Maximilian Trommsdorf erklärt, warum Agri-PV hilft, wertvolle Böden für die Landwirtschaft zu erhalten.
Um das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 zu erreichen, ist ein zügiger und massiver Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland nötig. Im Falle der Photovoltaik (PV) wird von einem notwendigen Zubau auf das Sechs- bis Achtfache der heute installierten Leistung ausgegangen, auf dann 300 bis 450 Gigawatt (GW). Ein bedeutender Teil dieses Zubaus von 12 bis 20 GW pro Jahr wird in Form von Freiflächen-Photovoltaikanlagen erwartet.
Der dabei nötige Flächenbedarf tangiert allerdings weitere gesellschaftliche Ziele, darunter die Verringerung des Flächenverbrauchs, die Ernährungssicherheit und den Umweltschutz.
Ein zentrales, im Klimaschutzplan der Bundesregierung formuliertes Ziel ist, den täglichen Flächenverbrauch im Jahr 2030 auf 30 ha zu begrenzen. Zwar unterscheidet sich die Flächenknappheit von Region zu Region zum Teil stark, aber durch den sich abzeichnenden erheblichen Flächenbedarf für den PV-Zubau in ganz Deutschland kann es zu einer verschärften Konkurrenz zwischen Landwirtschaft und Energiewirtschaft kommen.
Schutz vor Regen und Sonne
Mithilfe einer intelligenten Doppelnutzung können Flächen sowohl der PV-Stromerzeugung als auch der Ernährungssicherheit oder dem Umweltschutz dienen. So ermöglicht die Agriphotovoltaik (Agri-PV) einen Anbau von Kulturpflanzen unter und neben den Modulen, wodurch wertvolle Böden für die landwirtschaftliche Nutzung weitgehend erhalten bleiben. Über eine teilweise Verschattung durch die PV-Module können gleichzeitig Kulturpflanzen geschützt und negative Folgen der Klimakrise auf die Landwirtschaft abgemildert werden, z.B. die zunehmende Trockenheit und die Folgen von Extremwetterereignissen. Entsprechend der vielfältigen landwirtschaftlichen Anwendungen und Herausforderungen gibt es bei der Agri-PV eine große Bandbreite an technischen Lösungen. In einer 2020 verfassten Studie hat das Fraunhofer ISE gezeigt, dass Agri-PV-Anlagen trotz ihres frühen Stadiums bereits mit kleinen und mittleren PV-Dachanlagen wettbewerbsfähig sind.
Artenvielfalt inklusive
Belange des Umweltschutzes können in ähnlicher Weise durch die Errichtung von Solarparks adressiert werden, allen voran Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität auf Flächen unter den PV-Modulen. Die Dringlichkeit hierfür steht angesichts des dramatischen Artensterbens außer Frage. Erhebliche Potenziale stecken dabei in der Umwandlung von Flächen, die bisher dem Anbau von Energiepflanzen zur Verfügung stehen – sowohl in Bezug auf deren Größe als auch ihrer ökologischen Wertigkeit. Die Kosten für Solarparks zur Steigerung der Biodiversität unterscheiden sich nicht wesentlich von denen herkömmlicher PV-Freiflächenanlagen. Zentrale Herausforderungen einer ökologischen Aufwertung von Flächen unter PV-Modulen sind deshalb zum einen ein verlässlicher Nachweis seitens der Anlagenbetreiber, zum anderen die entsprechende Anerkennung seitens der Gesetzgebung.
Diskussion unnötig
Schon allein durch die unterschiedlichen Zielsetzungen der Agriphotovoltaik und der Solarparks zur Steigerung der Biodiversität erscheint eine Diskussion darüber wenig gewinnbringend, welcher der beiden Ansätze besser oder schlechter ist. Vor allem aber wird ein gegenseitiges Ausschließen verschiedener PV-Anwendungen auch ganz grundsätzlich der Dringlichkeit der Energiewende nicht gerecht. Wir haben nicht mehr die Zeit, Optionen nacheinander auszuprobieren oder Potenziale zu ignorieren. Alle technisch und sozio-ökonomisch vielversprechenden Anwendungsmöglichkeiten müssen zügig erprobt und über eine Anlaufphase gefördert werden, um Optimierungs- und Kostensenkungspotenziale durch Skalierungs- und Lerneffekte zu realisieren. Dazu brauchen wir selbstverständlich beides: Agriphotovoltaik und Solarparks zur Steigerung der Biodiversität.
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Maximilian Trommsdorf erklärt, warum Agri-PV hilft, wertvolle Böden für die Landwirtschaft zu erhalten.
Um das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 zu erreichen, ist ein zügiger und massiver Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland nötig. Im Falle der Photovoltaik (PV) wird von einem notwendigen Zubau auf das Sechs- bis Achtfache der heute installierten Leistung ausgegangen, auf dann 300 bis 450 Gigawatt (GW). Ein bedeutender Teil dieses Zubaus von 12 bis 20 GW pro Jahr wird in Form von Freiflächen-Photovoltaikanlagen erwartet.
Der dabei nötige Flächenbedarf tangiert allerdings weitere gesellschaftliche Ziele, darunter die Verringerung des Flächenverbrauchs, die Ernährungssicherheit und den Umweltschutz.
Ein zentrales, im Klimaschutzplan der Bundesregierung formuliertes Ziel ist, den täglichen Flächenverbrauch im Jahr 2030 auf 30 ha zu begrenzen. Zwar unterscheidet sich die Flächenknappheit von Region zu Region zum Teil stark, aber durch den sich abzeichnenden erheblichen Flächenbedarf für den PV-Zubau in ganz Deutschland kann es zu einer verschärften Konkurrenz zwischen Landwirtschaft und Energiewirtschaft kommen.
Schutz vor Regen und Sonne
Mithilfe einer intelligenten Doppelnutzung können Flächen sowohl der PV-Stromerzeugung als auch der Ernährungssicherheit oder dem Umweltschutz dienen. So ermöglicht die Agriphotovoltaik (Agri-PV) einen Anbau von Kulturpflanzen unter und neben den Modulen, wodurch wertvolle Böden für die landwirtschaftliche Nutzung weitgehend erhalten bleiben. Über eine teilweise Verschattung durch die PV-Module können gleichzeitig Kulturpflanzen geschützt und negative Folgen der Klimakrise auf die Landwirtschaft abgemildert werden, z.B. die zunehmende Trockenheit und die Folgen von Extremwetterereignissen. Entsprechend der vielfältigen landwirtschaftlichen Anwendungen und Herausforderungen gibt es bei der Agri-PV eine große Bandbreite an technischen Lösungen. In einer 2020 verfassten Studie hat das Fraunhofer ISE gezeigt, dass Agri-PV-Anlagen trotz ihres frühen Stadiums bereits mit kleinen und mittleren PV-Dachanlagen wettbewerbsfähig sind.
Artenvielfalt inklusive
Belange des Umweltschutzes können in ähnlicher Weise durch die Errichtung von Solarparks adressiert werden, allen voran Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität auf Flächen unter den PV-Modulen. Die Dringlichkeit hierfür steht angesichts des dramatischen Artensterbens außer Frage. Erhebliche Potenziale stecken dabei in der Umwandlung von Flächen, die bisher dem Anbau von Energiepflanzen zur Verfügung stehen – sowohl in Bezug auf deren Größe als auch ihrer ökologischen Wertigkeit. Die Kosten für Solarparks zur Steigerung der Biodiversität unterscheiden sich nicht wesentlich von denen herkömmlicher PV-Freiflächenanlagen. Zentrale Herausforderungen einer ökologischen Aufwertung von Flächen unter PV-Modulen sind deshalb zum einen ein verlässlicher Nachweis seitens der Anlagenbetreiber, zum anderen die entsprechende Anerkennung seitens der Gesetzgebung.
Diskussion unnötig
Schon allein durch die unterschiedlichen Zielsetzungen der Agriphotovoltaik und der Solarparks zur Steigerung der Biodiversität erscheint eine Diskussion darüber wenig gewinnbringend, welcher der beiden Ansätze besser oder schlechter ist. Vor allem aber wird ein gegenseitiges Ausschließen verschiedener PV-Anwendungen auch ganz grundsätzlich der Dringlichkeit der Energiewende nicht gerecht. Wir haben nicht mehr die Zeit, Optionen nacheinander auszuprobieren oder Potenziale zu ignorieren. Alle technisch und sozio-ökonomisch vielversprechenden Anwendungsmöglichkeiten müssen zügig erprobt und über eine Anlaufphase gefördert werden, um Optimierungs- und Kostensenkungspotenziale durch Skalierungs- und Lerneffekte zu realisieren. Dazu brauchen wir selbstverständlich beides: Agriphotovoltaik und Solarparks zur Steigerung der Biodiversität.