Die Folgen der inzwischen mehrjährigen Wirtschaftskrise in Deutschland sind inzwischen unübersehbar: Die Zahl der Insolvenzen bei deutschen Unternehmen sind im ersten Halbjahr erneut hochgeschossen.
Standort Deutschland geschwächt
Wie unter anderem die Tagesschau berichtet, soll die Anzahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 24,3 % auf 22.400 zugenommen haben. Zuletzt habe es 2015 mit 23.180 Fällen eine höhere Zahl gegeben. "Mit einiger Verzögerung schlagen die Krisen der vergangenen Jahre nun als Insolvenzen bei den Unternehmen durch", sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch.
Nach seiner Analyse haben der wirtschaftspolitische Stillstand und die rückläufige Innovationskraft den Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt. Er befürchtet im kommenden Jahr noch höhere Insolvenzzahlen. Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen, als über 32.000 Unternehmen in die Insolvenz gingen, so der Creditreform-Experte.
Alle Wirtschaftsbereiche betroffen
Laut dem Unternehmen nahmen die Insolvenzen über alle Wirtschaftsbereiche hinweg zu. Besonders betroffen: Dienstleister mit 27,1 % und das Verarbeitende Gewerbe mit 23,9 %. Im Baugewerbe wurde gemessen an den Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen mit 97 die höchste Insolvenzquote gemessen.
Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten waren am stärksten betroffen, sie stellen 81,4 % der Pleiten. Dennoch stieg die Zahl der Insolvenzen bei größeren Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern sogar um 44,4 %. Ihre Auswirkungen sind aufgrund hoher Forderungsausfälle und Arbeitsplatzverluste erheblich, warnt Bernd Bütow, Geschäftsführer von Creditreform. Besorgniserregend ist ihm zufolge zudem der Anstieg von Ketteninsolvenzen, bedingt durch die Krisenjahre von Corona bis zur Inflation.
Mindestlohn steigt weiter
Die heute verkündete Empfehlung der Mindestlohnkommission, den gesetzlichen Mindestlohn in zwei Stufen bis 2027 auf 14,60 €/h anzuheben, dürfte nicht unbedingt konjunkturfördernd wirken. Der Bauernverband befürchtet beispielsweise schon jetzt, dass viele Sonderkulturbetriebe auf diesem Lohnniveau aus der Erzeugung aussteigen werden.