Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Frauen und Männer kommunizieren unterschiedlich. Diese These stellt Janina Tiedemann aus Hamburg auf. In der Agrarbranche, in der Politik und in manchem Ehrenamt gibt es an entscheidenden Stellen noch keine Parität bei den Geschlechtern. Aus diesem Grund sollten Frauen die männlich geprägten Spielregeln kennen.
„Wir wollen nicht die besseren Männer werden, wir wollen verstehen, wie die Kultur funktioniert und dann selbst entscheiden, möchte ich da mitspielen oder nicht?“, betont Janina Tiedemann. Die Wirtschaftswissenschaftlerin hält Vorträge und Trainings zur Stärkung von Frauen für Führungspositionen. Erst ab einem Anteil von einem Drittel Frauen ändere sich die Entscheidungskultur, sagt sie.
Unterschiede in der Kommunikation: Horizontal vs. vertikal
Wer kommuniziert wie? Die Expertin skizziert die unterschiedlichen Denkstrukturen der Geschlechter stark verallgemeinert folgendermaßen:
Weibliche Kommunikation: Frauen kommunizieren eher horizontal. Bei der Entscheidungsfindung sollen möglichst alle Teilnehmer mitgenommen werden. In Gruppen ist ihnen effektives, inhaltliches Arbeiten wichtig. Sie legen Wert auf Freundlichkeit und möchten immer gut vorbereitet in Arbeitsrunden gehen.
Männliche Kommunikation: Bei Männern gibt es hingegen häufig eine vertikale Kommunikation. Es stehen der Rang, das Revier und der eigene Einfluss im Mittelpunkt des Handelns. In Runden mit überwiegend männlichen Teilnehmern klärt sich in den ersten Minuten durch Gespräche und Körpersprache, wer den meisten Einfluss hat. Erst im Anschluss gehe es um die Sache. Vertikal kommunizierenden Personen sind Statussymbole wichtig, etwa die Größe des Dienstwagens oder der Sitzplatz im Büro.
Wer bekommt den Chefschreibtisch im Agrarbüro?
Auch auf landwirtschaftlichen Betrieben kann dieses Wissen nützlich sein: Um zu verdeutlichen, dass die Tochter jetzt Betriebsleiterin ist, sollte sie den Schreibtisch des Vaters übernehmen. „Mancher Geschäftspartner nimmt sie dann erst als Chefin wahr“, erklärt Janina Tiedemann unbewusste Abläufe. Natürlich gebe es auch Frauen, die eher vertikal kommunizieren und Männer, die horizontal unterwegs sind.
Tipps für Erfolg im männlich geprägten Umfeld
Die Expertin gibt folgende Tipps, um im männlich orientierten Umfeld Erfolg zu haben:
Sicheres Auftreten ist entscheidend. Wer gerade steht und das Brustbein hebt, wirkt selbstbewusst. Im Sitzen die Hände auf den Tisch legen. Manchmal wirkt Langsamkeit wunderbar: "Wer Macht hat, rennt nicht".
Die eigenen Ideen erst vorschlagen, wenn die Klärung der Rangfolge abgeschlossen und die Runde im Arbeitsmodus ist.
Das Anliegen möglichst in Richtung ranghöchster Position aussprechen.
Es gibt Personen, denen bedeutet die Anerkennung ihres Rangs viel. Sie mögen es, mit ihrem Titel oder ihrer Funktion angesprochen zu werden, etwa: „Ich brauche Ihren Rat als Geschäftsführer.“
Stellt jemand die eigene Kompetenz oder Zuständigkeit infrage, kann es nützen, den persönlichen Rang zu nennen, etwa „Ich habe die Betriebsleitung, deshalb schlage ich vor …“
Netzwerken als Schlüssel zum Erfolg
Ein eigenes Netzwerk aus Geschäftspartnern und Bekannten hilft, Verbündete für die eigenen Interessen zu finden. Mancher denkt bescheiden: „Ich kann dich doch nicht nur anrufen, wenn ich Hilfe brauche.“ Doch genau das dürfe man tun. „So funktioniert Netzwerken“, erklärt Janina Tiedemann.