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„Wir wollen alle mitreißen“

Lesezeit: 5 Minuten

Der Verein „Unsere Bayerischen Bauern“ macht Imagewerbung für die Landwirtschaft. Jetzt bittet er alle Landwirte um finanzielle Unterstützung. Geschäftsführerin Eva-Maria Haas steht Südplus dazu Rede und Antwort.


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Sie haben ein hehres Ziel: Künftig sollen die Landwirte Ihren Verein mitfinanzieren. Wie wollen Sie die überzeugen?


Haas: Wenn die Landwirte sehen, was wir machen, kommt stets positive Resonanz. Ein Beispiel: Letzten Winter war ich auf vielen Branchenveranstaltungen und habe erklärt, wie und auf welchen Kanälen wir für die Erzeugung werben. Das wirkte. Hatten sich letzten Sommer rund 200 Betriebe gemeldet, um unsere Plakate an stark frequentierten Stellen aufzuhängen, sind es ein Jahr später schon über 2600. Ich erläutere immer gerne, wie wir die Arbeit der Landwirte dem Verbraucher kommunizieren.


Bislang ist das Feedback der Bauern zum neuen Finanzierungsmodell positiv. Wir haben jetzt die Chance, alle mitzureißen und zum Verbraucher durchzudringen.


Wie viel Geld soll jeder Betrieb zahlen?


Haas: Wir wollen ein freiwilliges, alle Bereiche der Erzeugung umfassendes und gerechtes Modell. Wenn sich alle bayerischen Landwirte beteiligen, kämen wir auf 45 Cent pro 1000 € Umsatz.


So würden wir 3 bis 3,5 Mio. € pro Jahr einnehmen. Damit könnten wir eine gute Bekanntheit und Wertschätzung beim Verbraucher erreichen.


Wie kommt das Geld zu Ihnen?


Haas: Wir organisieren derzeit sogenannte Flaschenhälse in der Vermarktungskette, z.B. mit Unterstützung der Erzeugergemeinschaften. Die sollen die Erhebung der Abgabe koordinieren, um die Strukturen schlank zu halten.


Nicht jeder Betrieb liefert an einen Verarbeiter oder Zwischenhändler.


Haas: Das stimmt. Die Biogaserzeuger z.B. schreiben wir derzeit über den Fachverband Biogas und den BBV an und bitten sie um Unterstützung. Ziel ist es, die Beitragslast auf möglichst viele Schultern zu verteilen und „Trittbrettfahrer“ weitgehend zu vermeiden.


Bislang trägt ein Konsortium aus rund 20 Organisationen – von der BayWa AG bis zur Jungbauernschaft – Ihren Verein. Warum wollen diese die Finanzierung nun den Landwirten überlassen?


Haas: Es war wichtig, dass die beteiligten Organisationen und Unternehmen eine Anschubfinanzierung leisten und fachlich unterstützen. So konnten wir schnell starten und unsere Ergebnisse wurden sichtbar. Alleine haben die bisherigen Träger aber nicht die Mittel, um den Verein nachhaltig zu finanzieren.


Selbstverständlich werben wir parallel im vor- und nachgelagerten Bereich um Sponsoren und haben erste positive Rückmeldungen. Mit Sponsorengeld alleine kann man aber nicht langfristig planen.


Woher weiß z.B. ein Milcherzeuger, dass auch die Schweinehalter einen gerechten Anteil schultern, und was schließlich mit den Mitteln passiert?


Haas: Wir wissen aus dem Bayerischen Agrarbericht, welchen vermarkteten Umsatz die einzelnen Branchen machen. Dann wenden wir den Satz von 0,45 Promille auf alle Branchen gleichermaßen an. So kann jeder die Einnahmen nachvollziehen. Bei den Ausgaben stimme ich mich eng mit dem Vorstand ab, den die beteiligten Organisationen besetzen. Wenn dann jemand noch genauere Fragen zu unserer Mittelverwendung stellt, beantworte ich die gerne.


Was bekommen die Bauern für ihr Geld?


Haas: Wir erklären den Menschen, was hinter ihren Lebensmitteln steckt. Die Landwirte arbeiten 365 Tage im Jahr für hochwertige, sichere Lebensmittel und prägen unsere Kulturlandschaft. Sie bringen Leidenschaft und viel Know-how ein und machen sich Gedanken um Tierwohl, Nachhaltigkeit sowie die Wirtschaftlichkeit. Das bringen wir rüber.


Wir nutzen unsere Webseite als zentrale Informationsplattform, die Inte-ressierten immer und überall zur Verfügung steht. Hier zeigen wir mit Filmen und Texten die moderne Landwirtschaft. Zudem gibt es einen großen Servicebereich mit Veranstaltungskalender, Einkaufsmöglichkeiten beim Bauern, Rezeptideen mit regionalen Erzeugnissen etc.


Mit anderen Werbemaßnahmen – z.B. Radiospots, Plakaten, Veranstaltungen, Onlinewerbung und Flyern – machen wir die Webseite bekannt. Zudem schaffen wir mit unseren Facebook- und Instagram-Auftritten direkte Kanäle zum Verbraucher.


Erhalten die Bauern dank Ihrer Imagewerbung höhere Erzeugerpreise?


Haas: Es ist nicht unser Ziel, Werbung für einzelne Produkte zu machen, wie es die Centrale Marketing-Gesellschaft einst tat. Wir wollen die Wertschätzung für die Landwirte und ihre Arbeit in der Gesellschaft verbessern. Erst dann kann sich auch die Wertschöpfung für die Bauern positiv entwickeln.


Seit dem Start der Kampagne hatten wir über alle Medien eine Reichweite von 283 Millionen Kontakten zu Verbrauchern und über eine Million Webseitenaufrufe. Allein mit einem unserer neun redaktionellen Hörfunkbeiträge erreichten wir jeden elften Bayer. Bei Facebook haben wir bereits über 52000 Fans, so viele wie keine andere landwirtschaftliche Plattform in Bayern.


Was ist wichtiger: großangelegte Imagekampagnen oder der Austausch der Bauern mit ihren Mitmenschen vor Ort?


Haas: Nur, wenn wir den Schulterschluss in der Branche schaffen, dringen wir zum Verbraucher durch. Wir konkurieren mit großen Unternehmen um dessen Aufmerksamkeit. Deswegen brauchen wir eine koordinierte Kampagne.


Das ersetzt aber keineswegs die Kommunikationsaktivitäten der einzelnen Landwirte. Und da gäbe es noch viel zu gewinnen: Stellen Sie sich vor, nur jeder 30. Landwirt veranstaltet einmal im Monat eine Betriebsführung von ein bis zwei Stunden für 20 Leute. Bei 100000 Betrieben hätten wir im Nu eine Million Verbraucher erreicht. Jeder kennt es ja von sich selbst: Nur was man selbst gesehen und erlebt hat, dem glaubt und vertraut man. Und dieses Vertrauen haben wir uns verdient! -cm-

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