Die Ernte ist für die meisten Landwirte die arbeitsintensivste Phase des Jahres, erst recht für solche, die in Lohn Druscharbeiten oder ähnliches für andere Betriebe erledigen. Der knappste Faktor ist da die Zeit. Pausen kosten Geld, Zwangspausen kosten zusätzlich noch Nerven.
Selbst als Außenstehendem fehlt einem dann jedes Verständnis, wenn man hört, dass einzelne Landwirte, die buchstäblich mit einem Bein auf dem Tritt des Mähdreschers stehen, einen Anruf mit Ankündigung einer unmittelbar bevorstehenden Betriebsprüfung erhalten. So etwas betrifft nicht nur diesen Betrieb, dessen druschreife Bestände stehen bleiben. Auch die Auftraggeber müssen warten. Das kann im gewitterreichen Juli schnell zu Dominoeffekten führen.
Kontrollen müssen sein
Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen: Kontrollen müssen sein. Berechtigten Hinweisen auf mögliche Verstöße gleich welcher Art muss ebenfalls zeitnah nachgegangen werden. Staat und Gesellschaft haben einen Anspruch auf Information für das Geld, das im Rahmen der Agrarförderung auf den Höfen landet. Sollte es Nutztieren akut schlecht gehen, dann sowieso.
Sofern aber kein dringender Verdacht auf Gefahr in Verzug besteht, dann sollte auch in den Ämtern bei der Planung der Kontrollen der Blick auf den Kalender und das Wissen um die höchsten Arbeitsspitzen auf den Höfen mit dazugehören. So viel Verständnis muss sein, denn es geht im Zweifelsfall auch um Geld, das der Landwirt verliert, wenn Lohnkunden abspringen oder der Bestand wegen zu später Ernte ins Lager geht und an Qualität verliert.
Sollte es in der Frage gar keinen Ermessensspielraum der Ämter geben, wäre der Gesetzgeber gefragt. Hatte nicht Friedrich Merz erst im Mai in seiner Antrittsrede als Bundeskanzler gesagt: „Wir vertrauen den Land- und Forstwirten“?