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Wo läuft’s rund?

Lesezeit: 7 Minuten

Außenmelker-Karusselle versprechen einen hohen Durchsatz – wenn Technik und Management passen. Wir haben getestet, wie sich vier Fabrikate schlagen.


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Wachsende Betriebe entscheiden sich oft für ein AußenmelkerKarussell. Sie wollen viele Kühe pro Stunde mit möglichst wenig Personal melken. Das klappt aber nicht immer: Mal hakt es am Ein- und Austrieb, mal an der Technik, manchmal schmiert die Eutergesundheit ab.


Wir wollten wissen, welche Technik gut funktioniert und was beim Management zu beachten ist. Dazu haben wir in vier Fabrikaten mitgemolken:


  • Boumatic: 40er-Xpedia 360 EX Außenmelker
  • Dairymaster: 50er-Außenmelker
  • DeLaval: 44er-PR 2100 Außenmelker
  • GEA: 50er-Außenmelker


Auch Lemmer-Fullwood, Happel, Impulsa oder SAC bieten Außenmelker an. Damit es übersichtlich bleibt, haben wir uns aber auf vier Fabrikate beschränkt.


Die Hersteller hatten uns je einen Testbetrieb genannt. Der GEA-Betrieb hat vor sechs Jahren in ein Melkzentrum mit Karussell investiert, die anderen drei Betriebe in den letzten zwei Jahren. Die vier Betriebe halten zwischen 270 und 760 Kühe, melken im Schnitt über 10000 kg Milch und liegen unter 200000 Zellen im Monatsmittel.


Die Funktionsfähigkeit der Anlagen haben wir zwar nicht geprüft. Die Prüf- bzw. Abnahmeprotokolle zeigen aber, dass technisch alles einwandfrei ist.


Welcher Durchsatz?

Bei Außenmelkern fragen Berufskollegen oft als erstes nach dem Durchsatz gemolkener Kühe pro Stunde. Die Hersteller versprechen fünf Umdrehungen pro Stunde mit maximal zwei Personen. Für unsere Testbetriebe würde das einen Durchsatz von 200 bis 250 Kühen pro Stunde bedeuten. Unser Fazit: Landwirt und Hersteller müssen vor der Investition ihre Vorstellungen und Schwerpunkte abgleichen. Daraufhin müssen sie die Technisierung des Karussells und den Personalaufwand abstimmen – sonst sind Enttäuschungen vorprogrammiert (Übersicht Seite R24).


In unserem Vergleich hatte GEA einen klassischen Lohnbetrieb. Eine Person melkt alleine 760 Kühe. Das Karussell ist mit dem Apollo-Melkzeug bestückt. Dieses dippt die Zitzen nach Melkende und führt eine Zwischendesinfektion der Melkbecher durch. Ein ausgeklügeltes Treibsystem steuert die Kuhgruppen automatisch aus dem Stall in den Vorwartebereich. So melkt eine Person in dem 50er-Außenmelker etwa 220 Kühe pro Stunde – bei dreimaligem Melken ohne Vor- und Nacharbeiten.


Der Dairymaster-Betrieb setzt auf eine ähnliche Strategie: Er hat eine automatische Zwischendesinfektion sowie Dippfunktion und melkt mit einer Person über 200 Kühe im 50er-Außenmelker (ohne Problemkühe, ohne Vor- und Nacharbeiten, mit Gruppenwechsel).


Der DeLaval-Betrieb hat sich bewusst gegen zusätzliche Technik entschieden. Er will die gesetzlich vorgeschriebene Melkroutine einhalten, zudem ist ihm die visuelle Nachkontrolle wichtig. Deshalb stehen zwei Personen am Eingang des Karussells, wobei eine auch das Treiben und die Liegeboxen-Pflege übernimmt. Eine dritte Person am Karussellende dippt die Zitzen und erledigt die Zwischendesinfektion der Melkzeuge. Im 44er-Außenmelker liegt der Durchsatz bei ca. 200 Kühen pro Stunde.


Der Boumatic-Betrieb setzt auf eine Schleppwanne zur Zwischendesinfektion und verzichtet auf das Dippen. Zwei Personen stehen am Karussellanfang, eine Dritte treibt die Kuhgruppen und tränkt die Kälber. Der Durchsatz liegt bei 185 Kühen (inkl. Problemkühe, ohne Vor- und Nacharbeiten).


Alle Betriebe setzen auf eine Milchmengenmessung und eine automatische Kuherkennung, die im Karussell Standard sein sollte. Störungen bei der Kuherkennung gab es auf keinem Betrieb.


Plattform ohne Verkleidung:

Bei den Karussellplattformen setzten die vier Hersteller auf solide und massive Ausführungen. Dairymaster und DeLaval haben die Plattform unter der Standfläche komplett verkleidet. Das wirkt optisch gut, bildet aber unangenehme Schmutzecken hinter der Verkleidung. Der GEA-Betrieb hat diese Verkleidung deshalb und aus Kostengründen weggelassen. Allerdings wirkt die Technik dahinter unaufgeräumt und ist nahezu schutzlos Dreck und Wasser ausgesetzt.


Boumatic verzichtet grundsätzlich auf die komplette Verkleidung und hat die Technik ordentlich, aber trotzdem geschützt angeordnet. Positiver Nebeneffekt: Luft kann besser unter dem Karussell herziehen, es trocknet schneller.


Die Hersteller setzen auf freitragende, verzinkte Standgerüste mit zwei Stahlrohrkränzen als äußere Begrenzung. Diese stören bei Dairymaster und DeLaval beim Erreichen der Bedienelemente.


Die Übersicht in den Karussellen ist gut. Dairymaster setzt auf Lockfütterung. Deshalb wirkt das Karussell „verbaut“, die Kühe können sich nicht sehen. Mit Rückhaltebügeln für die Kühe, die bei der Rundfahrt nicht leergemolken sind, arbeiten Dairymaster und DeLaval.


Bei Boumatic, DeLaval und GEA lassen sich die Spülaufnahmen bequem im Holm des jeweiligen Kuhplatzes auf- und zuklappen. Wermutstropfen: Hier sammelt sich gerne Dreck. Dairymaster installiert die Aufnahmen auf der Plattform. Sie sind „nur“ aus Plastik, obwohl die Iren sonst sehr viel Edelstahl nutzen.


Rücktrieb stockt:

Ein Vorwartebereich ist Standard, auf allen vier Betrieben kommen die Kühe flott auf das Karussell. Die Achillesferse vom Außenmelker bleibt der Austritt, da die Kühe die Plattform rückwärts verlassen müssen.


Gut klappt das bei Dairymaster: Der Betrieb hat einen Druckluft-Puster installiert. Durch den Luftstoß und das akustische Signal legen die Kühe zügig den Rückwärtsgang ein. Der GEA-Betrieb hat einen Vorhang mit Stromdrähten am Ende montiert, auch hier verlassen die Kühe zügig die Plattform.


Ebenfalls gut klappt es bei DeLaval: Damit die Kühe zurückgehen, sprüht der Betrieb Wasser ins Gesicht der Tiere, wenn diese eine Lichtschranke passieren. Zudem hat er den Zugang zum Karussell blickdicht vom Nachwartebereich abgeschottet, damit die gemolkenen Kühe nicht stehen bleiben. Wichtig ist ihm auch ein rutschfester Boden.


Auf dem Boumatic-Betrieb hakt es dagegen: Ein Kanister voll Sand in Kopfhöhe der Kühe soll die Tiere anregen, das Karussell zu verlassen. Das klappt aber kaum. Bei unserem Test stockte das Karussell mehrmals, weil die fertig gemolkenen Kühe stumpf stehen blieben. Der Melker musste seinen Arbeitsplatz verlassen und das Tier zurücktreiben. Das ist nicht im Sinne des Erfinders. Hier sind Hersteller und Händler gefordert, Lösungen zu bieten. Denn ein zügiger Austritt gehört zu einem funktionierenden Karussell dazu!


Handliche Melkzeuge:

Boumatic sowie Dairymaster und DeLaval setzen auf ihre Standard-Melkzeuge, GEA auf das Apollo-Melkzeug. Wichtig für die Handhabung ist weniger das Sammelstück, sondern das Gewicht des Melkzeugs. Deshalb hat der GEA-Betrieb die Apollo-Melkzeuge aus den USA bestellt. Die Amerikaner verbauen Kunststoff statt Edelstahl. Dadurch ist das Melkzeug etwa 700 g leichter. Bei den 760 Kühen des Betriebes muss der Melker somit pro Melkzeit etwa eine halbe Tonne weniger Gewicht stemmen.


Dairymaster und GEA setzen auf eine Positionierungshilfe. Hier sitzen die Melkzeuge tadellos. Auch bei Boumatic und DeLaval sind die Melkzeuge mit weniger Aufwand gut positioniert.


Bei der Melkzeugabnahme war Dairymaster nicht so gut. Das Abnahmeseil zog das Melkzeug leicht quer ab, die Kühe wurden unruhig. Zudem zieht der Hersteller das Sammelstück als Besonderheit nach oben, die Melkbecher hängen gerade noch unten, das Melkzeug steht quasi auf dem Kopf. Bei den anderen drei Herstellern bleibt das Melkzeug in Melkposition, die vier Melkbecher schlagen nach unten herum.


Bei Dairymaster und DeLaval fahren die Melkzeuge nach Melkende oberhalb der Brücke, über die die Kühe die Plattform betreten, zum Ansetzbereich. Bei Boumatic und GEA fahren sie unterhalb der Brücke her. Dairymaster und GEA haben Wasserdüsen installiert, um die Melkzeuge vor dem Ansetzen zu säubern. Boumatic zieht sie durch die Schleppwanne. DeLaval macht nichts, hier waren die Melkzeuge schmutziger.


Angenehmer Arbeitsplatz:

In den neuen Melkzentren gibt es gute Licht- und Luftverhältnisse. Alle Betriebe setzen auf einen ein- oder zweiteiligen Hubboden im Ansetzbereich. Wichtig ist, bereits vor der Investition in Abhängigkeit der Melkroutine die Aufteilung und Länge festzulegen. Das Bedienpult sollte nah am Arbeitsbereich sein.


Bei allen Fabrikaten gibt es rund um das Karussell einen Notaus über einen Seilzug. Dairymaster hat noch einen Notaus über Druckschalter, falls das drehende Karussell eine Kuh quetscht.


Eine Herausforderung bei Außenmelkern ist die Milchkontrolle. Bei Dairymaster müssen die Prüfer in den Innenraum. Damit sie dort nicht die gesamte Melkzeit verharren, hat der Betrieb eine Brücke installiert. Bei den anderen Fabrikaten ist die Milchleistungsprüfung von außen möglich, bei z.B. DeLaval auf Wunsch des Betriebes. Der GEA-Betrieb hat dazu extra eine Melkgrube gebaut, um die Arbeiten zu erleichtern.


Beim Service besticht Boumatic: Die Monteure müssen nicht in den Innenraum, kommen von außen überall heran und können sauber arbeiten. P. Liste


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