„Wurde bei Euch zuhause über Geld geredet?“, so lautete eine Eingangsfrage von Ute Regina Voß, Finanzberaterin und Leiterin bei einem Workshop mit dem Titel „Dagoberta macht Kasse“ beim Frauennetzwerktreffen der DLG, Female Agri Fellows.
Die Erfahrungen der rund 30 Frauen waren ganz unterschiedlich: In einigen Familien wurde ganz offen, auch über die betrieblichen Finanzen geredet, in anderen Familien war Geld ein Tabuthema. „Das macht was mit uns, wie über Geld geredet wurde und welche Rolle Frauen dabei spielten“, resümierte Voss.
Finanzielle Vorsorge beginnt im Kopf
So treffe sie immer wieder auf Frauen, die Eheverträge mit mangelhafter Absicherung für den Scheidungsfall unterschrieben haben. Oder auf solche, die nach einer Scheidung kein Geld für ein eigenes Leben haben oder die im Alter auf die finanzielle Unterstützung von Ehemann und Hof angewiesen sind, berichtete die Finanzberaterin.
Frauen sollten die finanzielle Freiheit haben, zu gehen.
Deshalb sei wichtig: Frauen sollte immer die finanzielle Freiheit haben, zu gehen oder sich z.B. eine Auszeit vom Job zu nehmen. Das gilt es abzusichern, so das Credo von Ute Regina Voss.
Mit anderen Frauen austauschen
Entscheidend für eine gute Absicherung sei, sich selbst und die eigene Absicherung wichtig genug zu nehmen. „Vermögen fängt im Kopf an“, erklärte Voss. Es gelte, alte familiär geprägte Überzeugungen zu hinterfragen und sich aktiv Neue zu erarbeiten.
Es geht darum, sich selbst und die eigene Absicherung wichtig genug zu nehmen.
Hilfreich sei auch, sich Mitstreiterinnen zu suchen, um sich gegenseitig zu motivieren. „Gründet Finanzclubs, sprecht über Absicherung und Finanzen und trefft Euch alle drei bis vier Monate“, so ihr Tipp.
Rosarote Brille abnehmen
Ein wichtiges Thema für die Teilnehmerinnen: Die Einheirat auf dem Hof und wie man sich in der Familienphase absichert.
Maßgeblich sei, so Voss, eine eigene Position zu finden, zu wissen, was man für sich beanspruchen möchte und dies auch zu vertreten. „Um eine Wohnung oder Anderes als Altersvorsorge einzufordern, dazu gehört Selbstbewusstsein, dass man es wert ist.“
Um eine Altersvorsorge einzufordern, braucht es das Selbstbewusstsein, dass man es wert ist.
Einheiratende Frauen müssten auch wissen, wie es wirtschaftlich im Betrieb läuft und wie es z.B. um die Abfindung der Geschwister stehe . „Sonst heiratet man eine Blackbox“, so Voss.
Ebenfalls unverzichtbar: Den Ehevertrag prüfen lassen, am besten von einer Fachanwältin. Und wer unverheiratet sei, sollte unbedingt einen Partnerschaftsvertrag abschließen. Ganz wichtig für Eingeheiratete sei zudem, nicht einfach einen Kreditvertrag für ein betriebliches Vorhaben des Ehemannes zu unterschreiben. „Die Banken versuchen zwar alles, aber das ist unzulässig“, weiß Voss.
Was der eigener Verdienst wert ist
”Mein eigenes Gehalt geht fast schon für die Kita-Gebühren drauf”. Das ist ein Satz, den Ute Regina Voss von jungen Frauen immer wieder hört. An dieser Stelle gibt Voss ein klares Stopp. „Die Kinder gehören beiden. Und dann kann man sich auch die Kosten für den Kitaplatz teilen“.
Bei eigenen Geschäftsideen müssten Frauen darauf achten, für sich selbst ein angemessenes Gehalt zu kalkulieren. Vor lauter Begeisterung käme das manchmal zur kurz. „Das habe ich noch bei keinem Mann erlebt, dass er die Kalkulation für sein eigenes Gehalt vergisst“, so die Beobachtung der Finanzberaterin.
Versicherungen und Notfallplan
Nachdenken sollten Frauen auch unbedingt über eine Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherung für sich selbst, und eine eigene private Altersvorsorge. Zudem sollten sie sich mit Testament bzw. Erbvertrag beschäftigen. Wichtig sei außerdem, Vollmachten, auch für Konten, und Notfallordner anzulegen.