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Rinderhalter aus Friesland zum Wolf: "Herdenschutz ist nicht die Lösung!"

Die Stimmung der von Wolfsrissen betroffenen Weidetierhalter ist von Resignation und Frust geprägt. Jann Janssen aus Friesland wünscht sich wirksamere Antworten der Politik.

Lesezeit: 3 Minuten

Damit hatte Landwirt Jann Janssen nicht gerechnet: Bei der morgendlichen Kontrolle seiner Kälber im September letzten Jahres war noch alles in bester Ordnung. Doch kurz darauf riss ein Wolf ein junges Rind aus Janssens Herde mit 25 Tieren. „Der Anblick hat mich sehr aufgewühlt,“ gesteht der Landwirt nachdenklich.

Rinderhalter Janssen: "Nicht nur heimlich beschweren"

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Janssen leitet gemeinsam mit seinem Bruder Bernd einen Betrieb mit 850 Rindern, 150 ha Grünland und 120 ha Ackerbau nahe der niedersächsischen Stadt Jever. Als Vorstandsmitglied im Kreislandvolk Friesland und dem Verein Ostfriesischer Stammtierzüchter (VOST) ist er im Ehrenamt tätig. Er findet: „Man sollte sich nicht immer nur heimlich beschweren, man muss die Leute mitnehmen, viel kommunizieren und sich aktiv engagieren!“ Der Wolf riss auch auf zwei weiteren Betrieben der Region junge Rinder.

Man muss die Leute mitnehmen, viel kommunizieren und sich aktiv engagieren!" - Jann Janssen

Auf die Frage, wie er Wolfsprävention umsetzt, lacht er zuerst auf. „Die Maßnahmen sind illusorisch, die Zaunhöhen nicht ausreichend und der Arbeitsaufwand nicht zu stemmen. Rüsten wir alle Zäune hoch, schränkt das zudem die Bewegung der Wildtiere ein.“ Lösungswege sieht er an anderer Stelle, wobei er betont, dass er grundsätzlich nichts gegen Wölfe habe.

Er kann sich als Option vorstellen, die Wölfe zu vergrämen und ihnen Grenzen aufzuzeigen. Vergrämen bedeutet, die Raubtiere wiederholt unangenehmen Reizen auszusetzen, sie jedoch nicht zu verletzen. Durch den Beschuss mit Gummikugeln, Anschreien und Bewerfen lernt das Tier, dass Begegnungen mit dem Menschen unangenehme Folgen haben. Hier passiere zu wenig seitens der Politik zur Unterstützung der Landwirte. Sein bitteres Fazit: „Wir fühlen uns ohnmächtig und nicht ernstgenommen.“

Täter bleiben ungestraft

Immerhin lobt Janssen den schnellen Ablauf nach dem Riss: „Die Aufnahme und die DNA-Probennahme liefen völlig reibungslos.“ Ganz zufrieden ist er jedoch nicht. Die Höhe der erstatteten Summe sei nicht angemessen – sie wird pauschal geschätzt, ohne Absprache mit dem Landwirt über den tatsächlichen Tierwert. Die zwei weiteren betroffenen Betriebe warten noch immer auf ihre Riss-Entschädigungen.

Was den Landwirt aber am meisten frustriert: Aktuell läuft der verantwortliche Wolf frei in der Region, eine beantragte Abschussgenehmigung wurde nicht durchgesetzt. Im Moment sei das Thema laut Janssen aus den Köpfen der Leute wieder verschwunden, im Frühjahr beginne mit dem Start der Weidesaison dann aber alles wieder von vorn. Die neue Landesregierung mit grünem Umweltminister scheint keine Pläne zu haben, einer Wiederholung der Ereignisse entgegenzuwirken.

Als wir vor seinem hellen, offenen Kälberstall stehen und die Tiere beobachten, wirkt er nachdenklich. „Einige Kollegen haben bereits angekündigt, ihr Vieh im Frühjahr nicht mehr rauszulassen. Ich spiele auch mit dem Gedanken. Allerdings bin ich mir nicht einmal mehr sicher, dass sie bei uns im Stall geschützt sind. Wenn der Wolf hungrig ist, lernt er schnell.“

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