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BHKW: So rechnen sich die verschiedenen Typen

Lesezeit: 5 Minuten

Wie sich die verschiedenen Blockheizkraftwerk-Typen im wirtschaftlichen Vergleich schlagen, haben wir an zwei typischen Beispielen aus der Praxis kalkuliert.


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Blockheizkraftwerke gibt es mit Diesel- oder Gas-Otto-Motoren. Beide Systeme haben Stärken und Schwächen. Lesen Sie hierzu auch den Artikel auf der Seite 82. Zusammen mit Dr. Arne Dahlhoff von der Landwirtschaftskammer Nord­rhein-Westfalen haben wir daher an zwei typischen Praxisbeispielen ermittelt, wie sich die verschiedenen Technologien rechnen.


Betrieb A: Stefan Ballast (Name geändert) ist Schweine- und Hähnchenmäster (1 000 Schweine und 40 000 Hähnchenmastplätze). Sein Betrieb liegt in einer Veredlungshochburg, in der Fläche knapp und teuer ist. Dennoch möchte er eine Biogasanlage bauen.


Um den lukrativen Güllebonus für den erzeugten Biogasstrom zu erhalten, muss er nach dem EEG mindestens 30 % Gülle in seiner Anlage einsetzen. Diese Grenze, darf aber nicht einmal unterschritten werden, da andernfalls der Bonus aberkannt wird – und zwar für immer. Daher empfiehlt Dahlhoff mit einem Sicherheitspuffer von 5 % zu kalkulieren, so können die gesetzlichen Vorgaben leichter eingehalten werden. In unseren Berechnungen (Übersicht) haben wir deshalb einen Grenz-Wert von 35 % unterstellt.


Insgesamt fallen auf dem Betrieb Ballast etwa 1 800 m3 Gülle an. Hinzu kommen rund 300 t Hähnchenmist, die ebenfalls nach Maßgabe des EEG auf die 30 %-Grenze angerechnet werden dürfen. Über freie Flächen verfügt der Betrieb aber nicht, er müsste somit für die Biogasanlage Flächen pachten oder Mais zukaufen.


Zündstrahler für die Veredlungsregion


Wenn Ballast den Güllebonus einstreichen will, kann er bei diesen Mengen eine Biogasanlage mit maximal rund 190 Kilowatt elektrischer Leistung bauen. Mit einer größeren Anlage würde er andernfalls die 35 %-Grenze nicht sicher einhalten können.


„In dieser Größenordnung werden auf dem Markt allerdings nur ein 180 Kilowatt Zündstrahler oder ein 190er Gas-Otto-Motor angeboten“, sagt Dahlhoff. Daher stehen derzeit viele Landwirte vor der Frage: Welches der beiden Aggregate passt besser zu meinem Veredelungsbetrieb?


Punkten kann der Zündstrahler mit einem höheren Wirkungsgrad von 40 % (laut Hersteller 42 %, 2 % Sicherheitsabschlag). Der Gas-Otto-Motor kommt dagegen nur auf einen Wirkungsgrad von 37 %. Auch hier wurde ein Sicherheitsabschlag von 2 % berücksichtigt.


Dieser Umstand macht sich beim Maisanbau bzw. -zukauf bemerkbar. So muss Ballast für das Gas-Otto-BHKW 700 t Mais mehr zur Verfügung stellen. Bei einem Maispreis von 32 €/t sind dies Zusatzkosten in Höhe von 22 400 €.


Allerdings kommen beim Zündstrahler hohe Ausgaben für das Zündöl und für Wartung und Reparatur hinzu. Außerdem erzeugt der Gas-Otto-Motor aufgrund der höheren Leistung von 10 kW mehr Strom. Im Vollkostenvergleich überrundet das Gas-Otto-BHKW daher mit einem mitt-leren Jahresüberschuss von rund 30 000 € vor Steuern den Zündstrahler um etwa 6 000 €.


Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit: Denn der höhere Substrat- und Flächenverbrauch des Gas-Otto-BHKW könnten Ballast die Freude über das bessere Ergebnis auf lange Sicht deutlich vermiesen. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben nämlich gezeigt, dass die Substratpreise stark schwanken können – vor allem in Veredlungshochburgen. Wenn beispielsweise der Maispreis auf 42 €/t steigt, würden in der Gas-Otto-Motor-Variante Mehrausgaben in Höhe von 7 000 € anfallen. Der Mehrgewinn von 6 000 € wäre vernichtet.


Dahlhoff empfiehlt Ballast daher: „Der Zündstrahler ist die richtige Wahl. Das Risiko steigender Substratpreise ist gerade in den Veredlungshochburgen zu hoch.“


Ein Blick in die Praxis bestätigt dies: In den viehstarken Regionen werden nach wie vor relativ viele Biogasanlagen gebaut. Zwar sollte der neu eingeführte Güllebonus den Einsatz von Hauptfrüchten reduzieren, der Effekt ist aber bei 35 % Gülle in der Ration kaum spürbar. „Durch den Einsatz der Gülle ersetzt Ballast beispielsweise nur fünf Hektar Mais in seiner Anlage!“, sagt Dahlhoff. Sprich: Die Konkurrenz um die Fläche wird durch die neue Zusatzvergütung somit kaum entschärft. Preiskapriolen wie in den vergangenen Jahren sind vorprogrammiert.


Gas-Otto-BHKW für den Ackerbau


Betrieb B: Hartmut Bouwer (Name geändert) hat es besser. Er wirtschaftet als Viehhalter in einer Region, in der Flächen genügend vorhanden sind. Auch er hat 40 000 Hähnchenmastplätze, seine Schwei­nemast ist mit 1 500 Plätzen allerdings größer als die von Ballast. Er hat somit mehr Gülle zur Verfügung und kann daher sogar eine Anlage mit 250 Kilowatt Leistung bauen, ohne die 35 %-Grenze für den Güllebonus zu unterschreiten.


In dieser Größenklasse stehen sowohl ein Zündstrahler als auch Blockheizkraftwerke mit Gas-Otto-Motorentechnik zur Verfügung. Wie in der Variante A kann der Zündstrahler beim elektrischen Wirkungsgrad und Substratverbrauch deut-lich punkten. Daher müsste Bouwer 600 t mehr Mais einkalkulieren, wenn er sich für die Gas-Otto-Motor-Variante entscheidet. Mehrkosten bei einem Maispreis von 32 €/t im Vergleich mit dem Zündstrahler: 19 200 €.


Allerdings schlagen wie in der Variante A auch beim Zündstrahler die hohen Ausgaben für das Zündöl zu Buche. Hinzu kommen die höheren Belastungen durch Wartungs- und Reparaturarbeiten.


Im Endergebnis überrundet deshalb der Gas-Otto-Motor den Zündstrahler. So kommt die Dieseltechnik auf einen Überschuss von 48 558 €, der Gas-Otto-Motor auf 53 457 €. Das heißt, die Gas-Otto-BHKW-Variante dürfte in unserem Beispiel 100 000 € höhere Investitionskosten verursachen, bevor der jährliche Überschuss in beiden Varianten gleich hoch ist. Da Bouwer über genügend Fläche verfügt, empfiehlt Dahlhoff daher das Gas-Otto-BHKW.


Wir halten fest


Zündstrahler haben einen höheren elektrischen Wirkungsgrad als Gas-Otto-BHKW. Letztere benötigen daher auch mehr Substrat als ihre Konkurrenz, um die gleiche Strommenge zu erzeugen. Daher empfehlen Berater: Dort, wo kaum Flächen zur Verfügung stehen, sollte man auf Zündstrahler setzen.


Wer hingegen in der glücklichen Situation ist und über genügend Fläche verfügt, der fährt mit einem Gas-Otto-BHKW besser. Denn dieses schneidet im wirtschaftlichen Vergleich etwas besser ab. Diethard Rolink

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