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Zucker: Die Reserven schmelzen dahin

Lesezeit: 5 Minuten

Zwar soll die weltweite Zuckererzeugung in der kommenden Saison weiter ansteigen. Die Bilanz bleibt aber negativ. Besonders in der EU könnten die Reserven massiv zusammenschmelzen, erwartet das US-Landwirtschaftsministerium.


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Der weltweit steigende Hunger auf Süßes lässt die globalen Zuckerreserven abschmelzen. Auch ein spürbares Plus bei der Erzeugung der Saison 2016/17 reicht nicht, um die Bilanz ins Plus zu drehen. Das ist der Kern der aktuellen Prognose des US- Landwirtschaftsministeriums (USDA) zum Welt-Zuckermarkt.


Gut 5 Mio. t bzw. gut 3% mehr Weiß-zucker erwarten die Washingtoner Marktexperten in der nächsten Saison.Die weltweite Erzeugung soll auf fast 171 Mio. t Rohzucker ansteigen. Der globale Verbrauch soll 2016/17 aber noch rund 2,6 Mio. t darüber liegen.


Die Reserven schrumpfen also weiter. Allerdings nicht mehr so kräftig wie zuvor. Die letzte Kampagne ging mit einer Versorgungslücke in Höhe von 6,88 Mio. t zu Ende.


Je nach Region bzw. Land soll sich der Zuckermarkt in der kommenden Saison teils allerdings sehr unterschiedlich entwickeln, wie der Blick des USDA in die wichtigsten Zuckerländer zeigt:


Brasilien dreht ins Plus:

Bei der Nummer 1 der Zuckererzeugerländer erwarten die Marktbeobachter in der kommenden Saison spürbar mehr Zucker. Die brasilianische Produktion soll um mindestens 3 Mio. t auf dann 37,8 Mio. t steigen. Nicht nur günstigeres Wetter, sondern auch die rückläufige Verarbeitung von Zuckerrohr zu Ethanol sind die Ursachen für die Trendwende. Rund 45% der anstehenden Ernten sollen zu Zucker verarbeitet werden, das wären zwei Prozentpunkte mehr als in der beendeten Saison. Weil der Inlandsverbrauch aber stagniert, könnte brasilianischer Zucker wieder verstärkt auf den Weltmarkt abfließen. Washington erwartet eine Zunahme der Exporte um über 11% bzw. fast 3 Mio. t auf dann 27,1 Mio. t Rohzucker.


Indien schwächelt:

Im Gegensatz dazu schwächelt die Nummer 2 der weltweiten Zuckererzeuger 2016/17: In Indien soll die Zuckererzeugung nach einem ausgefallenen Monsun und einem Minus bei der Zuckerrohrfläche spürbar zurückgehen. Mit rund 23,9 Mio. t Zucker könnte das Land rund 13% weniger produzieren als im Vorjahreszeitraum.


Im Land mit dem weltweit größten Zuckerverbrauch soll der Bedarf zugleich weiter wachsen, und zwar um 1,5% auf dann 27,2 Mio. t. Dementsprechend dürfte das Land in den kommenden 12 Monaten auf dem Zuckerweltmarkt kaum präsent sein, die Exporte sollen sich von 3 auf 1,5 Mio. t halbieren. Das USDA vermutet, dass Indien, statt Zucker zu importieren, seine Reserven massiv abbauen muss, und zwar um rund 35% von knapp 9,7 Mio. t auf nur noch 6,3 Mio. t am Ende der Saison.


EU muss Reserven abbauen!

Noch stärker reduzieren sollen sich die Re- serven innerhalb der EU, der Nummer 3 in der Welt-Zucker-Liga. Zwar erwarten die US-Experten hier einen Anstieg der Zuckererzeugung um 2 Mio. t auf 16,2 Mio. t. Damit wäre die EU 2016/17 sogar die Region mit dem größten Wachstum (plus 13,4%). Trotz der Zunahme reicht die EU-Zuckerproduktion aber auch in der kommenden Saison nicht aus, um den bei 18,8 Mio. t stagnierenden Verbrauch zu decken. Selbst die um 8% auf 3,25 Mio. t ansteigenden Importe reichen abzüglich der Exporte (1,5 Mio. t) offenbar nicht aus, um den innereuropäischen Bedarf zu decken.


Daher könnten die Zuckerreserven in der EU extrem knapp werden, befürchten die USDA-Experten. Mit nur noch 281000 t sollen die Bestände innerhalb der Gemeinschaft Ende 2016/17 auf ein historisch tiefes Niveau absinken. Allein der Reserven-Rückgang in der laufenden Saison würde ein Minus von 75% bedeuten (s. Übersicht 2).


Wie knapp das Zuckerangebot werden könnte, zeigt folgende Rechnung: In den letzten fünf Jahren reichte die Zuckerversorgung in der EU im Schnitt rechnerisch für 66 Tage. In der vergangenen Saison schrumpfte die Versorgungsdauer bereits auf 20 Tage. Nach 2016/17 würden die Zuckerbestände nur noch für magere fünf Tage ausreichen!


Fairerweise muss man aber auch erwähnen, dass zu den schwindenden Reserven an Quotenzucker ab der kommenden Saison erstmals rund 1,3 Mio. t Nichtquotenzucker eingelagert werden sollen – das relativiert die tatsächliche Versorgungslage dann wieder.


Auch in Asien weniger:

Als weitere maßgebliche Trends nennen die Marktbeobachter des USDA vor allem folgende Punkte:


  • In Asien könnten die Zuckerreserven ebenfalls kräftig schrumpfen. So erwarten die US-Experten für China einen Rückgang der Vorräte um knapp die Hälfte auf nur noch 2,56 Mio. t.
  • Für Thailand, der Nr. 5 weltweit und häufig das Zünglein an der Waage, sollen die Erzeugung um 5% sinken und die Reserven um fast ein Drittel abgebaut werden.
  • Die USA kaufen mit 2,4 Mio. t fast ein Fünftel weniger Zucker auf dem Weltmarkt ein als im Vorjahr.
  • In Russland steigt der Zuckerverbrauch um fast 4% auf 6,1 Mio. t. Kurioser Hintergrund: Die private Alkoholerzeugung mit entsprechendem Zuckerbedarf wächst in Russland spürbar.


Und die Preise?

Unterm Strich reicht die weltweit und vor allem in Brasilien kräftig steigende Zuckererzeugung 2016/17 noch nicht aus, den ebenfalls (leicht) zunehmenden Verbrauch zu decken – der Markt lebt weiter auf Kosten der Bestände. Das wäre eigentlich ein „bullishes“, also preistreibendes Signal. Tatsächlich notierten die Zuckerkurse bis vor einigen Wochen noch vergleichsweise freundlich und erreichten ein Mehrjahreshoch.


Danach kam allerdings ein markanter Absturz. An der Terminbörse in New York wurde der vordere (März-)Kontrakt Anfang Dezember knapp unter 20 Cent je Pfund gehandelt (gut 400 €/t). Zum Vergleich: Ende September notierten die Kurse noch bei umgerechnet 500 €/t. Offenbar hat die Aussicht auf eine sich schließende Lücke doch bei vielen Marktteilnehmern Unruhe ausgelöst, was die Kurse purzeln ließ.


Hierzulande könnte damit zwar die letzte Rübenkampagne unter dem Einfluss der auslaufenden Zuckermarktordnug für die Rübenanbauer noch ein süßes Ende bringen. Ob die Zuckerkurse sich im neuen Jahr aber mehr vom wachsenden Zuckerangebot beeindrucken lassen oder einem möglicherweise steigenden Rohölmarkt folgen, muss sich noch zeigen.


Christian Brüggemann

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