Bürokratie und hohe Kosten

Darum ist Brot so teuer geworden - Drei Bäcker berichten

Für jede Maschine muss ein Bäcker heute einen Energienachweis erbringen - eine Ausgabe ohne Erstattung. Dazu nehmen der Mindestlohn, die Bürokratie und der Fachkräftemangel weiter zu.

Lesezeit: 4 Minuten

Früher kostete ein Brot 2,50 €, heute oft über 4 €. Und wer für die Familie eine Tüte Brötchen zum Frühstück holt, ist schnell mehr als 10 € los. Der Besuch beim Bäcker ist sehr teuer geworden, dass stellen wir alle fest.

Das Statistische Bundesamt bestätigt den Eindruck: Zwischen 2019 und 2023 haben sich Backwaren um 34,4 verteuert, während die allgemeinen Verbraucherpreise in dem Zeitraum um 17,3 % zulegten.

Die Bildzeitung hat daher bei drei Bäckermeistern nachgefragt, woran das liegt. Die Hauptgründe sind auch den Landwirten wohlbekannt: Bürokratie und hohe Energiepreise. Man könne so überhaupt nicht mehr planen, sagt ein Unternehmer mit 25 Filialen und 300 Mitarbeitern und beklagt die Unsicherheit bei Strom, Gas und Rohstoffen. Dazu komme der Frust über neue Auflagen, etwa fürs Energiemanagement: „Das kostet uns 80.000 €. Wir sparen dadurch nichts“, sagte er der Bild. So brauche beispielsweise jede Maschine eine Effizienzprüfung, für die extra ein Berater komme. Das koste Zeit und Geld.

Mindestlohn steigt

Schwer belastet hat die Bäckereibranche auch der Anstieg des Mindestlohns 2019 von 9,19 auf 12,82 €. Durch dieses Plus von fast 40 % würden die Personalkosten in Bäckereien heute bis zu 45 % der Ausgaben ausmachen. Jeder zusätzliche Euro pro Stunde schlage direkt auf den Brötchenpreis durch.

Doch trotz des Mehrverdienstes finden die Unternehmer oft kein Personal. Von 2017 bis 2024 schrumpfte die Mitarbeiterzahl im Bäckerhandwerk um fast 40.000 auf 235.000, schreibt der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Die Zahl der Auszubildenden sank von 17.301 auf 10.175. Gleichzeitig hat in den letzten zehn Jahren auch die Zahl der Betriebe um 3.699 auf 8.912 abgenommen.

Beruf ist unattraktiv geworden

Mit Sorge schaut ein anderer befragter Unternehmer in die Zukunft (30 Standorte, 370 Mitarbeiter). Er warnt, dass in zehn Jahren bei ihm eine ganze Generation in Rente gehe und zu wenig junge Mitarbeiter nachkämen. Der Beruf sei unattraktiv geworden. Wegen der Arbeitszeiten, fehlender Anerkennung und weil viele lieber ins Büro wollen. Die meisten wollten nur noch studieren, beklagt der Bäcker in der Bild.

Auch die Einstellung zur Arbeit hat sich verändert und sorgt für Stirnrunzeln bei den Bäckern. „Freizeit steht immer mehr im Vordergrund“, ist der Eindruck eines 62-jährigen Bäckermeisters, der sich 80 Filialen aufgebaut hat. Auch er kennt die Begründung, dass sich Azubis wegen zwei Stunden mehr Arbeitszeit für einen Bürojob entscheiden. Lieber 38 Stunden vor dem Computer als 40 Stunden in der Backstube.

Bürokratie muss runter

Alle drei Betriebe wünschen sich von der Politik aber zuallererst weniger Bürokratie. Statt Energiereports für jede Maschine, teuren Beratern und „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durch Statistikpflicht“ wollen sie wieder das tun, was ihr Beruf eigentlich verlangt: backen – nicht verwalten.

Und Leistung müsse sich wieder lohnen. Viele Mitarbeiter würden sich fragen, warum sie überhaupt noch arbeiten sollten, wenn das Bürgergeld kaum weniger bringt. Daher seien auch eine Reform der Sozialleistungen, eine Stärkung der arbeitenden Bevölkerung und mehr Wertschätzung für das Handwerk unausweichlich.

Leserstimme

"Klare Worte wie überall aus Handwerk und Gewerbe - und das schon seit Jahren. Aber wird die Politik nun endlich darauf hören und etwas unternehmen? Ich bezweifele es sehr, denn der Kontrollwahn unserer Ämter und Behörden, nebst den Politikern, ist einfach zu intensiv. Dazu kommt dann auch noch das Problem, dass vom Bruttolohn eben sehr wenig Netto übrig bleibt. Da kann man als Arbeitgeber noch so viele Anreize bieten wie man will. Klimatisiertes Büro, 38 Std-Woche, jedes Wochenende frei, etc. Da können Handwerk und Gewerbe nur schlecht mithalten. Aber die Leute sollten eines nicht vergessen: Mit EDV und Bleistiftstemmen kann man sich in Krisenzeiten nicht ernähren. Mit Handwerk schon." (Stefan Lehr)

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