Metta Steenken berät und begleitet seit 12 Jahren als Teil des entra Beratungsteams landwirtschaftliche Betriebe, Unternehmen und Organisationen. Einer der Schwerpunkte in der Beratung von entra ist die Begleitung von Hofnachfolgeprozessen. Selbst auf einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb in Niedersachsen aufgewachsen, der mittlerweile von ihrer jüngeren Schwester geführt wird, bringt Steenken persönliche Erfahrung und Verständnis für die Herausforderungen der Hofnachfolge mit. Sie hat International Business studiert und danach auch praktische Erfahrung in der Unternehmensführung gesammelt.
Ein besonders Thema für Frauen in der Hofnachfolge ist die Akzeptanz durch den Vater.
Worin sehen Sie die besonderen Herausforderungen für Frauen in der Hofnachfolge?
Steenken: Ein besonders Thema für Frauen in der Hofnachfolge ist die Akzeptanz durch den Vater. Frauen möchten als gleichwertige Hofnachfolgerin wahrgenommen werden. Auch das Umgehen mit den verschiedenen Rollen und den Erwartungen als Tochter und als Unternehmerin, sowie der Wechsel zwischen den beiden Rollen beschäftigt Frauen.
Ein weiterer Punkt ist der Einfluss, den die Hofnachfolge auf die Beziehung und Partnerschaft hat. Eine Entscheidende Besonderheit sind immer die Fragen zur Vereinbarkeit von Familie und Betriebsleitung.
Die Bereitschaft, sich Beratung und externe Hilfe etwa über ein Coaching einzuholen, ist bei Frauen größer.
Wie unterscheiden sich in Ihrer Beratungspraxis die Anfragen, wo Frauen die Hofnachfolge planen von den Fällen, wo Männer Höfe übernehmen?
Steenken: Es gibt da kein generelles Muster. Wir beraten sehr individuell und jede Hofübergabe gestaltet sich anders. Was ich sagen kann, ist, dass die Bereitschaft, sich Beratung und externe Hilfe etwa über ein Coaching einzuholen, bei Frauen oft größer ist.
Frauen beschäftigen sich mehr mit den persönlichen und emotionalen Fragen bei der Hofübernahme. In Krisenfällen ist es eigentlich immer die Mutter, die bei uns anruft.
Oft scheitern Hofübergaben an unausgesprochenen Erwartungen.
Was sind die größten Fallstricke bei einer Hofübergabe?
Steenken: Oft scheitern Hofübergaben an unausgesprochenen Erwartungen. Es kommen versteckte Konflikte ans Licht. Die Hofübergabe ist ein langer Prozess, deshalb gilt, je früher man sich damit beschäftigt, umso besser.
Jede Hofnachfolgerin sollte sich immer wieder mit ihrer zukünftigen Rolle auf dem Betrieb auseinandersetzen. Die entscheidende Frage lautet: 'Welche Arbeit möchte ich machen'? Wichtig ist, immer mal die Perspektive zu wechseln. Manchmal kann es eine Inspiration sein, auch die Perspektive von anderen Eltern, die Höfe übergeben, zu hören, um mit seinen eigenen Eltern weiter zu planen.
Fördermöglichkeiten für Hofnachfolgerinnen:
Frauen durch Coaching fördern:
Das Programm der SVLFG richtet sich an Frauen, die einen Hof übernehmen, ihre Position verbessern oder in der grünen Branche gründen wollen. Es werden Coachingkosten bis zu 1800 € gefördert. Finanziert wird die bis Ende 2025 laufende Maßnahme aus dem Innovationsfonds der Rentenbank.
Förderaufruf „Frauen durch Coaching gezielt fördern“
Förderdarlehen für Hofnachfolgerinnen:
Die Rentenbank bietet ein Kreditprogramm speziell für Hofnachfolgerinnen und Existenzgründerinnen in der Land- und Forstwirtschaft in den ersten fünf Jahren der Selbstständigkeit an.
Hofnachfolgerinnen und Existenzgründerinnen - Rentenbank
Beratungsangebote und finanzielle Absicherung:
Zudem hat die SVLFG ein Sonderheft, dass sich an die Bedürfnisse von Frauen in der Landwirtschaft richtet, herausgegeben. Es informiert über gezielte Beratungsangebote, Möglichkeiten für die finanzielle Absicherung und die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Beruf:
Magazin Fokus Frau Sonderausgabe 2024