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Automatische Waage als Schleuse

Lesezeit: 4 Minuten

Die Seelmeyer & Woltering Kooperation testet in einem Pilotprojekt das automatische Wiegen ihrer Bullen. Die Waage dient als Schleuse zwischen Fress- und Liegebereich.

Landwirt Michael Seelmeyer hat eine Affinität für digitale Technik. Gemeinsam mit seinem Kooperationspartner Jens Woltering betreibt er Ackerbau, Hähnchen- und Bullenmast in Neuenkirchen im Landkreis Osnabrück. Auf dem Acker sammelt die Kooperation schon länger Daten. Nun werden auch einige der Bullen im Rahmen eines Pilotprojektes mehrmals täglich automatisch gewogen.

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Die Kooperationspartner haben dazu eine Einzeltierwaage zwischen Liege- und Fressbereich in einer Bucht des Tretmiststalls eingebaut. Die 15 Fleckvieh-Bullen dieser Gruppe müssen die Waage zwangsläufig mehrmals täglich passieren. „Wir haben ein zusätzliches Gitter in der Bucht montiert, sodass die Waage der einzige Durchgangsweg zum Futtertisch ist“, beschreibt Seelmeyer.

Jedem Tier dieser Gruppe hat der Landwirtschaftsmeister einen Transponder im linken Ohr eingezogen. Steht ein Bulle auf der Waage, erfasst ein Sensor das Gewicht und speichert es. Ein Algorithmus erkennt dabei, ob es sich um eine plausible Wiegung handelt oder ob das Tier z.B. nur mit den Vorderbeinen kurz in der Schleuse stand. Insgesamt erfasst die Waage so täglich ca. zehn nutzbare Gewichte pro Tier.

Dank der automatischen Waage müssen die Landwirte die Bucht weder betreten, noch die Tiere auf den Gang treiben. „Das System spart eine Menge Zeit und ist darüber hinaus sicher für Mensch und Tier“, freut sich Michael Seelmeyer. ▶

Für die Zukunft wünscht er sich noch eine digitale Gewichtsanzeige an der Waage. Die Daten kann der Landwirt nämlich bisher ausschließlich über ein Programm auf dem PC oder Tablet einsehen. Die Software errechnet aus den einzelnen Wiegungen ein Tagesdurchschnittsgewicht der Tiere. Denn die einzelnen Gewichte können voneinander abweichen, z.B. wenn ein Bulle gerade gefressen oder gekotet hat. Aus diesen Daten ermittelt das Programm wiederum die Tageszunahmen der Tiere.

Momentan noch Testphase

Die Waage im Stall der Kooperation ist Teil des Atlas-Projektes, das von der Europäischen Union gefördert wird. Im Projekt entwickeln Forscher, Unternehmen und Landwirte digitale Lösungen zur besseren Vernetzung von Daten.

Seit knapp zwei Monaten ermittelt die Waage kontinuierlich Daten im Betrieb. Zuvor musste sich der Algorithmus der Waage zunächst kalibrieren. Aktuell schwanken die Tageszunahmen laut dem Auswertungsprogramm zwischen 800 und 1600 g. Im Schnitt liegen sie aber bei knapp 1270 g, was noch nicht ganz das Leistungsniveau des Betriebs widerspiegelt.

Anhand der Wiegedaten möchte der Rinderhalter künftig den genauen Wachstumsverlauf seiner Tiere ermitteln und dadurch seine Futterration kontrollieren. „Viele Bullenmäster arbeiten nur mit Standardrationen. Das ist mir zu ungenau“, erklärt er.

Früher konnte Seelmeyer die Bullen nur als Gruppe auf dem Viehwagen wiegen. Die genauen Gewichtsverläufe möchte er auch als Frühwarnsystem für Krankheiten nutzen. „Wenn ich die Bullen nur beim Ein- und Ausstallen wiege, bemerke ich Leistungseinbrüche zu spät. Ich kann dann nicht mehr reagieren“, beschreibt der Landwirt. Durch die genaue Gewichtserfassung möchte er künftig auch den Verkaufszeitpunkt der Bullen optimieren, um die Abzüge am Schlachthof möglichst gering zu halten.

Ob sich die Werte der ausgewählten Tiergruppe später auf die übrigen Bullen im Stall übertragen lassen, weiß Seelmeyer noch nicht. Denn die Kooperation mästet neben Fleckvieh auch Weißblaue Belgier. Da es sich bei dem Stall außerdem um einen Tretmiststall handelt, könnte der Mist auf Dauer gegen die Waage drücken und die Gewichte verfälschen.

Zu Beginn des Projekts waren die Fresser in der Bucht knapp 300 kg schwer. Ob die Bullen auch im Endmaststadium weiterhin so friedlich mit der Waage umgehen, bleibt noch abzuwarten. Die Landwirte füttern die Tiere morgens mit einer Totalen-Mischration (TMR) per Futtermischwagen. Mittags und abends wird das Futter nachgeschoben. Rangeleien zwischen den Bullen, weil alle gleichzeitig durch die Waage zum Futtertisch wollen, gab es bislang nicht.

Daten besser verknüpfen

Die übersichtliche Aufbereitung der Daten hat für Seelmeyer oberste Priorität: „Die Gewichte müssen für mich praktisch nutzbar sein. Ich habe keine Zeit dazu, die Daten mehrmals in verschiedene Programme zu übertragen und sie händisch auszuwerten.“ Als nächster Schritt soll das Programm die Gewichte z.B. mit Fütterungs- oder Wetterdaten verknüpfen. So könnte die Kooperation den Ursachen von Leistungseinbrüchen einfacher auf den Grund gehen.

-ahs-

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