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Winterdurum – eine lukrative Neuheit

Lesezeit: 7 Minuten

Die Nachfrage nach Durum ist zurzeit hoch. Neue, leistungsstarke Sorten könnten jetzt Schwung in den Anbau bringen. Für wen sich der Einstieg lohnt, sagt Dr. Herbert Siedler, Fachzentrum für Pflanzenbau, AELF Würzburg.


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Wenig angebaut, aber stark nachgefragt: Zurzeit nimmt der Durumanbau in Deutschland nur eine kleine Nische ein. Auf gerade einmal 15 000 ha erzeugen die Landwirte etwa 40 000 t Qualitätsdurum. Demgegenüber vermahlen die deutschen Mühlen pro Jahr ca. 400 000 t. Damit ist der Hartweizen nach Roggen und Weichweizen die drittwichtigste Frucht unserer Mühlen.


Hartweizen ist nicht nur gefragt. Mit Zuschlägen von 20 bis 25 % über Brotweizenpreis bezahlen ihn die Händler bzw. Mühlen auch gut. Der Import aus Kanada/USA bzw. Frankreich und Italien bereitete in den letzten Jahren immer größere Schwierigkeiten. Auch bei uns war und ist der Anbau oft risikoreich. Denn Sommerdurum bringt eher niedrige Erträge, Wechsel- und ältere Winterdurumsorten sind stark auswinterungsgefährdet. Könnten neue Sorten jetzt Schwung in die Produktion bringen?


Die Erträge der aktuellen Landessortenversuche (LSV) sind in Übersicht 1 dargestellt. Für die LSVs stehen in den alten Bundesländern (AG Süd-West) sechs, in den neuen Bundesländern (AG Ost) fünf Standorte zur Verfügung.


Das zunächst auffällig niedrige Ertragsniveau über dem Mittel der Sorten lässt sich erklären: 2010 war ein Hochertragsjahr für alle Standorte. Der Ertrag in AG Süd-West lag bei 79,3 dt/ha, im AG Ost bei 83,2 dt/ha. Im Anbaujahr 2011 herrschte dagegen eine außergewöhnliche Frühjahrstrockenheit bis Anfang Juni. Diese traf den Westen stärker als den Osten (52,4 dt/ha bzw. 76,6 dt/ha).


Allen im Gedächtnis geblieben sind zudem noch die Februarfröste in 2012. Diese schädigten vor allem schneearme Lagen, sodass sich im AG Süd-West nur 65,5 dt/ha ernten ließen. Mit Schnee-decke erreichten die Erträge im AG Ost dagegen bei 76,3 dt pro ha.


Während die älteren Sorten bei den widrigen Bedingungen stark schwächelten, brachte die 2011 zugelassene Durumsorte Wintergold noch enorme Erträge von im Mittel 71,1 dt/ha in Süd-West und 89,2 dt/ha in Ost. Das Ertragspotenzial dieser Sorte ist damit aber noch nicht ausgeschöpft: In 2010 brachte sie am Standort Dachwig (Thüringen) 98,9 dt/ha. Somit liegen die Sorten ertraglich ca. 10 % über den älteren Winterdurumsorten, 20 % über Sommerdurum und nur ca. 10 % unter den aktuellen Winterweichweizen-Sorten.


Um allerdings auch sichere Erträge zu ernten, ist unbedingt auf das Merkmal Winterhärte zu achten. Die älteren Durumsorten waren meist nicht ausreichend winterhart. Ein Grund, warum sich ihr Anbau nicht ausgeweitet hat. Die Winterhärte derzeitiger Sorten entnehmen Sie Übersicht 2. Dargestellt sind die Bonituren dreijährig geprüfter Sorten.


Gut winterhart sind Lunadur und Wintergold. Die Sorte Wintergold überstand auf Praxisschlägen auch die strengen Kahlfröste 2012 in Unterfranken. Dagegen mussten die Landwirte in der Region über 30 % der Weichweizenflächen umbrechen!


Zur Info: Die Winterdurumsorten durchlaufen – wie der Weichweizen – die Wertprüfungen durch das Bundessortenamt und die Landessortenversuche (LSV). Wegen der wenigen Sor­-ten ist die Wertprüfung in die LSVs integriert. Die Koordination der Durum-LSVs erfolgt in Deutschland durch die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Bernburg.


Qualität muss stimmen:

Beim Du-rumanbau dreht sich alles um die Qualität. Glasigkeit, dunkelfleckige Körner, Farbwert, Fallzahl und Rohproteingehalt sind wichtige Kriterien in den Kontrakten. Wer diese Qualitätsnormen nicht einhält, muss mit Preisabschlägen rechnen.


Winterdurum muss sich in der Qualität mit Sommerdurum messen. Diesem Vergleich konnten die alten Sorten oft nicht standhalten. Kaum Schwächen bei den umfangreichen Qualitätsansprüchen zeigt wiederum Wintergold, sodass hier die Bezahlung analog zum Sommerdurum (bis zu 25 % über den Brotweizenpreis) erfolgen kann. Das macht den Durumanbau für Landwirte in geeigneten Regionen deutlich lukrativer.


Kleiner Wermutstropfen: Einzig der Gluten-Index ist bei der Sorte Wintergold als sehr weich einzustufen. Diese geringe Härte ist jedoch kein Ausschlusskriterium und entspricht französischen Hartweizenpartien. In der Durummühle werden solche Partien mit härteren Partien gemischt. Abschläge erfolgen nicht.


Geeignete Standorte:

Die winterharten Durumsorten verhalten sich wie frühe Normalweizen und haben auch ähnliche Ansprüche. Sie nutzen die Winterfeuchte gut aus und ihr Anbau eignet sich auf guten bis mittleren Böden.


Wer früher auf seinem Standort die weitverbreiteten Sorten Cubus oder Dekan erfolgreich angebaut hat, kommt auch mit Winterdurum gut zurecht. Durch die verbesserte Winterhärte erweitern sich die möglichen Anbaugebiete für den Durum enorm. Auch Hügelgebiete und Gäurandlagen kommen für den Anbau nun in Betracht (siehe Karte auf Seite 86).


Beachten Sie allerdings, dass Winterdurum wesentlich zeitiger als früher Winterweichweizen blüht. Trotz des gleichen Saattermins geht z. B. die Durumsorte Wintergold deutlich früher in die generative Entwicklung über. In Spätfrostlagen erhöht sich dadurch die Gefahr der Schartigkeit (gestörte Befruchtung). Es gilt: Wo Wintergerste keine Fruchtbarkeitsmängel zeigt, hat auch Winterdurum keine.


Bauen Sie vor Durum möglichst keinen Mais an, weil die Pflanzen anfällig gegenüber Fusarien sind. Die Grenz-werte für DON (Deoxynivalenon) liegen bei 1,75 mg/kg ungereinigtes Grundgetreide bzw. 0,75 mg/kg gereinigter Weizen. Diese Grenzwerte sind bei Vorfrucht Mais schnell erreicht.


Bei der Durumernte muss es unbedingt trocken sein, damit die Glasigkeit nicht verloren geht. Günstig wirkt sich dabei die frühe Reife der Sorten aus. Dadurch können Sie den Winterdurum bei frühen Saatterminen häufig noch vor dem Winterweizen dreschen. In der Regel sind dann auch Mähdrescher-kapazitäten frei.


Drei N-Gaben sind ein Muss


Wer sich für den Anbau von Durum interessiert, muss beim Anbau einiges beachten. Hier die wichtigsten Punkte.


Abzüge auf der Abrechnung sind ärgerlich und müssen nicht sein. Um qualitativ hochwertigen Hartweizen zu produzieren, sollten Sie beim Anbau folgende Punkte beachten:


  • Günstige Vorfrüchte für Winterdurumweizen sind Blattfrüchte wie Raps, Rüben oder Sonnenblumen. Wie verträglich Winterweizen als Vorfrucht bezüglich Fußkrankheiten ist, dazu laufen erste Versuche in Unterfranken.
  • Die optimalen Saattermine für Winterdurum liegen im Oktober. Als Aussaatstärken empfehlen sich bei früher Saat 330, bei später Saat 380 keimfähige Körner/m2. Bei Spätsaaten nach Rüben sollte in Brachfliegen-Befallsgebieten eine Beizung mit Contur plus erfolgen.
  • Der Bestand sollte 450 bis 550 ährentragende Halme je m2 ausbilden.
  • Düngen Sie zur 1. N-Gabe rechtzeitig etwa 70 bis 80 kg N/ha. Inklusive Nmin sollte die Gesamt-N-Menge dann bei rund 130 kg/ha liegen. Wegen der frühen Ährenausbildung und des frühen Ährenschiebens muss die 2. Gabe von etwa 40 kg N/ha bis spätestens BBCH 32 abgeschlossen sein.
  • Wichtig für die Glasigkeit sind Rohproteingehalte von mindestens 14,5 %. Mit der 3. N-Gabe steigern Sie den Rohproteingehalt und erhöhen das Tausendkorngewicht. Bei einem Ertragsniveau von 60 dt/ha empfiehlt sich eine Gabe von 60 kg/ha zu Beginn des Ährenschiebens (BBCH 49 bis 51).
  • Streben Sie Erträge von 80 dt/ha an, sollten Sie die Spätgabe splitten. Düngen Sie dann zwei Gaben zu jeweils 40 kg N/ha. Geben Sie die letzte Gabe bei Blühbeginn, um den Eiweißgehalt zu steigern.
  • Gegen Ungräser und Unkräuter eignen sich in Winterdurum die Herbizide Broadway, Husar und Axial 50. Für andere Herbizide müssen Sie einen Antrag nach § 22 (2) 1. Pfl.SchG stellen. Weil sich die Zulassungsbestimmungen schnell ändern, sollten Sie sich aktuell informieren.
  • Wachstumsregler sind bei nicht allzu üppigen Beständen in der Regel nicht notwendig. In sehr üppigen Beständen können Sie Moddus antragsfrei einsetzen.
  • Richten Sie die Fungizidstrategie bei Winterdurum auf die Fusariumabwehr aus. Dies macht einen zweimaligen Fungizideinsatz erforderlich. Blattkrankheiten treten ähnlich wie beim Normalweizen auf und sind mit den gleichen Mitteln in den Griff zu bekommen. In die Blüte sollten Sie dann bei entsprechender Witterung unbedingt eine Fusariumbehandlung durchführen.

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