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Was Landwirte mit Sonderkulturen zu 15 € Mindestlohn sagen

Ob der Mindestlohn von 15 € kommt, ist noch offen. Sicher ist aber, dass er gravierende Folgen für Sonderkulturbetriebe hätte. Vier Praktiker sagen, wie sie reagieren würden. Wie stehen Sie dazu?

Lesezeit: 4 Minuten

Wegen steigender Auflagen kämpfen viele Sonderkulturbetriebe ums Überleben. Die von der neuen Koalition geplante Erhöhung des Mindestlohns auf 15 € würde viele Betriebe noch weiter in Bedrängnis bringen. Landwirte aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen berichten, welche Folgen die Erhöhung für sie hätte.

„Nur Betriebsleiter noch unter Mindestlohn“

Für Markus Läpple, der in Ilsfeld im Landkreis Heilbronn unter anderem Kohl, Zucchini, Radicchio, Kürbisse und Wein anbaut und in der Spitze bis zu 15 Saisonarbeitskräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt, werden die Margen immer enger. „Den steigenden Mindestlohn können wir nicht mehr in Form höherer Preise weitergeben“, erklärt Läpple. Bei den diesjährigen Preisverhandlungen hätte ihm ein Abnehmer aus der Industrie, an den er einen Teil seiner Kulturen vermarktet, deutlich zu verstehen gegeben, dass die Preise sinken müssten. Ansonsten würde er vom LEH ausgelistet. Auch Berufskollegen, die über den Wochenmarkt verkaufen, stellten fest, dass die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher nachlasse.

„Wir Sonderkulturbetriebe können das nicht mehr wegstecken“, so Läpple. „Die Einzigen, die für weniger als den Mindestlohn arbeiten, sind der Betriebsleiter und seine Familie. Reagieren könne er nur, indem er besonders arbeitsintensive Kulturen nicht mehr anbaue. Etliche Betriebe müssten sogar komplett aufhören.

Biosonderkulturen: 70 bis 80 % der Produktionskosten sind Löhne

Andreas Frank, der mit seiner Frau Ruth im nordwürttembergischen Weinsberg Biogemüse und -obst anbaut, würde die Erhöhung des Mindestlohnes noch härter treffen. Weil der ökologische Anbau von Sonderkulturen noch mehr Handarbeit erfordert, machen die Lohnkosten in seinem Betrieb 70 bis 80 % der Produktionskosten aus. In der Spitze hat er 25 Saisonkräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Er bezweifelt stark, dass er die Mehrkosten von rund 20 % bei seinen Abnehmern im Biofachhandel und LEH durchsetzen kann. „Wenn wir 10 % Preiserhöhung schaffen könnten, wäre das schon viel“, sagt Frank. Die Folge werde sein, dass er arbeitsintensive Kulturen wie Erdbeeren, Äpfel und Birnen stark reduzieren muss. Zudem werde der Druck auf die Mitarbeiter steigen, mehr Leistung zu bringen. 

Spargel- und Erdbeeranbauer Hinrich Niemann aus Eimke im Landkreis Uelzen sieht durch die angedachte Erhöhung des Mindestlohnes massive Probleme auf sich zukommen. „Wir hatten in den letzten zehn Jahren schon enorme Lohnsteigerungen und konnten diese durch Rationalisierungen und Preiserhöhungen noch halbwegs kompensieren, aber jetzt seien beide Schrauben am Anschlag“, sagt Niemann, der 20 Saisonarbeitskräfte beschäftigt. So sei im letzten Jahr der Umsatz in der Direktvermarktung bereits um 10 % gesunken. Die Folge werde sein, dass die Produktion noch mehr ins Ausland wandere. Komme es zum Lohnanstieg auf 15 €, werde er die Produktion einschränken und weniger Personal anstellen.

Niemann kann nicht verstehen, warum sich die Politik in die Tarifautonomie einmischt. „Wir haben doch eine Mindestlohnkommission, die von Arbeitgebern und Arbeitnehmern besetzt ist und miteinander den Wert jährlich neu festlegt. Warum braucht es da noch politische Vorgaben?“, fragt sich der Landwirt.

„Die Politik setzt uns das vor nach dem Motto friss oder stirb!“

Diese Frage stellt sich auch Maximilian Schäfer, der bei Ahrweiler Erdbeeren in Folienhäusern anbaut. „Das wird uns jetzt so vorgesetzt, nach dem Motto „friss oder stirb“, sagt der Landwirte, der das Jahr über 70 Mitarbeiter beschäftigt. Er verweist auch darauf, dass der Mindestlohn alle Bereiche betrifft und insgesamt das Lohnniveau steigern wird. Für seinen Betriebe sieht er gravierende wirtschaftliche Folgen, weil er die steigenden Kosten nur zu einem geringen Teil an seinen Abnehmer, den Großhandel, weitergeben kann. „Das geht alles zu Lasten unserer Rentabilität und Liquidität“, sagt Schäfer.

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