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Betriebsleiterinnen in der Landwirtschaft: Mehr Mut, weniger Perfektionismus

Gesa Langenberg führt einen Betrieb mit 3.800 Mastschweinen in Niedersachsen. Als Mutter von zwei Kindern vertraut sie auf die Hilfe ihrer Familie, ihrer Mitarbeiter und einer Hauswirtschafterin.

Lesezeit: 3 Minuten

Bei Vorträgen und anderen Terminen bin ich oft eine der wenigen Frauen, die mit einem Baby auf dem Arm aufkreuzen“, sagt Gesa Langenberg. Die 34-Jährige leitet seit 2017 einen Schweinemastbetrieb im niedersächsischen Drentwede bei Vechta. Die Entscheidung, den Hof zu übernehmen, traf sie im Agrarstudium in Göttingen. „Eigentlich wollte ich später in die Verbandspolitik“, erzählt sie. Doch die neuen Freunde, die voller Selbstverständnis und Passion von ihren Übernahmen erzählten, brachten Gesa Langenberg ins Grübeln. „Irgendwann hat mir das die Überzeugung gegeben, selbst zu übernehmen“, sagt sie heute.

Betriebsleiterin wurde sie drei Jahre nach dieser Entscheidung. „Mein Vater war da schon 72 Jahre alt, das hat mir natürlich in die Karten gespielt“, sagt sie. Dennoch würde sie jeder Hofnachfolgerin empfehlen, möglichst früh festzulegen, zu welchem Datum sie übernehmen möchte. „Dann weiß auch der Notar, bis wann die Verträge stehen müssen“, sagt sie.

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Rückendeckung vom Vater

Worauf sie sich in dieser rasanten Zeit immer verlassen konnte, war die Unterstützung ihres Vaters. „Wenn man das erste Mal selbst Verhandlungen führt, ist man natürlich unsicherer. Ich konnte mich aber immer mit meinem Vater austauschen. Meine Entscheidungen hat er z. B. auch gegenüber Futterhändlern und Beratern mitgetragen. Das hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben“, sagt sie. Dass ihr Ehemann Josef, der selbst ein Unternehmen in Nordrhein-Westfalen führt, mit am Betrieb beteiligt wird, war für sie von Anfang an klar. „Er bringt seine Zeit und seine Ideen ein, das wertschätze ich“, sagt sie.

Mit der Geburt ihrer Söhne Anton vor zwei Jahren und Max im vergangenen Herbst musste sie ihre frisch gewonnene Routine als Betriebsleiterin noch einmal anpassen. „Mit Anton alleine konnten wir das dank meiner Eltern gut schaffen, aber Max kam mitten in der Kartoffelernte. Da brauchte ich mehr Unterstützung“, sagt sie. Hilfe fand Gesa Langenberg nach längerer Suche bei einer Dorfhelferin, die sechs Wochen vor und drei Monate nach der Geburt je acht Stunden am Tag auf dem Hof war. „Das hat mich unglaublich entlastet. Mein Mann und ich besprechen viel beim Essen. Wenn der Mittagstisch schon gedeckt ist und ich mich nicht um halb zwölf zum Kochen von der Arbeit losreißen muss, hilft das dem Gemüt und macht gute Stimmung“, sagt sie.

Diese Hilfe lernte sie so sehr zu schätzen, dass sie mittlerweile für 27 Stunden pro Woche eine Hauswirtschafterin eingestellt hat. „Der Mental Load ist auch so schon groß genug. Natürlich denke ich auf der einen Seite, dass das Luxus ist. Auf der anderen Seite motiviert es mich aber auch. Denn wenn Doris hier ist, dann muss ich auch meinen Teil machen und meiner Arbeit nachgehen“, sagt sie.

Sich für den Hof entschieden zu haben, bereut Gesa Langenberg nicht. „Für mich ist das ein Geschenk“, sagt sie. Dennoch wundert sie sich, dass es in Deutschland nach wie vor so wenig Betriebsleiterinnen gibt. Sie plädiert dafür, etwas weiblichen Perfektionismus abzulegen. „Wir nehmen uns noch viel zu stark zurück, während einige Männer die Sachen forscher angehen“, sagt sie. 

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