und P abgeben muss, ist die Variante Sinkschicht in diesem Betrieb die ideale Form.-ar-

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