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Weizen: Stickstoff auf die Ähre geben?

Lesezeit: 5 Minuten

Eine „Stickstoffdüngung“ auf die Ähre kann die Qualität puschen. Dabei müssen Sie aber auf die Feinheiten achten. Empfehlungen gibt Dr. Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar, Schackenthal.


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Ist die N-Aufnahme aus dem Boden durch ein knappes Angebot oder wegen Trockenheit eingeschränkt, können Sie Proteingehalt und Eiweißqualität mit einer N-Blattdüngung auf das Fahnenblatt und in die Ähre noch beeinflussen. Die Düngung muss dabei innerhalb der ersten 14 bis spätestens 20 Tage nach der Blüte des Weizens erfolgen. Dazu eignen sich AHL oder Harnstoff (als Amid-Stickstoff), weil sie sofort in Aminosäuren eingebaut werden.


Über das Fahnenblatt und die Ähre kann Weizen – je nach Blattmasse – zwischen 7 und 10 kg/ha N aufnehmen. Diese Menge können Sie über eine Ähren-/Blattdüngung mit 30 bis 50 l/ha AHL bzw. 20 bis 30 kg/ha Harnstoff in 200 l/ha Spritzbrühe applizieren. Wollen Sie die Proteinbildung weiter begünstigen, können Sie noch 2 bis 3 kg/ha SSA bzw. 3 bis 5 kg/ha Bittersalz zumischen (siehe Übersicht).


Mehr Protein!

Die Wirkung dieser N-Mengen auf das Fahnenblatt und in die Ähre haben wir in langjährigen Versuchen auf Parzellen und auf Praxisschlägen untersucht. Hier die Ergebnisse:


  • Mit der Ähren-/Blattdüngung ließ sich der Proteingehalt um rund 0,5 bis 0,8 %-Punkte steigern. Mehr als 7 bis 10 kg pro ha N auf einmal zu düngen war nicht sinnvoll und erweist sich in Jahren mit geringer Einstrahlung sogar als Nachteil. Der Grund: Höhere N-Mengen können die oberen Blätter und die Spelzen nicht verwerten. Der nicht aufgenommene Stickstoff gelangt dann verstärkt auf untere Blätter. Diese bleiben dadurch zwar länger grün, allerdings wird auch deren N-Auslagerung verzögert.
  • Eine zweimalige Ähren-/Blattdüngung im Abstand von 4 Tagen konnte den Proteingehalt noch einmal um 0,3 bis 0,5 %-Punkte erhöhen.
  • Die Ährendüngung muss innerhalb von 14 bis 20 Tagen nach der Blüte abgeschlossen sein, weil der Stickstoff danach nicht mehr ins Protein eingebaut wird. Bei zu späten Terminen sinkt der Sedimentationswert.
  • Die Fallzahl blieb durch die Ähren-/Blattdüngung tendenziell stabil. Erfolgte die Stickstoff-Spritzung aber zu spät, fiel die Fallzahl schneller ab.
  • Auf die Erträge wirkte sich die Ährendüngung nur wenig aus. Im Schnitt der Jahre ließen sich 1,1 dt/ha mehr erzielen.
  • Mindererträge traten bei mehr als 25 kg/ha N auf und wenn zum Zeitpunkt der Ährendüngung sowie an den Tagen danach strahlungsarmes Wetter herrschte.
  • Die Düngung wirkte sich am günstigsten auf den Proteingehalt und die -qualität aus, wenn die N-Aufnahme aus der Krume wegen Trockenheit gehemmt war, der Weizen sich aber noch genug Wasser aus dem Unterboden holen konnte.
  • Der Anstieg des Proteingehaltes war dagegen gering, wenn durch die (einmalige) Ährendüngung der Ertrag um mehr als 5 % stieg.


Wann düngen…

Sobald der Weizen die Ähren geschoben hat und diese eine Wachsschicht gebildet haben, ist die Ähren-/Blattdüngung mit den angegebenen Aufwandmengen ohne Verätzungsrisiko für die Spelzen möglich. Unmittelbar nach Regen sollten Sie die „Stickstoffspritzung“ dagegen nicht durchführen. Die Ähre muss erst wieder eine Wachsschicht bilden können.


Wenn noch Staubbeutel an den Blüten hängen, spielt das keine Rolle. Der Weizen hat bereits geblüht, bevor er die Staubbeutel schiebt.


…und wann nicht?

Die „Zwangsernährung“ mit Stickstoff über die Ähre kann sich aber auch nachteilig auswirken. Das ist der Fall, wenn der Weizen bereits überreichlich mit Stickstoff versorgt ist und infolge der strahlungsarmen Witterung nicht genügend Kohlenhydrate für die Proteinbildung zur Verfügung stehen. Dann steigen nur die Gehalte der Nicht-Eiweiß-Stickstoffverbindungen (N P N-Verbindungen), was die Kleberqualität verschlechtert. Das ist auch der Fall, wenn die Weizenbestände bereits stark unter Trockenheit leiden. Abzuraten von der Ährendüngung ist daher


  • bei kühler, regnerischer Witterung zur Blüte des Weizens und in den 14 Tagen danach und
  • bei ausgeprägter Trockenheit, wenn sich kein Tau mehr bildet. In diesem Fall verstärkt sich der Trockenstress durch die Ährendüngung.


Gezielt mischen!

Bei Mischungen mit anderen Pflanzenschutzmitteln müssen Sie aufpassen. Die Kombination der Ähren-Blattdüngung mit Spurenelementen in Form von Chelaten ist möglich. Zudem können Sie Pyrethroide, die nicht als EC formuliert sind, wie z. B. Fastac SC oder Karate Zeon, zumischen. Auch Strobilurine, Carboxamide, Chlorthalonil oder Epoxiconazol und Prothioconazol lassen sich mit den angegebenen AHL- oder Harnstoffmengen kombinieren.


Nicht mit der Ährendüngung kombinieren dürfen Sie dagegen Morpholin-haltige Fungizide, wie z. B. Gladio, Pronto plus, Input oder Opus Top. Stark systemisch wirkende Fungizide, die z. B. Flusilazol, Metconazol, Propiconazol oder Tebuconazol enthalten, werden bei höheren Temperaturen schnell in die Blattspitzen transportiert. Das kann zu Verätzungen der Spelzenspitzen führen.


Pirimor (gegen Blattläuse) verursacht bis 50 g/ha in Kombination mit Fastac SC oder Karate Zeon keine Schäden. Das zeigen unsere Versuchsergebnisse. Höhere Mengen von Pirimicarb verstärken das Risiko von Verätzungen der Spelzen.

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