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Was Ihnen Ihr ­Boden verrät

Lesezeit: 8 Minuten

Der Boden ist Ihr höchstes Gut. Greifen Sie zum ­Spaten und lernen Sie ihn richtig kennen! Wie das geht, zeigt Ihnen Martin Hänsel, Sächsisches Landesamt für Landwirtschaft, Leipzig.


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Mit der Spatenanalyse decken Sie die Stärken und Schwächen der Bodenbearbeitung auf. Sie erhalten damit einen Überblick über:


Die räumliche Anordnung und Form der festen Bodenbestandteile.


Die Art und das räumliche Muster der Bodenaggregate, z. B. Krümel, Polyeder, Platten, Prismen, Bröckel oder Klumpen.


Im Zusammenspiel mit den Bodenporen sind sie maßgeblich für das Wachstum der Pflanzen verantwortlich. Nur wenn sich Böden in einem guten Zustand befinden, kommen auch Dünger voll zur Wirkung. Das Auge des Menschen lässt sich bei dieser Analyse nicht durch chemische Laboranalytik ersetzen. Alles, was Sie zu dieser Bodendiagnose mit dem Auge brauchen, sind Spaten, kleines Messer, Notizbuch und einige Grundkenntnisse.


Der Blick in den Boden liefert zu jeder Jahreszeit besondere Informationen über die Beschaffenheit des Pflanzenstandortes. Im Spätherbst lässt sich der durchfeuchtete Boden mit dem Spaten besonders leicht aufgraben. Der Anblick des Bodens verschafft Ihnen ein Bild über die Qualität der Herbstbestellung. Achten Sie bei der Spatenanlyse vor allem auf Schmierschichten der Bodenbearbeitungsgeräte und auf Bodenverdichtungen durch die Maschinen. Sind die Ernterückstände gleichmäßig in den Boden eingemischt oder wurde eine dicke Strohmatratze eingepflügt? So gehen Sie bei der Diagnose vor:


j Die Bodenprobe behutsam aushebeln


Heben Sie mit dem Spaten einen unversehrten Bodenquader aus dem Ackerboden aus. Sie erhalten die Struktur der Bodenprobe unverändert, indem Sie den Spaten im Boden im Bereich der Probe wie ein Wiegemesser nur quer zum Spatenblatt bewegen. Unter dem Druck ihres Körpergewichts schneidet sich dann der Spaten den Weg schnell in den Boden.


Ein scharfes, wenig gewölbtes Spatenblatt bringt die besten Ergebnisse. Je länger das Spatenblatt ist, desto tiefer können Sie die Bodenproben entnehmen. Arbeiten Sie sich bis unter die größte Bodenbearbeitungstiefe vor, falls erforderlich, auch mit zwei getrennten Proben.


Die eigentliche Probe mit quadratischem Querschnitt von einer Spatenbreite wird immer in eine kleine Grube ausgehebelt. Lösen Sie dazu die ausgestochene Bodenprobe vom Untergrund durch vorsichtiges Hebeln mit dem Spatenblatt nur am Grubengrund. Die Bodenprobe bleibt für die gesamte Analyse auf dem Spatenblatt liegen.


j Die Schnittfläche aufrauen


Um den Boden untersuchen zu können, müssen Sie nun die glatten Schnittflächen der Probe mit einem Messer durch flache Einstiche aufrauen. Der Eindringwiderstand der Messerspitze zeigt dabei, wie dicht der Boden gelagert ist.


Der Bodenquader lässt nach dieser Vorbereitung meist auch schon erste horizontale Bruchlinien erkennen. Anhand der jeweiligen Tiefe lassen sich diese Risse meist als Spuren der Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung, Stoppelsturz oder Pflugfurche identifizieren. Gliedern Sie die Schichten der Bodenprobe in Ihren Aufzeichnungen zusätzlich bei einem Wechsel der Aggregatformen auf. So erhalten Sie eine Abfolge von etwa vier bis acht Horizonten.


j Die Bodenstruktur erkennen und deuten


Die Grundformen der Aggregate, Krümel und kleine Polyeder, kennzeichnen sehr gute bis gute Bodenstrukturen. Krümel haben immer runde Formen. Tritt Wurmlosung auf, sollten Sie dies in Ihren Aufzeichnungen getrennt vermerken. Polyeder haben eher glatte Flächen und sind von scharfen Graten begrenzt. Diese viel­flä­chigen Körper haften im feuchten Boden aneinander und lassen sich mit leichtem Fingerdruck voneinander trennen.


Größere, unregelmäßige und dichte Bodenbruchstücke, die sich nicht weiter in gegliederte Untereinheiten auflösen lassen, heißen je nach Größe Kluten oder Klumpen. Diese Aggregatformen führen kaum Poren und sind wenig durchwurzelt. Im Extremfall hüllen die Wurzeln solche Gebilde nur wie ein Netz ein.


Leicht zu erkennen sind Plattenge-füge. Sie bestehen aus mehreren Millimeter bis Zentimeter starken Lagen dichten Bodens mit glatten, großflächigen Trennflächen. Diese problematischen Strukturen finden Sie im Ackerboden im Bereich der Pflugsohle, auf dem Grünland eher dicht unter der Bodenoberfläche. Pflanzenwurzeln durchziehen die horizontalen Plattenzwischenräume nur abschnittsweise in größerer Dichte.


Böden mit fast strukturlosem Aufbau sind entweder Einzelkorngefüge, z. B. aus Sandkörnern oder so genannte Kohärentgefüge. Bei kohärenten Strukturen haften die Mineralkörner als einheitliche, relativ kompakt erscheinende Masse an­einander. Dieses Bodenbild ist häufiger in Lössböden zu finden. Bei lockerer Lagerung sind beide Gefügeformen noch günstig zu beurteilen. Es gibt weitere Gefügeformen. Diese kommen jedoch seltener auf dem Ackerland vor. Mischungen der Aggregatformen sind häufig. Tipps, wie Sie das Gefüge Ihres Bodens beur-teilen können, entnehmen Sie der nebenstehenden Übersicht.


Die Qualität der jeweiligen Aggregatform lässt sich bei vorhandenem oder abgestorbenem Bewuchs über die Dichte der Wurzeln bestimmen. Je mehr Wurzeln den Boden durchziehen, desto besser.


j Die Wurzel- und Porendichte checken


Ein weiteres, einfach abzuschätzendes Merkmal für die Bodenqualität ist die Anzahl der Bodenporen. Beide Größen, Wurzel- und Porendichte, können Sie z. B. über eine dreistufige Skala nach Rängen ordnen. Verwenden Sie dazu die Begriffe sehr stark, mittel und schwach bis nicht durchwurzelt. Mehr als 20 Wurzeln/dm2 Bodenfläche gelten als hoher Wert. Die Hälfte davon reicht für den Rang Mittel. Fünf Wurzeln und weniger bildet die letzte Gruppe. Auf Grünland werden Sie häufig auch auf Wurzelfilz stoßen (mehr als 100 Wurzeln/dm2).


Bei der Beurteilung der Porosität vergrößern Sie einfach den Maßstab der Wurzeldichte um den Faktor 10 für die Rangbildung. Sie können dazu auch die Checkliste auf Seite 49 verwenden.


Noch einfacher ist es, Wurzel- und Porendichten schichtweise in der Probe nur direkt zu vergleichen und entsprechende Ränge zu vergeben. Möglicherweise erhalten Sie so ein exakteres Bild. Würdigen Sie Regenwürmer und deren Gänge mit eigenen Aufzeichnungen.


j Wurzelform, Erntereste und Feuchte beachten!


Beim systematischen Zerlegen der Bo­denprobe treffen Sie auf weitere Phänomene, die Sie schriftlich festhalten sollten. Das Abknicken der senkrechten Hauptwurzel einer Pflanze zeigt Ihnen ungünstige Gefügeübergänge oder zu dichten Boden an. Ebenso können Sie auf Ernterückstände aus mehreren Jahren stoßen.


Vergessen Sie auch nicht die aktuelle Bodenfeuchte in den verschiedenen Tiefen einzuschätzen! Gerade im Frühjahr lässt sich so die Befahrbarkeit des Bodens genau festlegen. Den Bodenfeuchtezustand beurteilen Sie einfach wie folgt:


Nasser Boden führt immer freies Wasser und neigt zum Zerfließen.


Ein feuchter Boden befeuchtet die Haut sichtbar.


Boden bei geringem Wassergehalt, der formbar aber noch nicht staubig ist, wird als frisch bezeichnet.


Trockener Boden bindet nicht mehr, staubt aber noch nicht.


Dürrer Boden staubt.


Die Farbtöne des Bodens geben Hinweise über den Humusgehalt oder die Luftversorgung der Bodenschichten. Humus färbt den Boden dunkel bis schwarz. Sauerstoffmangel führt zu abgesetzten grauen oder blauen Bodenzonen, die sich zuerst im Bereich der im Abbau befindlichen organischen Substanz zeigen.


j An der richtigen Stelle graben


Wo die richtige Stelle für die Spatendiagnose auf Ihrem Feld ist, hängt davon ab, welche Fragen Sie an Ihren Boden haben. Teilweise müssen Sie deswegen auch in stehenden Pflanzenbeständen den Boden analysieren, z. B. wenn Wachs­tums­störun­gen oberirdisch sichtbar werden. Auch Radspuren und Vorgewende sollten Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgehen.


Einen guten Überblick über die reguläre Schlagfläche verschaf­fen Sie sich erfahrungsgemäß mit etwa fünf Proben, solange der Boden insgesamt homogen und die Relieflage einheitlich bleibt. Eine Bodensonde aus einem spitzen Rundstahl ist für die Orientierung der Spatendiagnose auf dem Feld hilfreich. Damit ertasten Sie Bodenhorizonte unterschiedlicher Dichte oder Wasserführung und erkennen z. B überdeckte Fahrspuren.


j Diese Rückschlüsse ziehen Sie aus der Bodenanalyse


Mit dem Vergleich der Probenserie eines Schlages arbeiten Sie deren gemeinsame Kennzeichen heraus und halten die Spannweiten der Schätz- und Messergebnisse fest. In der Regel sind die Bodenstrukturen in vergleichbaren Tiefenzonen einander ähnlich. Lediglich die Lagetiefe variiert um einige Zentimeter.


Grobe Abweichungen vom Mittelwert deuten auf Fahrspuren, Wechsel der Bo-denart oder eine weiter zurückliegende unterschiedliche Schlaggeschichte hin. Aus den Analyseergebnissen können Sie mit fachkundig bewerteten Proben leicht Rückschlüsse für Ihre Betriebsführung ziehen. Ungünstige Bodenstrukturen lassen sich oft auf Maschineneinsatz bei wenig tragfähigen Bodenzuständen zurückführen. Passiert dies häufiger, sollten Sie die verfügbare Schlagkraft z. B. durch Lohnarbeit ergänzen. Die Feldarbeiten lassen sich dann in den günstigen Zeiträumen besser konzentrieren. Aber auch Investitionen in breite Reifen oder Zwillingsräder könnten durch die Resultate der Spatenanalyse angeschoben werden.


Dem Befund einer ausgeprägten Pflugsohle könnten Sie mit On-Land-Fahren beim Pflügen begegnen. Falls Sie Ihren Boden nur noch konservierend bearbeiten, ist es fast Pflicht, die Strukturentwicklung intensiv über die Jahre zu verfolgen. Woran könnten sich sonst Korrekturen am Bodenbearbeitungssystem orientieren?


Sind die Ernten schon schlecht, ist bereits zu viel verloren. Sind die Strukturen im Bodenprofil gut, stimmen die Erträge. Zudem hilft es, Dieselkraftstoff und Arbeitszeit zu sparen. Vielleicht könnten Sie sogar den Boden noch flacher bearbeiten? Probieren Sie es aus, und kontrollieren Sie Ihren Boden!

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