Das Thema Erntegutbescheinigung wühlt die top agrar-Leser weiter auf. Nachdem die Forderung der Saatgut-Treuhandverwaltung (STV) nach einer Erntegut-Bescheinigung bei Landwirten auf massive Kritik stößt, hat z. B. die Baywa eine Alternative dazu entwickelt.
Doch auch mit dieser müssten Landwirte Betriebsdaten vorlegen, wenn sie Getreide vermarkten wollen.
„Baywa-Bescheinigung keine Alternative“
top agrar-Leser Gerhard Portz aus Bekond in Rheinland-Pfalz sieht darin keine Alternative, sondern übt scharfe Kritik. „Ich finde es erschreckend, was sich die Baywa mit ihrer Ernteguterklärung erlaubt. Es ist totaler Missbrauch ihrer Aufgabe. Was soll die ganze Datensammlung über Kulturart-Anbaufläche, Z-Saatgut und Nachbausaatgut? Der Schlusspunkt wird gesetzt mit einer Einwilligung zur Hofkontrolle.“ Portz findet die ganze Entwicklung mehr als traurig. "Kein Bauer sollte unter diesen Bedingungen mit der Baywa Handel betreiben", findet der Landwirt.
Andreas Gerner glaubt nicht daran, dass die überprüften Datensätze per Zufall ausgewählt werden. „Vermutlich werden da genau die Betriebe raus gepickt, bei denen die BayWa-Verkaufsstrategen nur allzu gerne wüssten, bei welchen Händlern die ihr Saatgut beziehen“, lautet sein Verdacht.
top agrar-Leser Stefan Lehr sieht hingegen in der Erntegut-Erklärung der Baywa eine Verbesserung gegenüber der STV-Erntegutbescheinigung: „Ich halte die Erklärung der BayWa für völlig ausreichend und deute sie als einen Schritt zu auf die Erzeuger.“ Wenn man wolle, dann könne man auch einfache Wege unkompliziert gehen.
Rukwied gibt Betriebsdaten nicht weiter
Der Deutsche Bauernverband (DBV) und die Landesbauernverbände halten jedoch eine Erklärung der anliefernden Landwirte gegenüber ihren Händlern und Genossenschaften für ausreichend. Für DBV-Präsident Joachim Rukwied ist es ein „No Go“, die eigenen Betriebsdaten an Dritte weiterzugeben. „Ich mache das schlichtweg nicht!“, erklärte Rukwied diese Woche bei Ernteauftakt des DBV.
Heinrich-Wemken findet es unmöglich, dass in der Landwirtschaft die Kunden von ihren Lieferanten und Geschäftspartnern unter Generalverdacht gestellt werden und fragt: „Wo gibt es in anderen Branchen sowas?"
„Nerven der Bauern liegen blank“
Willy Toft verweist darauf, dass die Nerven der Bauern blank liegen und deren Geduld zu Ende geht. „Wir haben schon alles der Treuhand gemeldet, was soll dieser Wahnsinn an Bürokratismus?“, fragt der Leser: „Importierte Ware bleibt wieder außen vor, und wir sollen hier wieder den Bückling machen, damit das Getreide unter Gestehungskosten an den Handel abgegeben werden kann.“ Er appelliert an die STV, die Kuh vom Eis zu nehmen und hofft auf deren Vernunft. „Oder soll sich das "Konstrukt" unbedingt gegenüber den "Bauern" durchsetzen! Auf "Kriegspfad" wird alles nur noch schlimmer“, befürchtet Toft.
"Frankreich: 1,05 €/t Konsumweizen Züchtergebühr"
Gerhard Portz verweist darauf, dass die Umsetzung des Sortenschutz in anderen EU-Ländern viel pragmatischer gehandhabt werde. „Kein europäisches Land würde das Vorgehen der STV so wie in Deutschland akzeptieren. In Frankreich werden nur Abschöpfungen von Konsumweizen beim Verkauf 1,05 € pro Tonne als Züchtergebühr erhoben.“ In Luxemburg, Österreich gebe es keine Gebühr, in Dänemark Schweden habe man noch keine endgültige Lösung, in Polen, Spanien, Italien nur ganz geringe Gebühren.