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LSV stellt Nachhaltigkeitsbewertung für landwirtschaftliche Betriebe vor

Mehrere Landwirte in SH haben ein Institut beauftragt, die Nachhaltigkeit und Profitabilität des Hofes zu bewerten. LsV wünscht sich, dass der Staat diesen Check für alle fördert.

Lesezeit: 4 Minuten

Bislang gibt es kein politisch anerkanntes System, das Nachhaltigkeit auf einzelbetrieblicher Ebene abbildet und innovativen, engagierten und damit nachhaltig wirtschaftenden Betrieben einen Vorteil verschafft.

Aus diesem Grund hat „Land schafft Verbindung SH + HH (LsV) eine Nachhaltigkeitsbewertung landwirtschaftlicher Betriebe in Schleswig-Holstein bei dem unabhängigen Deutschen Institut für Nachhaltige Agrarkultur (DINAK) in Auftrag gegeben, die an drei unterschiedlichen Referenzbetrieben durchgeführt wurde.

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Am Mittwoch hatte LSV die Nachhaltigkeitsbewertung vor dem Umwelt- und Agrarausschuss des Landtags SH vorgestellt.

Ökologie, Ökonomie, Soziales und Tierwohl im Blick

Referenzbetriebsleiter Stefan Wendtland erklärte, dass DINAK die landwirtschaftliche Nachhaltigkeit in allen vier Bereichen, also Ökologie, Ökonomie, Soziales und Tierwohl mit objektiv messbaren, aussagekräftigen und wissenschaftlich fundierten Indikatoren bewertet.

Dabei werde immer das Gesamtsystem betrachtet. Die Zielwerte und Zielbereiche orientieren sich an fachlichen Expertisen, die eine Umweltgefährdung ausschließen bzw. diese auf ein Mindestmaß reduzieren und dabei ökonomisch wie auch sozial tragbar sind, so Wendtland. Sie liegen oberhalb gesetzlicher Anforderungen und sind somit deutlich strenger bemessen.

In die Bewertung fließt dabei der tatsächliche Produktionsablauf detailliert ein. Dafür werden beispielsweise im Pflanzenbau alle durchgeführten Maßnahmen betrachtet: Wann ist wo, womit, welche Maßnahme durchgeführt worden? Und so kann dann der Status quo erfasst und bewertet werden. Alle Methoden seien transparent, erklärt er.

Bewertungssystem flächendeckend einführen

Die Nachhaltigkeitsanalyse ist laut LsV objektiv, wissenschaftlich fundiert, validiert, ganzheitlich und betriebsindividuell. LSV-Vorsitzende Uta von Schmidt-Kühl: „Wir fordern, dass ein solches System zügig flächendeckend eingeführt und auch durch Förderprogramme begleitet wird! Nur so kann es gelingen, einen sachlichen Diskurs zu führen zu der Frage: Ist die deutsche Landwirtschaft nachhaltig, bzw. wie nachhaltig ist sie?

Zu viele Betriebsleiter fühlen sich laut Schmidt-Kühl zunehmend zu Unrecht an den Pranger gestellt und es sei demotivierend und frustrierend, wenn Bemühungen das Richtige zu tun überhaupt nicht honoriert werden.

Weitere Stimmen

Vorstandskollege Jann Harro Petersen ergänzt: „One size fits all passt in der Landwirtschaft niemandem! Um Verbesserungen in der Nachhaltigkeit zu erzielen benötigen wir beispielsweise auch den Einsatz von GAP-Mitteln, also EU-Fördermittel, die jeder Betrieb dann in dem Bereich einsetzen kann, in dem damit die größte Wirkung erzielt wird. So werden EU-Fördermittel gezielt und mit dem größtmöglichen Nutzen im Sinne der Nachhaltigkeit eingesetzt.“

LSV-Vorsitzender Tilo von Donner: „Wir wollen weg von der einzelthematischen Betrachtung (Tier-wohl, Grundwasserschutz, Biodiversität etc.). Die Landwirte sollen dann immer „alle Enden zusammenbekommen“ und alles umsetzen. Wir brauchen daher eine gesamtheitliche Betrachtung unserer Betriebe und das von unabhängiger Stelle, ohne Einflussnahme der Verarbeitungsindustrie und des Lebensmitteleinzelhandels, die uns immer wieder neue selbst ausgedachte Anforderungen auferlegen und diese willkürlich honorieren oder auch nicht.“

Hof komplett durchleuchten

Landwirte, die dieses Tool für sich nutzen, lassen ihren Betrieb laut LsV komplett durchleuchten. Es werden Stärken und Schwächen herausgearbeitet, die für zukünftige Entscheidungen wichtige Hinweisgeber sind.

Beispiel Düngeverordnung: Gäbe es im Zuge politischer Anforderungen ein Verursacherprinzip, so könnte ein Betrieb in diesem Fall anhand der Nährstoffbilanz nachweisen, dass er nicht Verursacher erhöhter Stickstoffwerte sein kann und damit aus geforderten Maßnahmen (Stickstoffdüngerreduktion) zu entlassen ist.

Auch vor dem Hintergrund der Klimadiskussion (Treibhausgasbilanz), im Bereich Tierwohl oder Biodiversität könne ein Betrieb anhand dieser Bewertung nachweisen, wie gut er wirtschaftet. Aber auch zu verbessernde Bereiche des Betriebes würden hiermit offengelegt, heißt es. Wichtig sei das deshalb, weil es in der öffentlichen Diskussion nur noch heißt: „Das ist schlecht, das muss weg!“ Und nicht: „Das ist nicht gut und sollte verbessert werden!“

Auch gegenüber Banken und Versicherungen könnte es mithilfe der Zertifizierung zu verbesserten Konditionen kommen. All dies muss laut LsV aber auf Freiwilligkeit beruhen und soll in einer Welt voller Verbote und Ordnungsrecht als Anreiz dienen!

Forderung an die Politik:

  • Schnellstmögliche Anerkennung einer einzelbetrieblichen Nachhaltigkeitsbewertung
  • Förderung (100%) durch das Land
  • Gleichstellung nachhaltiger Betriebe mit der Stiftung Naturschutz beim Vorkaufsrecht
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