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Noch über Fünfjahresschnitt

Einkommen in der Landwirtschaft sinken - Das haben die Bauern konkret verdient

Nach dem Rekordjahr 2022/23 hat bei den Einkommen der Höfe eine wirtschaftliche Normalisierung eingesetzt. Im WJ 2023/24 sind die Erlöse gesunken, besonders bei den Acker- und Milchbauern.

Lesezeit: 10 Minuten

Das Bundesagrarministerium hat am Montag den aktuellen Bericht zur Einkommensentwicklung landwirtschaftlicher Betriebe veröffentlicht. Demnach liegen die Einkommen im Durchschnitt aller Rechts- und Bewirtschaftungsformen bei rund 46.800 € je Arbeitskraft. Sie bleiben damit zwar über dem Durchschnitt der letzten fünf Wirtschaftsjahre (2018/19 - 2022/23), sinken allerdings wieder.

Bei den Haupterwerbsbetrieben zeigen sich im längerfristigen Vergleich weiterhin stabile Ergebnisse: Das Einkommen je Arbeitskraft im Wirtschaftsjahr 2023/24 betrug 49.278 €, der Gewinn je Unternehmen lag bei 86.552 €.

Einkommen sinken

Inzwischen hat laut BMEL eine wirtschaftliche Normalisierung eingesetzt. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr (WJ) 2023/24 hat sich das Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland im Durchschnitt aller Rechts- und Bewirtschaftungsformen nach dem Rekordjahr 2022/23 wieder rückläufig entwickelt.

Für die Erfolgsmessung von Betrieben mit ungleichen Anteilen nicht entlohnter Arbeitskräfte (dies ist insbesondere bei Betrieben mit unterschiedlichen Rechtsformen der Fall) dient der als „Einkommen“ bezeichnete „Gewinn plus Personal- aufwand je Arbeitskraft“ als Erfolgsmaßstab.

Schaubild 1 verdeutlicht die Einkommensentwicklung über die letzten zehn Wirtschaftsjahre im Durchschnitt aller Rechtsformen. Gegenüber dem herausragenden Vorjahr ist das Einkommen um 18,6 % auf rund (rd.) 46.800 € je Arbeitskraft (AK) gesunken.

Landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe

Die wirtschaftlich bedeutendste Gruppe im landwirtschaftlichen Sektor sind Haupterwerbsbetriebe der Rechtsformen Einzelunternehmen und Personengesellschaften. Durchschnittlich bewirtschafteten diese mit 2,3 AK (darunter 1,4 nicht entlohnte Familienarbeitskräfte) etwa 87 ha landwirtschaftliche Fläche (LF).

Nach den deutlichen Zuwächsen in den WJ 2021/22 und 2022/23 sind die Ergebnisse der Haupterwerbsbetriebe im WJ 2023/24 erwartungsgemäß wieder gesunken, liegen jedoch oberhalb der Ergebnisse des WJ 2021/22.

Das Einkommen je AK der Haupterwerbsbetriebe sank im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich etwa 19 % auf 49.278 € ab und die Gewinne je Unternehmen um durchschnittlich 24 % auf 86.552 €. Betrachtet man die vorausgegangenen fünf Wirtschaftsjahre, liegen Gewinn und Einkommen des WJ 2023/24 etwa 15 % oberhalb dieses Durchschnitts.

Ursachen der Gewinnveränderung in den Haupterwerbsbetrieben

Übersicht 2 verdeutlicht die Faktoren, die maßgeblich für die Gewinnentwicklung im WJ 2023/24 verantwortlich waren. Die Spalte „Auswirkungen auf den Gewinn“ beschreibt die theoretische Gewinnveränderung, hätte sich nur die genannte Position geändert. Danach hatten kräftig gestiegene Erlöse für Schweine (+17,93 %) und Minderungen im Aufwand für Düngemittel (+6,77 %) und Futtermittel (+7,1 %) den stärksten positiven Einfluss auf die Gewinnveränderung der Haupterwerbsbetriebe.

Negativ ausgewirkt haben sich dagegen v. a. die gesunkenen Erlöse für Getreide und Körnermais (-11,38 %) und Milch (-29,97 %), sowie die weiter gestiegenen Aufwendungen für Tierzukäufe (-9,63 %). Insgesamt konnten die gestiegenen Erlöse für Schweine sowie die Minderungen der Aufwendungen die deutlich gesunkenen Erlöse für verschiedene Agrarprodukte nicht ausgleichen.

Einkommen nach Betriebsformen

Die im vorherigen Kapitel dargestellte Entwicklung von Gewinn und Einkommen gilt nicht für alle Haupterwerbsbetriebe gleichermaßen. Im Vergleich der Betriebsformen1 zeigen sich deutliche Unterschiede in Höhe und Entwicklung der Erfolgskennzahlen.

Ursächlich hierfür sind die durch Preis- und Mengenschwankungen ausgelösten Erlös- und Kostenentwicklungen bei den einzelnen Erzeugnissen. In der Folge kam es zu zum Teil (z. T.) stark unterschiedlichen Gewinnentwicklungen in den verschiedenen Betriebsformen.

Ackerbaubetriebe machten 11,9 % weniger Gewinn

Die Ackerbaubetriebe (20,5 % der repräsentierten Haupterwerbsbetriebe) verzeichneten im WJ 2023/24 die zweithöchsten Ergebnisse der hier gezeigten fünf WJ. Nur das WJ 2022/23 war noch erfolgreicher. Mit einem Minus von 11,9 % im Vergleich zum Vorjahr konnten Gewinne in Höhe von (i. H. v.) durchschnittlich rd. 103.400 € je Unternehmen erwirtschaftet werden (Entwicklung beim Einkommen je AK im Vergleich zum WJ 2023/24 -9,4 %).

Ein Grund für die rückläufigen Ergebnisse war, dass die im Vorjahr sehr hohen Erlöse aus dem Anbau von Getreide sowie aus dem Anbau von Ölpflanzen gesunken sind. Die gestiegenen Verkaufserlöse von Kartoffeln und Zuckerrüben konnten diesen Rückgang nicht vollständig kompensieren.

Milchbetriebe erlebten heftigen Gewinneinbruch

Die spezialisierten Milchbetriebe (34,4 % der repräsentierten Haupterwerbsbetriebe) haben im abgelaufenen WJ 2023/24 einen Rückgang i. H. v. 48,5 % (im Vorjahr +55,8 %) bei Gewinn bzw. 40,2 % (im Vorjahr +48,5 %) beim Einkommen verzeichnet. Angesichts der historisch erfolgreichen beiden Vorjahre war eine Normalisierung der Ergebnisse erwartet worden. Grund hierfür war der Rückgang des Milchpreises, der im WJ 2022/23 Höchststände erreicht hatte.

Minus auch bei den Futterbaubetrieben

Die sonstigen Futterbaubetriebe (10,8 % der repräsentierten Haupterwerbsbetriebe), die als Schwerpunkt Rindermast und Rinderaufzucht betreiben, zum Teil aber auch Milch erzeugen, mussten bei Gewinn und Einkommen wie im Vorjahr ein Minus hinnehmen. Der Gewinn je Unternehmen sank um 8,2 % auf 43.521 €, das Einkommen je AK sank um 6,7 % auf 33.109 €.

Im Vergleich der Betriebsformen erzielten die sonstigen Futterbaubetriebe damit wie im Vorjahr das niedrigste durchschnittliche Gewinnergebnis je Unternehmen.

Veredlungsbetriebe steigern Gewinn um 18 %

Die Veredlungsbetriebe (11,7 % der repräsentierten Haupterwerbsbetriebe) konnten erneut von gestiegenen Erlösen profitieren und eine Gewinnsteigerung von 18 % auf durchschnittlich 148.224 € pro Unternehmen bzw. 19,4 % auf 86.589 € Einkommen erzielen.

Damit konnten die Veredlungsbetriebe, nach einer bereits deutlichen Gewinnsteigerung im Vorjahr, ihre Ergebnisse als einziger der hier aufgeführten Betriebszweige durchschnittlich weiter verbessern. Grund hierfür waren die noch einmal gestiegenen Erlöse.

15 % weniger Gewinn bei den Gemischtbetrieben

13 % der repräsentierten Haupterwerbsbetriebe gehören zur Gruppe der nicht spezialisierten Gemischtbetriebe. Diese mussten Rückgänge bei Gewinn und Einkommen i. H. v. 15,1 % auf 75 584 Euro pro Unternehmen bzw. i. H. v. 10,8 % auf 44.376 € Einkommen je AK hinnehmen. Damit lagen die durchschnittlichen Werte der Gemischtbetriebe für Gewinn und Einkommen, wie bereits in den Vorjahren, unterhalb des Durchschnitts aller Haupterwerbsbetriebe.

Bei der Betrachtung der Untergruppen der Betriebsform Gemischtbetrieb fällt auf, dass die Betriebe im Pflanzenbau-Viehaltungsverbund nach deutlichen Zuwächsen im Vorjahr Verluste hinnehmen mussten (-24 % beim Gewinn bzw. -18,6 % beim Einkommen).

Die Gruppe der Viehhaltungsverbundbetriebe konnte im Gegensatz dazu das Ergebnis des Vorjahres annähernd konstant halten (Gewinn +0,4 %, Einkommen je AK -1,6 %). Damit lagen sie über dem Durchschnitt aller Haupterwerbsbetriebe.

Die Pflanzenbauverbundbetriebe konnten dagegen mit einer Zunahme von 18,8 % beim Gewinn bzw. 9,3 % beim Einkommen das Ergebnis des Vorjahres wieder übertreffen.

Gemüsebau steigert Erlöse

Positiv wie im Vorjahr stellte sich die Lage für den Produktionsschwerpunkt Gemüsebau dar. Diese Betriebe konnten einen Gewinn von 183.095 € (im Vorjahr 126.000 €) und ein durchschnittliches Einkommen je AK von 42.524 € je AK (im Vorjahr 36.845 € je AK) erzielen.

Rückgänge im Obstbau

Die Obstbaubetriebe (1,9 % der repräsentierten Haupterwerbsbetriebe) mussten im WJ 2023/24 weitere Gewinneinbußen verzeichnen. Diese beliefen sich auf 9,3 %. Das durchschnittliche Einkommen je AK blieb etwa unverändert bei 33.188 € je AK. Beide Werte liegen unter dem Durchschnitt über alle Betriebsformen hinweg. Auswirkungen der Spätfröste im Frühjahr 2024 schlagen sich noch nicht in diesen Wirtschaftsergebnissen nieder.

Einkommen nach Betriebsgrößen

Die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland haben neben ihrer differenzierten betriebswirtschaftlichen Ausrichtung auch sehr unterschiedliche Produktionskapazitäten. Besser als nach der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) lässt sich die betriebswirtschaftliche Größe eines landwirtschaftlichen Unternehmens in Standard-Outputs (geldwerte Bruttomarktleistung) beziffern.

Im Testbetriebsnetz werden Haupterwerbsbetriebe mit einem Standard-Output (SO) von 50.000 € bis 100.000 € als kleinere Betriebe, solche mit 100.000 € bis 250.000 € als mittlere und solche mit 250.000 € und mehr als größere Betriebe definiert.

Die Ergebnisse der nach Standard-Output so in drei Größenklassen eingeteilten Betriebe zeigen auch für das WJ 2023/24, dass mit zunehmender Größe der Betriebe nicht nur die erzielten Unternehmensgewinne, sondern auch die auf eine AK bezogenen Einkommen auf höherem Niveau liegen.

Die kleineren Betriebe erreichten beispielsweise nur 46 % (Vorjahr: 50 %) des im Durchschnitt aller Betriebe erwirtschafteten Einkommens je AK. Größere Betriebe kamen dagegen auf einen Wert von etwa 127 % (Vorjahr: 125 %). Der Einkommensabstand je AK zwischen kleineren und größeren Betrieben hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr weiter erhöht.

Die größeren Betriebe konnten im WJ 2023/24 die geringsten Rückgänge bei Gewinn (-24,7 %) und Einkommen pro AK (-17,9 %) verzeichnen. Die kleineren Betriebe mussten die stärksten Rückgänge bei Gewinnen (-25,8 %) und Einkommen (-24,3 %) hinnehmen.

Die Größenunterschiede der Betriebe sowie weitere Erfolgsfaktoren, wie die individuellen Entscheidungen der Unternehmer, führen zu großen Unterschieden der Ertragslage der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland. Schaubild 4 veranschaulicht die Verteilung der Haupterwerbsbetriebe nach Gewinnklassen von 0 bis mehr als 100.000 €.

Unterteilt nach der Höhe ihres Gewinns mussten im WJ 2023/24 etwa 12 % (Vorjahr: 7 %) der Betriebe Verluste verzeichnen. 5,4 % (Vorjahr: 4,1 %) der Betriebe erzielten weniger als 10.000 € Gewinn. 30,7 % der Betriebe konnten einen Gewinn zwischen 40.000 und 100.000 € (Vorjahr: 31,1 %) erwirtschaften und 29,7 % (Vorjahr: 40,5 %) erreichten einen Gewinn von 100.000 € und mehr.

Einkommen nach Bundesländern

Die regionalen Unterschiede der landwirtschaftlichen Betriebe hinsichtlich Betriebsgröße und Betriebsform führen im Vergleich der Bundesländer zu deutlichen Unterschieden in der Einkommensentwicklung. Durch natürliche Standortfaktoren (Bodengüte, Höhenlage, Klima usw.) werden diese Verschiedenheiten noch einmal verstärkt.

Im WJ 2023/24 waren es die Haupterwerbsbetriebe in Thüringen, die als einzige gegenüber dem Vorjahr Zuwächse bei Gewinn und Einkommen verzeichnet haben. Sie konnten ihren durchschnittlichen Gewinn je Unternehmen dabei um 1,8 % auf rund 102.411 € und das Einkommen je AK um 5,5 % auf knapp 57.354 € steigern.

Betriebe in Brandenburg haben den geringsten Rückgang des durchschnittlichen Gewinns von 0,9 % auf rund 103.846 € je Unternehmen und neben Thüringen als einzige eine Steigerung des durchschnittlichen Einkommens je AK um 3,4 % auf 58.209 € erreicht.

Auch die Betriebe in Sachsen-Anhalt verzeichneten lediglich geringe Rückgänge bei Gewinn und Einkommen. Ausschlaggebend für den Rückgang bei Gewinn und Einkommen waren die im Vorjahr deutlich gestiegenen und im WJ 2023/24 wieder gesunkenen Gewinne der Milchvieh- und Ackerbaubetriebe.

Bei der Interpretation der hier aufgeführten relativen Gewinnveränderungen im Vergleich zum Vorjahr sind auch Unterschiede im Gewinn- und Einkommensniveau zwischen den Bundesländern im Vorjahr zu berücksichtigen. Bei den Haupterwerbsbetrieben aus den östlichen Bundesländern handelt es sich zahlenmäßig um eine recht kleine Gruppe, da hier die Betriebsform der juristischen Personen vorherrschend ist, die separat ausgewertet werden.

Gewinn und Einkommen der Haupterwerbsbetriebe nach Bundesländern

Beim Vergleich der absoluten Höhe der Gewinne (Tabelle oben) wird sichtbar, dass sich eine andere „Reihenfolge“ als in Schaubild 5 ergibt. Die Betriebe aus Sachsen-Anhalt konnten die höchsten absoluten Gewinne erzielen, gefolgt von den Betrieben aus Niedersachsen und Brandenburg an zweiter und dritter Stelle.

Die schleswig-holsteinischen Betriebe erzielten mit 56.944 € dagegen die geringsten Gewinne. Auch die mecklenburg-vorpommerischen, baden-württembergischen und saarländischen Betriebe haben in diesem Wirtschaftsjahr mit Gewinnen zwischen 57.000 und 60.000 € unterhalb des Durchschnitts aller Haupt- erwerbsbetriebe abgeschlossen.

Wird die Kennzahl „Gewinn plus Personalaufwand je AK“ als Einkommensindikator verwendet, ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Einkommen haben sich im WJ 2023/24 in den meisten Bundesländern negativ entwickelt. Dabei ist die Streuung ähnlich breit wie bei den durchschnittlichen Gewinnen: 70.740 € je AK für Haupterwerbsbetriebe in Sachsen-Anhalt und 35.983 € je AK für baden-württembergische Betriebe.

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