Bundesweit wirtschaftet etwas weniger als die Hälfte aller Landwirte im Nebenerwerb – der Trend ist rückläufig. Das zeigen Daten der Agrarstrukturerhebung. Sie zeigte außerdem, dass es immer mehr Betriebe zur Einkommensdiversifizierung tendieren. top agrar berichtete darüber:
Das zum Anlass nehmend, wollten wir wissen, wie es in der top agrar-Community aussieht. Am 22. und 23.September stimmten dazu rund 1.300 Landwirtinnen und Landwirte auf dem top agrar Instagram-Kanal ab. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, gibt jedoch einen spannenden Einblick in die Praxis: Darüber, was Nebenerwerbslandwirte bewegt.
Nebenerwerb als Einstieg: „Klein anfangen“
46 % der top agrar-Community wirtschaften im Nebenerwerb, wobei 6 % aktuell darüber nachdenken, den Betrieb vollständig aufzugeben. 5 % geben auf der anderen Seite an, dass sie mit dem Gedanken spielen, in den Nebenerwerb ein- bzw. umzusteigen. So schreibt @gallowaysausderhohenmark aus dem Kreis Borken (NRW), der Nebenerwerb sei „ein Einstieg in die Landwirtschaft: Klein anfangen und mit guten Ideen, viel Arbeit, einem guten Konzept und etwas Glück hoffentlich bald die ersten Erfolge erzielen.“
Der Nebenerwerb ist jedoch für die wenigsten (8 %) der Einstieg – im Gegenteil. Mehr als die Hälfte der Abstimmenden (53 %) gibt an, dass der Betrieb für den Haupterwerb inzwischen zu klein ist.
Warum Landwirte im Nebenerwerb wirtschaften
Ein weiterer Motivator ist die Sicherheit durch den Zweitjob. Denn der lockt mit einem geregelten Einkommen, Sozial- und Krankenversicherung sowie Urlaubstagen – die aller Erfahrung nach sowieso wieder in den Betrieb gesteckt werden. Zu fast gleich großen Anteilen (19 %) ist das Traditionsbewusstsein der Nebenerwerbslandwirte das einschlagende Argument. Was die Ururgroßeltern mühsam erbauten, scheint nicht einfach aufgegeben zu werden.
Die größten Knackpunkte: Zeit, Geld und Akzeptanz
Der Tag scheint für Nebenerwerbslandwirte nicht ausreichend lang zu sein. Auf die Frage nach den Herausforderungen im Nebenerwerb schreibt top agrar-Follower Florian: „Wenn man nebenbei in Vollzeit arbeitet, muss die Ernte halt nachts erledigt werden.“ Passend dazu schreibt ein anderer Follower, die Herausforderung liege darin, „alles zu schaffen, Arbeit, Betrieb und Familie.“ Dabei scheint, wie könnte es anders sein, die Bürokratie eine besonders große Rolle einzunehmen: „Riesiger Bürokratieaufwand, der neben dem normalen Job auch noch erledigt werden muss“, schreibt ein Teilnehmer.
Es ist einfach schwer, sich etwas aufzubauen, wenn man wenig hat. Ob eine Baugenehmigung für eine Halle, oder neues Land.“
Weitere Herausforderungen beziehen sich überwiegend auf die finanzielle Lage. Hier einzelne O-Töne:
„Invesitionen in Technik, aufgrund geringer Maschinenauslastung“,
„Dass die Ausgaben höher sind, als die Einnahmen und der Hauptjob herhalten muss“,
„Die immer steigenden Kosten ausgleichen zu können“,
„In der Ernte kurzfristig frei zu bekommen“.
Blickt der Haupterwerb auf Nebenerwerb herab?
Ein weiterer Knackpunkt ist die Möglichkeit zu Wachsen. O-Ton: „Es ist einfach schwer, sich etwas aufzubauen, wenn man wenig hat. Ob eine Baugenehmigung für eine Halle, oder neues Land.“ Ein Grund dafür scheint zu sein, dass „bei der Pacht oder dem Kauf von Ackerland Haupterwerbsbetriebe bevorzugt werden. Nebenerwerbsbetriebe können nicht weiter wachsen.“
Grundsätzlich scheint die Stimmung zwischen Haupterwerblern und Nebenerwerblern angespannt zu sein. So schreibt jemand, dass die größte Herausforderung „die nicht vorhandene Akzeptanz der hauptberuflichen Landwirte“ sei.
Nischenprodukte und Energieerzeugung sind beliebt
Die Agrarstrukturerhebung zeigte, dass vor allem die Direktvermarktung seit Jahren einen Höhenflug erlebt. So ist sie auch in der top agrar-Community der Spitzenreiter mit 44 %. Wir wollten zuletzt wissen, auf welche weiteren Standbeine die top agrar-Community setzt:
Erneuerbare Energien 29 %,
Forstwirtschaft 18 %,
Pferdehaltung 10 %.