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Vertragsnaturschutz: Warum sich ein Landwirt mehr Kontrollen wünscht

Vertragsnaturschutz ist gut und bei Prämien von 1530 € pro Hektar und Jahr gefragt. Doch gibt es auch Nebenwirkungen, wie ein Landwirt berichtet.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Unzählige Distelblüten fliegen über die Äcker. „Frei wie der Wind“, kommentiert Stephan Ising (43) mit ernster Miene. Der Landwirt ist angefressen, weil das Unkraut seinem Getreide zusetzt. Die Wurzel des Übels ist der Vertragsnaturschutz (VNS).

3700 ha im Kreis Soest (NRW)

Ising bewirtschaftet in Rüthen-Kellinghausen im Kreis Soest einen Milchviehbetrieb mit Ackerbau. Auf den Böden am Haarstang werden Triticale, Gerste, Weizen und Raps angebaut. Allerdings gibt es auch Brachen. Wie Trittsteine liegen Flächen mit VNS in der Landschaft. Aktuell fördert der Kreis 3715 ha mit einer Summe von rund 3.847.000 €. Bis zu 1530 €/ha und Jahr gibt es je nach Maßnahme.

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Zum Vergleich: Die Pachtpreise am Haarstrang liegen je nach Bodengüte zwischen 400 und 850 €/ha. Es wundert nicht, dass sich immer mehr Flächeneigentümer für VNS melden. In NRW waren es 2023 rund 6000 landwirtschaftliche Betriebe mit knapp 40.000 ha.

Nachfrage gestiegen

Dass die Nachfrage hoch und gestiegen ist, bestätigt Peter Gräßler, Teamleiter der Biodiversitätsberatung bei der Landwirtschaftskammer NRW. Im Ackerbau ist vor allem das „Paket 5042“ gefragt. Es beinhaltet die Anlage von Blüh- und Schutzstreifen/-flächen für Insekten und Feldvögel. Was die Pflege angeht, müssen die Flächen weiterhin bearbeitet werden. Es ist in der Regel eine Mindestbewirtschaftung notwendig, etwa durch Mulchen alle zwei Jahre. Diese Arbeiten dürfen nur nicht vom 1. April bis 15. August stattfinden.

Mannshohe Disteln

Landwirt Ising steht auf seinem Acker. Er schaut auf die Fläche daneben. Sie unterliegt laut Kreis seit 2022 dem Paket 5042 mit fünf Jahren Laufzeit. „Bisher wurde hier weder gemäht und abgefahren noch der Rand gemulcht“, berichtet Ising. Die Disteln sind teils mannshoch. Manche kippen auf den Acker. Ein fast 5 m breiter Streifen Unkraut durchwurzelt das Getreide. „Selbst Pflanzenschutzmittel nützen nichts“, sagt Ising frustriert. Er müsste stärkere Herbizide ausbringen, um den massiven Unkrautdruck in den Griff zu bekommen. „Aber wo bleibt da der Naturschutz?“, moniert der Landwirt.

Kleegras im roten Gebiet

Noch etwas ist fragwürdig: Auf den Flächen ist Kleegras zu finden, obwohl die Aussaat gemäß Richtlinie nicht vorgesehen ist. Hinzukommt, dass die Flächen im roten Gebiet liegen. Landwirte in solchen Regionen müssen bei der Düngung strikte Auflagen einhalten, um die Stickstoffeinträge auf mit Nitrat belasteten Flächen zu reduzieren.

Kleegras bindet Stickstoff (N). Verrottet der Aufwuchs auf der Fläche, wird N möglicherweise ausgewaschen. Die Gefahr halten Experten für gering. Trotzdem passt das für Ising alles nicht zusammen. Der Milchviehhalter wirkt verzweifelt: Warum unternimmt der Kreis nichts? Warum fordern die Verantwortlichen die Pflege nicht ein?

Der Landwirt habe schon mehrmals versucht, den Flächeneigentümer zu bitten, wenigstens den Randbereich zu mulchen. Aber dieser habe ihm zu verstehen gegeben, dass er keine Pflegearbeiten vornehmen müsse und keine geeigneten Maschinen habe. Auch die Anfragen beim Kreis Soest liefen ins Leere.

Kontrolle wünschenswert

Doch der 43-Jährige will nicht tatenlos zusehen, wie sich die Disteln immer mehr auf seinen und auf den Flächen der Berufskollegen ausbreiten. Er wünscht sich, dass die Pflegemaßnahmen besser kontrolliert und im Extremfall angeordnet werden.

Der Landwirt teilt die Idee des VNS als Brücke zu mehr Biodiversität. Aber so, wie es momentan im Kreis Soest läuft, wirkt es auf ihn, als ob unter dem Deckmantel des Vertragsnaturschutzes Geld fürs Nichtstun kassiert wird.

Nachtrag

Unmittelbar bei Redaktionsschluss kam die Information, dass am Wochenende begonnen wurde, die besagten Flächen zu mulchen.

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